Als Der Pate im Jahre 1972 über die Leinwände flimmerte, wurde das Mafia-Epos prompt als Welt-Hit gefeiert. Nicht nur bezeugte diese elegische Geschichte über die internen Zwistigkeiten im Gangster-Business einmal mehr das sagenumwobene Schauspiel von Marlon Brando, es machte auch Al Pacino im Handumdrehen zum Star - und das nach gerade einmal drei Jahren im Geschäft! Seit Jahren ranken sich deshalb die Mythen um sein Fernbleiben bei der nachfolgenden Oscar-Verleihung 1973. Nun räumte Pacino endlich mit den Mutmaßungen auf.
Die gängigste Theorie besagt, dass Pacino der Veranstaltung den Rücken kehrte, weil er trotz seiner hinreißenden Darbietung keine Nominierung in der Kategorie "Bester Nebendarsteller" erhielt. Die Wahrheit ist allerdings amüsanter: Rebellion gegen das Establishment zählte in dieser Ära schlicht zum guten Ton.
"Ich war in einer Phase meines Lebens, in der ich mehr oder weniger rebellisch war", so der Schauspieler. Nach seiner Einschätzung hätte das zur damaligen Tradition gehört. Dies belegt er damit, dass auch sein scheuer Schauspielkollege Robert de Niro derartigen Veranstaltungen für gewöhnlich fernblieb. In dem Zusammenhang erinnert er daran, dass auch de Niro im Zuge seines Gewinns als "Bester Nebendarsteller" für Der Pate 2 nicht ins Rampenlicht der Oscar-Verleihung 1975 trat und stattdessen Regisseur Fancis Ford Coppola den Preis entgegennahm.
Pacino geht sogar noch einen Schritt weiter und verweist auf den Eklat, rund um die Übergabe der goldenen Trophäe an Marlon Brando: "Sehen Sie, Marlon hat den Oscar zurückgegeben. Was sagt man dazu? Sie rebellierten gegen das Hollywood-Ding. So etwas lag in der Luft."
Zum historischen Hintergrund der damaligen Oscar-Verleihung 1973: Als Marlon Brando für seine Leistung in Der Pate als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet wurde, schickte er Sacheen Littlefeather, den Präsidenten des National Native American Affirmative Image Committee, um den Oscar in seinem Namen abzulehnen. Auf diese Weise brachte er seinen Protest gegen Hollywoods Behandlung der amerikanischen Ur-Einwohner zum Ausdruck.
Statements wie dieses verdeutlichen die Attitüde, die in diesen Jahren mit jungen Schauspielern in Verbindung gebracht und wenigstens in Teilen sogar erwartet wurde. Es freut uns entsprechend sehr, dass ein Alt-Star wie Pacino auf diese Zeit zu sprechen kommt und um sein damals berechnendes Auftreten kein Geheimnis macht.
Bereits am 24. März bekommen alle Cineasten die Chance, eine generalüberholte 4K-Blu-Ray-Fassung aller drei Der Pate-Filme zu erwerben. Die ersten beiden Filme der Trilogie wurden zu diesem Zweck restauriert und neu abgetastet. Abgerundet wird das cineastische Schmankerl von der neuen Fassung des dritten Films, die unter dem Titel Mario Puzos Der Pate, Epilog: Der Tod von Michael Corleone seit 2020 existiert.