Bewertung: 4 / 5
Ich mache es mal etwas kürzer als sonst. Der einzige Grund, warum ich hierzu etwas schreibe ist der, dass ich der Meinung bin, dass manche Filme zu Unrecht etwas unter dem Radar laufen. Nicht dass sie super gut wären, aber sie sind deutlich besser als der ganze Schrott, der überall einen gewissen Hype hat und daher gehen die Filme irgendwie unter. The Unforgivable fällt eindeutig in diese Kategorie.
Erzählt wird die Geschichte einer Copkillerin, die auf Bewährung rauskommt, dabei einerseits ihr Leben in den Griff zu bekommen versucht, und andererseits versucht heraus zu finden, was aus ihrer jüngeren Schwetser geworden ist. Inszeniert ist der Film von Nora Fingscheidt - der Regisseurin von Systemsprenger - und damit dürfte auch allen, die ihren anderen Film kennen, klar sein, wohin die Gemengelage führt.
Trailer zu The Unforgivable
Angeführt wird der All-Star-Cast, in dem sich wirklich jeder seiner Rolle unterordnet, von einer überragenden und erstaunlich unglamourösen Sandra Bullock. Wenn man gemein sein will, könnte man fast sagen, dass dieser Film schauspieltechnisch das für die gute Bullock ist, was Copland für Stallone war ;-)
Der Film bleibt die ganze Zeit über schön depri und gibt der Protagonistion immer wieder einen in die Fresse oder Magengrube, und positioniert sich auch eindeutig zum Strafvollzugssystem in den USA (oder weltweit).
Er hat letztendlich eine Auflösung, die ihm einen gewissen Grad an nachvollziehbarem Kritik eingebracht hat, auch insofern, dass gesagt und behauptet wurde, dass die Auflösung nicht dem entspricht, wohin der Film die 2 Stunden vorher kompromisslos zuzusteuern scheint.
Das mag Ansichtssache sein, denn ich persönlich finde, dass der Film irgendwann wirklich alle Klischees bedient, nur um ihr alltägliches Scheitern so schonungslos und drastisch wie möglich vorzubereiten, und dabei wird wirklich nichts ausgelassen, damit das Ende so fatalistisch wie möglich vorbereitet wird. Und im Stile einer antiken griechischen oder neuen koreanischen Tragödie stehen alle Dominosteine bereit, die Katstrophe komplett zu entfachen.
Wäre es möglich, dass der Film nihilistisch endet und wäre er trotzdem möglicherweise gut oder gar besser? Auf jeden Fall! Muss das der Fall sein, damit der Film als gut angesehen wird? Nein.
Manchmal, nur manchmal, braucht das Publikum auch mal so etwas wie einen Silberstreif am Horizont, selbst im dunkelsten Film. Und wenn es sich um einen halbwegs realistischen Alltagsreisser handelt, erst recht.
Das wahre Leben ist manchmal hart genug.
Empfeheln kann ich den Film auf alle Fälle, nur halt nicht jedem ;-)