Bewertung: 3.5 / 5
Filme auf wahren Begebenheiten sind immer eine besondere Herausforderung. Nimmt man sich zu viele kreative Freiheiten, dann verliert man an Authentizität und muss eine negative Berichterstattung erwarten. Hält man sich allerdings zu sehr an die Wahrheit, läuft man Gefahr den Sehgewohnheiten des Publikums nicht zu entsprechen und am Ende Geld zu verlieren. Last Breath hat sich dafür entschieden, seine Geschichte möglichst originalgetreu zu erzählen. Zahlt sich dieses Risiko aus?
Im Mittelpunkt der Handlung steht der Tiefseetaucher Chris Lemons (Finn Cole). Sein Job ist es Reparaturarbeiten an Unterseekabeln am Grund der Nordsee vorzunehmen. Zu diesem Zweck begibt er sich mit seinen Kollegen bis zu 100 Meter tief ins Meer. Auf einer Routinemission mit seinem erfahrenen Mentor Duncan (Woody Harrelson) und der kühlen Tauchlegende David (Simu Liu) ereignet sich ein schrecklicher Unfall. Chris bleibt allein auf dem dunklen Meeresgrund zurück. Sein Sauerstoff ist knapp. Er muss irgendwie überleben, bis seine Mannschaft zurückkehren und ihn retten kann. Ein gnadenloser Wettkampf gegen die Zeit beginnt.
Die Handlung basiert auf der unglaublichen Geschichte des echten Chris Lemons. Je weniger man über die Hintergründe weiß, desto spannender wird das Filmerlebnis. Trotzdem dürften auch Kenner der Geschichte ordentlich mitfiebern. Der Film nimmt seine Aufgabe, eine wahre Geschichte zu erzählen, überaus ernst. Er verzichtet darauf die Handlung des Films unnötig aufzublähen. Der Hauptcharakter macht keine Heldenreise durch, noch sammelt er wertvolle Erkenntnisse über das Leben, er kämpft einfach um sein eigenes. Die Charaktere sind alle bodenständig. Der Film fühlt sich im Gesamten überaus authentisch an. Last Breath weiß, dass er eine beeindruckende Geschichte erzählt, die keiner Dramatisierung bedarf. Die Welt der Tiefseetaucher wird detailverliebt präsentiert. Immer wieder sind originale Aufnahmen von Tiefseetauchern eingestreut, die sich nahtlos in den Film einfügen. Die Authentizität hilft dem Film eine dichte Atmosphäre aufzubauen und erdet ihn.
Der Film erweist den wahren Begebenheiten größten Respekt und meines Erachtens ist das auch der richtige Ansatz einen solchen Film umzusetzen. Rein filmtechnisch gehen mit diesem Vorgehen allerdings auch Nachteile einher. Als Zuschauer, selbst wenn man die Geschichte nicht kennt, ahnt man schnell, wohin die Reise hier geht. Nach einem soliden ersten und einem beeindruckenden zweiten Akt flacht daher die Spannungskurve im letzten Drittel erheblich ab. Die Ereignisse entwickeln sich zum Teil eben nicht so dramatisch wie man es aus gängigen Hollywood-Produktionen gewohnt ist. In der Darstellung seiner Charaktere bleibt der Film auch immer etwas distanziert, was sich gerade im Finale rächt, weil die Emotionen auf diese Weise nicht ganz im Publikum ankommen. Die Schauspieler machen durch die Bank weg einen guten Job, letztendlich gibt ihnen das Drehbuch allerdings nicht genug Spielraum, um bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Gerade das Finale des Films wirkt daher unerwartet kühl.
Die Kritik am dritten Akt soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass man es hier man einem grundsoliden Thriller zu tun, der letztendlich von seiner eigenen Authentizität lebt. Er zahlt am Ende einen Preis für seine Erzählweise, aber nicht nur verdient diese Entscheidung Respekt, sie sorgt für ein atmosphärisches Filmerlebnis, das ganz besonders im zweiten Akt kaum an Spannung zu überbieten ist. Ich kann den Film daher jedem empfehlen, der sich auch nur ansatzweise für die Thematik erwärmen kann.
