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Antlers

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Antlers Kritik

Antlers Kritik

Antlers Kritik
0 Kommentare - 08.11.2021 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Antlers" ist.
Antlers

Bewertung: 3 / 5

In einem stillen Örtchen im Staat Oregon werden nach und nach Menschen völlig zerstückelt aufgefunden. Die Lehrerin Julia Meadows (Keri Russell) geht ihrem gewohnten Alltag nach, und entdeckt in ihrem in sich gekehrten Schüler Lucas (Jeremy T. Thomas) etwas dunkles, was sie aufhorchen lässt. Unterdessen wird ihr Bruder Paul Meadwos (Jesse Plemons) als Sheriff des Ortes mit den Todesfällen betraut und stellt Ermittlungen an. Julia hingegen lässt ihr Schüler nicht mehr zu Ruhe kommen, und so stellt auch sie auf eigene Faust Ermittlungen an, und kommt einem dunklen Geheimnis auf die Spur.

Wie in Filmen alles immer zueinander findet, ist schon erstaunlich. Völlig konstruierte Handlungsweisen und Vorgänge der inneren Psyche, werden so oft nach Außen getragen und finden ihren Weg in die Leben jener Figuren. Da geschieht eine Art Heroisierung, ein Interesse, daß sich in teilweise seltsamen Momenten zu offenbaren scheint. Dann wird darauß ein Mission im Sinne der Heldenreise, die sich auch in Antlers wiederfindet. So dümpelt die Geschichte um eine überfürsorgliche Lehrerin und einen auffällig-unauffälligem Schüler solange vor sich hin, wie es der Film in seiner Konstruktion eben möchte. Doch wenn dann in die Geschehnisse der einzelnen Tagesabläufe eingegriffen wird, passiert das eben in eher filmischen Hinsicht, nicht aber in einer realen Hinsicht. Denn ja, auch Lehrkräfte haben nicht zwangsweise immer den einfachsten Job und rühmen sich damit einen eher langen Tag zu haben. Das sich eine Lehrerin, die etwas den Schüler bedrückendes beobachtet, Helikoptermäßig zur Spionage in eigener Sache abbestellt, ist dann auch in einem Horrorfilm etwas weit hergeholt. Die Beziehung der beiden ist ja auch nicht im mindesten irgendwie geklärt und erscheint mehr auf einer Hollywood-Gefühlsebene stattzufinden. Ja, er ist besonders. Ja, deine Instinkte täuschen dich nicht...

Trailer zu Antlers

Dann wiederum rühmt sich der Film damit ein sehr schwerwiegendes Thema zu behandeln. Gerade Pädagogen werden natürlich ob ihrer Nähe zu dem besonders anfälligen Teil unserer Gesellschaft, nicht selten mit Missbrauch konfrontiert. Und das sich der Film traut, dieses Thema zum zentralen Konflikt der Figuren zu machen, kommt einerseits unerwartet, ist aber in anderer Hinsicht auch ein mutiger Schritt. Klar ist wenn man einen Horrorfilm veröffentlicht, möchte man den Zuschauer schockieren. Dies geschieht dann häufig durch visuelle oder auditive Kniffe im Handwerk um den Film herum, nicht aber durch die eigentliche Geschichte. Und selbst wenn die Geschichte etwas gruseliges zu Sich hat, so ist der Horror doch weit ab der eigentlichen Realität. Doch hier entscheidet sich ebenfalls auch die Möglichkeit der Aufnahme von Antlers durch den Zuschauer. Will man das was da geschieht glauben. Will man hinnehmen, daß die Konstruktion in sich zusammenfällt, wenn man nur einmal logisch darüber nachdenkt. Und damit sind nicht ausschließlich die überirdischen Horroraspekte gemeint. Auch die Handlungsweisen und Denken einiger Figuren ist im Film einfach nicht stimmig. Dazu gesellt sich der Umstand, daß die Themen die der Film so anschneidet eben auch mehr eine Behauptung sind, als tatsächlich clever ausgearbeitete Konflikte. Das mündet in Beziehungskonflikten, in ethischen Konflikten und vielen weiteren, denen der Film nicht gerecht wird.

