Bewertung: 4 / 5
Eyad ist Palästinenser in Israel. Sein Vater glaubt an die Unabhängigkeit seines Volkes, will aber auch, dass die Schulbildung seines hochintelligenten und begabten Sohnes an erster Stelle steht. Und so kommt Eyad Ende der 1980er Jahre auf eine Eliteschule in Jerusalem. Dort ist er als Araber ein Außenseiter und findet nur schwer Kontakt zu seinen Mitschülern. Nur Naomi, ein israelisches Mädchen, findet Gefallen an seiner ruhigen Art. Und auch dem im Rollstuhl sitzenden Yonatan ist es egal, was oder wer Eyad eigentlich ist. Doch für Eyad selbst wird es immer schwieriger, den Drahtseilakt zwischen den Kulturen, Religionen und politischen Ansichten auszubalancieren. Und dabei nicht sich selbst zu verlieren.
Zu Beginn von Eran Riklis' Mein Herz tanzt, der auf dem Roman "Dancing Arabs" von Sayed Kashua basiert, ist die Stimmung noch von kindlich-heiterem Spaß geprägt. Interkulturelle Missverständnisse zwischen Palästinensern und Isrealis gehören zum Alltag in Eyads Heimatdorf. Je erwachsener Eyad wird, desto komplexer und dramatischer gestalten sich allerdings die Schwierigkeiten. Glaubwürdig verkörpert Tawfeek Barhum dabei einen jungen Mann, der innerhalb der politischen Unruhen seine eigene Position im Leben sucht und dabei mit mancher Hürde konfrontiert wird. Sämtliche Charaktere sind mit liebevollem Einfühlungsvermögen gezeichnet, fern von Klischees oder Abziehbildern.
Trailer zu Mein Herz tanzt
Auch die Schauspielführung durch die Regie sowie die Dialoge und die beeindruckende Kameraarbeit wirken sensibel und klug durchdacht. Dem Zuschauer wird es leicht gemacht, jede Position im Film nachvollziehen zu können, um sich dann seine eigene Meinung zu bilden. Wie nebenbei und zwischen den Zeilen vermittelt sich auch ein geschichtlicher Exkurs über den jahrzehntelangen Konflikt zwischen Israel und Palästina, die auch heute noch ungelöst besteht. In erster Linie aber ist Mein Herz tanzt ein angenehm ruhig erzählter und berührender Film mit vielen kleinen wahrhaftigen Momenten und Erkenntnissen. Ein Film über Freundschaft, Respekt, das Erwachsenwerden und das Finden der eigenen Stimme und Identität.
Mit Herz und Humor greift Mein Herz tanzt das tägliche Misstrauen und die Schikanen auf, denen sich Palästinenser ausgesetzt sehen. Aber Regisseur Eran Riklis Film klagt nicht bloß an. Auch ein wenig Lachen über den Wahnsinn ist gestattet, der seit Jahrzehnten den Alltag der Region bestimmt. Diese Leichtfüßigkeit kann auch jenen Zuschauern den filmthematischen Zugang erleichtern, die sich mit politischen Themen eher schwer tun.
Prädikat: besonders wertvoll
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung