Hier geht es mal nicht um irgendwelche Sequels, Prequels, Remakes oder Reboots. Man muss ja nicht immer auf ausgetretenen Pfaden latschen.
Inspiration für neue Filme bezieht Hollywood mitunter auch woanders her. Mal werden wahre Ereignisse verfilmt, mal Romane oder Comics adaptiert. Und in gar nicht so wenigen Fällen dienen kleine, aber feine Kurzfilme als Ausgangspunkt.
Zu welchem Zweck auch immer diese Filmchen gemacht werden, ob aus Spaß, für Festivals, als Pitch bzw. Proof-of-Concept, zur Demonstration der eigenen Fähigkeiten oder aus all diesen Gründen auf einmal - immer wieder gibt es welche, die nachhaltig beeindrucken und in denen die Studios Potenzial für mehr sehen, so dass man sie zu vollwertigen Filmen ausbauen lässt.
Welche Kinofilme als Kurzfilme anfingen, damit beschäftigen wir uns jetzt! Alles konnten wir nicht unterbringen, Sachen wie etwa Boogie Nights, Sling Blade - Auf Messers Schneide, Bube, Dame, König, grAs oder Half Nelson haben wir schweren Herzens weggelassen. Aber die Wichtigsten sind dabei - und vielleicht für euch ja auch die eine oder andere Überraschung.
THX 1138
Bevor er in den 70ern mit American Graffiti und einer gewissen Sternenkrieg-Saga berühmt wurde, war George Lucas noch etwas experimenteller unterwegs. Zurück an der University of Southern California, wo er auch studiert hatte, drehte er 1967 einen dystopischen Sci-Fi-Kurzfilm namens Electronic Labyrinth: THX 1138 4EB. Der war sehr abstrakt gehalten: In einer sterilen Zukunft, in der die Menschen ihre Identität in einem Labyrinth der Technologie verloren haben, versucht ein Mann - der titelgebende THX 1138 - zu fliehen und aus diesem Albtraum auszubrechen. Francis Ford Coppola mit seiner neu gegründeten Produktionsfirma American Zoetrope half Lucas daraufhin, die Spielfilm-Version THX 1138 zu machen (in der Hauptrolle Robert Duvall), die zum Kultklassiker wurde. Star Wars kam erst danach. Der Kurzfilm wiederum wurde 2010 als besonders erhaltenswert eingestuft und ins National Film Registry aufgenommen.
Tanz der Teufel
Wie sang der Beckenbauer-Franz einst? Gute Freunde kann niemand trennen. Sam Raimi und Bruce Campbell wuchsen zusammen auf und verbrachten einen Großteil ihrer Jugend damit, Kurzfilme zu drehen. Schließlich setzten sie alles auf eine Karte, mit einem Horrorfilm wollten sie potenzielle Geldgeber davon überzeugen, dass sie es draufhaben. So entstand 1978 ihr Tanz der Teufel-Prototyp Within the Woods, aus dem viele Ideen ihren Weg in die spätere Langfassung fanden. Raimi und Campbell kratzten 1.600 $ zusammen, holten sich ein paar Freunde dazu und zogen mit einer Super 8-Kamera bewaffnet los, um irgendwo im Nirgendwo zu filmen. Alle Zutaten waren schon da: eine Hütte im Wald, eine böse Macht und einige Opfer, von denen Raimi außer Campbell noch andere treu blieben. Der Anfang einer Erfolgsgeschichte!
Toy Story
Toy Story hat einen Namen: John Lasseter. Während seiner Zeit als Disney-Animator pitchte er dem Studio einen komplett computeranimierten Film, doch diese Idee wurde abgelehnt und er gefeuert. Mit Pixar kreierte er später kurze, computeranimierte Filme, und Tin Toy gewann 1988 als erster CGI-Animationsfilm den Oscar für den besten animierten Kurzfilm. Die Protagonisten: eine Ein-Mann-Orchester-Blechfigur und ein zerstörerisches Baby. Disney wurde darauf aufmerksam und versuchte Lasseter zurückzuholen, was zur Kooperation mit Pixar und zu Toy Story führte. Anfangs sollte die Blechfigur sogar der Hauptcharakter sein, aber man fand sie zu altmodisch, so dass Woody und Buzz Lightyear ins Spiel kamen. Spielzeuge, die leben, Gefühle haben und wollen, dass mit ihnen gespielt wird - wie der Kurzfilm den Kino-Hit beeinflusst hat, ist offensichtlich.
12 Monkeys
Meistens sind die Regisseure der Kurzfilme und ihrer Langfassungen ja ein und dieselben, hier jedoch nicht. 12 Monkeys, der Sci-Fi-Klassiker, der Brad Pitt seine erste Oscar-Nominierung bescherte, basiert auf dem französischen Kurzfilm "Am Rande des Rollfelds" (im Original La Jetée) von Chris Marker, reicht also bis ins Jahr 1962 zurück. Nüchtern erzählt und schön fotografiert, geht es um einen namenlosen Mann, der nach dem Dritten Weltkrieg im Untergrund eines postapokalyptischen Paris gefangen gehalten wird. Wissenschaftler schicken ihn in die Vergangenheit zurück, weil er eine der wenigen Testpersonen ist, die die schmerzhaft-strapaziöse Reise durch die Zeit verkraften. Sein Auftrag: Er soll den Lauf der Geschichte verändern, klar. Tatsächlich übernahm Terry Gilliam einige Elemente daraus in seinen Film.