Bewertung: 2 / 5
Neo-Yuppie Eric Packer (Robert Pattinson), Selfmade-Millionär und sich seiner Fähigkeiten durchaus bewusst, fährt in seiner weißen Stretchlimousine quer durch Manhattan. Doch dieser Tag ist anders, steht New York kurz vor einem Kollaps: Der US-Präsident ist zugegen, Globalisierungsgegner demonstrieren und ein Rapper wird zu Grabe getragen. Kurzum, draußen tobt die Menge, doch in der Limo scheint das Leben einem seltsamen Fluss zu folgen, in der Eric mit Gespielinnen und Vertrauten philosophiert. Dabei ist er doch nur auf der Suche nach einem Haarschnitt am anderen Ende der Stadt.
Weltweit wackeln seit Jahren die Finanzmärkte, niemand kann uns sagen, ob uns der Euro erhalten bleibt und sogar Gigant Facebook wankt an der Börse. Wo sind sie hin, die Eckpfeiler dieser Gesellschaft, auf die man sich immer irgendwie verlassen konnte? "Es wird schon gutgehen" sagen die einen, die anderen verschlingen jeden Artikel über die derzeitige Finanzsituation und überlegen, wie sie ihre Ersparnisse noch retten können. Mitten in diese Unsicherheit trifft Cronenbergs Cosmopolis wie ein Pfeil genau ins Herz. Ein Film, der zum Denken anregen will, aber die wenigsten zum Genießen verleiten kann. Denn eine bloße Doku braucht keine Hochglanzbilder.
Trailer zu Cosmopolis
Cosmopolis ist durchaus prominent und passend besetzt. Pattinson emanzipiert sich immer weiter von seiner Twilight-Rolle, der den überaus unterkühlten und nach Sex sinnenden Packer mimt. Es fällt nicht schwer, ihm diese Rolle abzunehmen, er gibt sich größte Mühe, ein beeindruckendes Schauspiel ist es dennoch nicht. Mit Juliette Binoche (Der Englische Patient), Mathieu Almaric (Ein Quantum Trost), Samantha Morton (The Messenger - Die letzte Nachricht), Paul Giamatti (Sideways) und Kevin Durand (Real Steel - Stahlharte Gegner) auch in den Nebenrollen klangvoll besetzt, kann der Film dennoch nicht darüber hinwegtäuschen, ein skurriles Neomärchen äußerst zähfließend zu erzählen.
Es fällt uns schwer, Cronenbergs neues Werk vorbehaltlos zu beschreiben, denn trotz intelligenter Erzählung und einer sehr durchdachten Choreographie gehört Cosmopolis mit zu den langweiligsten Filmen, die wir seit Jahren gesehen haben. Selten klaffen Vorstellung und Realität so auseinander, denn nach dem Blick auf den Trailer (siehe unten) haben wir einen überaus beeindruckenden Film erwartet. Doch nach dem Kinobesuch haben wir uns - man mag uns diesen Vergleich verzeihen - nach dem alten Cronenberg und seinem 1986er Die Fliege zurückgesehnt, den wir stets vorziehen würden.
Wer Freude an intimen Details hat und pseudo-intellektuellem Gebrabbel der oberen Zehntausend, wird mit Cosmopolis seine Freude haben und den Film sicherlich auch für sein Heimkinoregal erwerben. Alle anderen werden ihren Hintern im Kinosessel mehrfach von einer Seite auf die andere hin- und herbewegen und alle 15 Minuten sehnlichst auf die Uhr starren, um doch nur enttäuscht festzustellen, dass nicht mal eine Stunde rum ist.
Man mag uns nachsehen, dass es uns bei der Enttäuschung nicht möglich ist, diesem Film einen längeren Text zu widmen. Die lobenswerte Absicht ertrinkt in einem unendlich scheinenden Strom aus Floskeln und Nebensächlichkeiten - Cosmopolis erhält 2 von 5 Hüten für seine hübschen Bilder und eine namhafte Schauspielerriege.