Die ganze Zeit über hat das etwas unaufgeregtes und wirkt clever inszeniert. Und vermutlich ist der Film auch clever inszeniert. Doch dadurch, daß der Film sich eine beobachtende Betrachtungsweise erlaubt, bleiben die eigentlichen Schocksequenzen, trotz ihres irrealem Erscheinens nüchtern. Sie wirken nicht so wie sie es vielleicht könnten. Zwar treten stereotype Horrorklischees wie Jump-Scares, ein lauter Knall oder die sich synchron verhaltende Musik im Film auf, doch irgendwie lässt es den Zuschauer kalt. Nun ist Scott Cooper ein Regisseur, der sich einer eher nüchternen Betrachtungsweise bedient, wie etwa in Auge um Auge (2013) oder vielleicht auch Black Mass (2015) zu sehen ist. Und sein Stil funktioniert paradoxerweise wenn es darum geht, klare, satte und recht stimmige Bilder einzufangen. Doch in den so wichtigen Momenten scheint es mehr Effekthascherei, als wirklicher Horror zu sein.

Klar ist aber, daß auch die Stärken des Filmes unmittelbar mit den Schwächen zusammenhängen. So kann man den gesamten Hauptcast nur loben. Keri Russell als fürsorgende Lehrerin ist gut und gerade wenn der Film ihre Figur mit Erfahrungen ausschmückt, trägt sie diesen mit einer gewissen Würde und Härte. Sie macht die ganze Zeit über den Eindruck, als habe sie zwar nicht immer die Kontrolle, dennoch zieht sie eine gewisse Kraft aus den eigenen Erlebnissen und dem Bedürfnis nach Aufklärung und zu Helfen. Dazu dann der von Jeremy T. Thomas gespielte Lucas, der primär auf mimisches Schauspiel setzt. Seine Figur bekommt zwar in machen Momenten, typische Jugenddialoge, die gegen Ende doch mehr der Vorstellung eines Erwachsenen über das Auftreten eines Jugendlichen in seiner Sozialisation entsprechen, als tatsächlicher Rhetorik junger Menschen. Dennoch kann er als traumatisierter Junge punkten. Auch hier darf man dem medizinischen und psychologischen Maßstab nicht zu eng anlegen. Gleichsam funktioniert das Aufeinandertreffen der beiden Figuren im Zusammenspiel gut und ist schon als Spiegelverhältnis zu verstehen, in dem einzelne Traumata durch das Auftauchen von Ähnlichkeiten aufgearbeitet werden. In manchen Momenten wirkt der Film gerade im Zusammenspiel mit den Charakteren wie die ernstere Version von Split (2016). Eine etwas anders geratene Rolle übernimmt hierbei Jesse Plemons als Paul Meadows, der durch die gemeinsame Vergangenheit mit seiner Schwester einen ausgeprägten Beschützerinstinkt entwickelt hat, und dabei gleichsam eine Art Ruhepol im Film gibt. Das zerrüttete Familienmodell stellt dadurch ebenfalls eine feste Thematik im Film dar

Das geht sogar so weit, daß die unantastbare Familie als wahrer Horror auf Erden dargestellt wird, in welchem der Konservatismus und die naive Herangehensweise an das Thema Ehre der Eltern hier aufgebrochen und zur Schau gestellt wird. Das untermauert der Film durch satte Bilder, in einem einsamen Ort, der völlig vom Leben verlassen wurde und die Industrialisierung in ihren immensen Ausmaßen nicht mehr zu greifen wird. Nicht umsonst findet das seltsame Wesen ja in einer Fabrik sein Zuhause. Die Kleinstadtromantik in Oregon, gemischt mit der sterbenden Welt des Herbstes malen hier im Tag ein unglaublich atmosphärisches Bild, welches von einer großartigen Kamera in klaren und damit realistischen Bildern einfangen wird, die hier auch wieder im Kontrast mit der Dunkelheit und dem Surrealem stehen. Das hat zur Folge, daß auch das Monster, welches so gekonnt aus der Dunkelheit scheint, gut in Szene gesetzt wird.

Zwar ergeben Horror und Story zusammen kein stimmiges Bild, dennoch kann sich Antlers durch starke Bilder und Schauspieler ganz gutr über die Unterdurchschnittlichkeit retten. Ambitioniert ist der Film alle Male, so spricht er Themen an, die man in unserer Gesellschaft als unangenehm empfindet, scheitert aber an der Konsequenz jener Charakterisierungen. Wenngleich das funktioniert, hätte es auch wesentlich besser funktionieren können.

Antlers Bewertung
Bewertung des Films
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