Update: In einem neuen Interview mit Associated Press erklärt und verteidigt Christopher Nolan das PG-13-Rating von Dunkirk. Alle seine großen Blockbuster seien PG-13 gewesen, es ist eine Altersfreigabe, mit der er sich rundum wohlfühlt und gerne arbeitet. Dunkirk ist für ihn auch kein Kriegsfilm, sondern eine Survival-Story und zuallererst ein Suspense-Film.
So intensiv es auch sein mag, Nolan befasst sich nicht unbedingt mit den blutigen Aspekten des Krieges, die in so vielen Filmen schon so gut dargestellt worden seien. Man hat eine andere Herangehensweise versucht, wollte Intensität anders erzeugen. Es geht um den sehr direkten und menschlichen Wunsch oder Trieb, zu überleben. Deshalb sei Dunkirk der menschlichste Film, den er je gemacht habe, so Nolan. Wir sind in diesem kritischen Moment bei den Charakteren, also mittendrin. Wer sie vorher waren oder wer sie danach sein werden, spielt keine große Rolle.
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Filme von Christopher Nolan sind immer was Besonderes. Nicht jeder mag sie, aber Nolan liefert jedes Mal ab und steht für Qualität. Uns fallen nur wenige Regisseure ein, über deren Filme derart hitzig diskutiert wird, die hinterher so genau analysiert werden wie seine. Dieses Jahr, ab dem 27. Juli, nimmt Nolan uns mit in den Zweiten Weltkrieg - wobei er Dunkirk weniger als Kriegsfilm, sondern eher als Survival-Film sieht. Zur Struktur hat er ja schon einiges erzählt, jetzt geht es weiter.
Warum Dunkirk, warum gerade diese Geschichte? Weil es eine der spannendsten Situationen ist, von denen er je gehört hat, erklärt Nolan. 400.000 Männer, die ganze britische Armee, gefangen am Strand von Dünkirchen. Mit dem Rücken zum Meer und ihrem Zuhause nur 26 Meilen entfernt, aber unmöglich zu erreichen. Der Feind rückt immer näher, und es gibt eine Wahl - die Wahl zwischen Vernichtung und Aufgabe. Dieser außergewöhnliche Suspense-Faktor sprach Nolan unter anderem an, dem versucht man gerecht zu werden. Mit unerbittlichem Erzähltempo und intensiven Actionszenen, ein anderer Rhythmus als bei seinen bisherigen Filmen, sagt Nolan.
Es wurde so viel wie möglich real und von Hand gemacht und mehr im IMAX-Format gedreht als je zuvor, um den Zuschauern das Gefühl zu geben, sie seien hautnah dabei. Nolan und sein Team inklusive Kameramann Hoyte van Hoytema (Interstellar) fanden eine Möglichkeit, die gigantischen IMAX-Kameras an den winzigen historischen Kampfflugzeugen (britische Spitfires) aus dem Zweiten Weltkrieg anzubringen, was zunächst unmöglich schien. Nolan glaubt nicht, dass jemals schon versucht wurde, Luftschlachten so zu filmen. Man ist mittendrin. Das Gerücht, er habe eines dieser Flugzeuge absichtlich gecrasht, stimmt aber nicht. Es sei wahrscheinlich nur entstanden, da so viel mit echten Flugzeugen gearbeitet wurde, meint Nolan.
Interessant auch, dass Dunkirk allgemein mehr übers Visuelle kommt. Der visuelle Aspekt soll von Anfang an dominant sein. Es wird zwar gesprochen, die Story jedoch überwiegend mit visuellen Mitteln erzählt, mit Action und Suspense. So soll man einen eindringlichen Eindruck davon bekommen, wie es wäre, mit dieser grauenhaft paradoxen Situation konfrontiert zu werden. Die visuelle Natur der in Dunkirk erzählten Geschichte war für Nolan auch die größte Herausforderung.