Bewertung: 3.5 / 5
Das Flackern einer Neonröhre kann verdammt laut sein. Und verdammt unheimlich, wenn man spät abends in einem verwaisten Großraumbüro sitzt und sich beobachtet, verfolgt fühlt. "Was für eine wunderbare Atmosphäre hier", bemerkt David Böttcher (Christian Berkel) ironisch. Als Der letzte Angestellte (2010) wird er im festivalerprobten Horrorfilm des zweifachen Grimmepreisträgers Alexander Adolph die Hölle durchleben.
Besonders angenehm ist David Böttchers neuer Job nicht: Um endlich der Arbeitslosigkeit entfliehen zu können, muss er andere entlassen. Aber schließlich will er seine Frau Irina (Jule Ronstedt) und seinen Sohn Simon (Leo Conzen) ernähren. Wortlos fügen sich die Angestellten ihrem Schicksal - alle bis auf eine: Die ausgezehrte Helenia Blochs (Bibiana Beglau) bekniet den Liquidator, sich die Unterlagen der Firma noch einmal anzusehen. Als Böttcher hart bleibt, stellt Blochs ihm nach - auch nachdem Böttcher sie erhängt in ihrer Wohnung auffand.
Alexander Adolph, der auch das Drehbuch schrieb, nimmt sich in seinem ersten Horrorfilm genüsslich viel Zeit, das Publikum mit klassischen Horrorfilmelementen in Stimmung zu bringen. Telefone klingeln plötzlich, Radios rauschen aus unerklärlichen Gründen, Türen führen ein Eigenleben - man lauert förmlich darauf, im verschwommenen Hintergrund eine Gestalt ausmachen zu können. Doch Adolph legt eine bemerkenswerte Geduld an den Tag. Er wartet. Wartet und streut gekonnt Hinweise, dass es sich bei allem Spuk auch um eine Geisteskrankheit seiner gequälten Hauptfigur handeln könnte.
Und dann scheint Regisseur Adolph plötzlich die Geduld verloren zu haben: In aller Blutigkeit lässt er fortan das Böse wüten, bringt einen Schockmoment nach dem anderen - und übertreibt damit ein wenig. Nicht in Sachen Angst und Ekel: Neben ein paar guten Ideen wirkt das Gros der Horrorszenen nach einer Schrecksekunde sogar recht altbacken. Vielmehr scheint der Krimiexperten (Tatort, Unter Verdacht) nach langer Selbstbeherrschung all die blutigen Fantasien, die ihm vorschwebten, doch noch schnell in den Film gequetscht zu haben. Nur um sicherzugehen, dass sich die Zuschauer auch wirklich gruseln. Das hätte sich mit konsequenterem Psychohorror sicherlich eleganter lösen lassen. Und mit weiterhin flackernder Neonröhre.
Der letzte Angestellte bekommt 3,5 von 5 Hüten.
(Quelle: teleschau - der mediendienst | Annekatrin Liebisch)