Diese Rechnung kennen wir mittlerweile zur Genüge: Ein beliebtes Action-Franchise, dessen Ursprünge in den altehrwürdigen 80ern liegt, soll gehörig aufpoliert werden. Doch leider vergisst man bei allem Chrom die Patina des Originals zu konservieren. Herauskommt: ein relativ seelenloses Werk, das nur deshalb realisiert wurde, weil man mit einem einst klangvollen Namen werben wollte. Es ist auch eine Geschichte über das RoboCop-Remake, das von José Padilha für ein neugieriges Kinopublikum inszeniert wurde.
Joel Kinnaman, Hauptdarsteller des RoboCop-Reinfalls, sieht die Angelegenheit zwiespältig: Einerseits sei er für die Dreherfahrung dankbar und er liebe auch den Ansatz von Padilha als Regisseur, doch andererseits sei es nicht das, was RoboCop ursprünglich ausgezeichnet habe. Der ursprüngliche Film habe vor allem von seinem satirischen Ansatz gelebt. Zwar habe das neue Werk ebenfalls interessante, anti-imperialistische Gedanken zum Ausdruck bringen können, doch letztlich vertritt Kinnaman die Ansicht, dass es besser gewesen wäre, man hätte den Sci-Fi-Film losgelöst vom schweren Erbe dieses Franchises in die Kinos gebracht.
Der Star aus dem bevorstehenden John Woo-Actioner Silent Night würde die Rolle heute außerdem mit mehr Eigenleben ausstatten. Dass Kinnaman tiefgründige Rollen durchaus draufhat, bewies er unter anderem in der Netflix-Serie The Killing und Altered Carbon - Das Unsterblichkeitsprogramm
Der 1987 von Paul Verhoeven realisierte Originalfilm gilt als Meilenstein des dystopischen Films, denn er verbindet brutale Action-Momente mit einer zynischen Kapitalismuskritik. Zugleich ist Peter Weller das menschliche Gesicht dieses Werkes, doch genau diese psychologische und philosophische Ebene des Menschseins und des drohenden Verlusts kann man verkennen, wenn man sich im Sinne des Marketings nur auf die äußeren Marker eines emotionslosen Gesetzeshüters im Robo-Gewand, der es mit den ganz bösen von Detroit aufnimmt, zu stützen versucht.
Sei es aber, wie es sei: letztlich konnte das Remake von RoboCop nicht einmal 250 Mio. US-Dollar an den weltweiten Kinokassen einspielen, weshalb es wohl auch nicht zu einem Wiedersehen mit dem auf zwei Beinen laufenden Polizeipanzer kam, der mit Fragen seiner Identität ringt. Jüngst durften Gaming-affine Personen aber mit RoboCop ihren Spaß haben, denn RoboCop: Rogue City wurde vor wenigen Wochen für aktuelle Konsolen und PC veröffentlicht und bietet den alteingesessenen Fans durchaus einen Mehrwert.
Silent Night mit einem deutlich weniger geschwätzigen Joel Kinnaman in der Hauptrolle wird ab dem 14. Dezember die deutschen Kinos beschallen.