
Karate-Champs, oder einfach nur Schauspieler?
Tatsächlich gab es bei Karate Kid auch echte Kampfsportler – allerdings nicht unter den Hauptdarstellern. Dies führte dann auch zu unfreiwillig komischen Situationen. Um alles so realistisch wie möglich zu gestalten, organisierte man für den Schluss des Films ein echtes Karate-Turnier und engagierte erfahrene Kampfsportler, die im Hintergrund kämpften. In den Pausen beobachteten sie die choreografierten Kämpfe der Schauspieler und konnten sich ein Lachen nicht verkneifen. William Zabka (Johnny Lawrence) fühlte sich fast wie ein Hochstapler, da er einfach nur das tat, was ihm Pat Johnson – Trainer und Choreograf – aufgetragen hatte. Johnson, ein ehemaliger Kampfgefährte von Chuck Norris, brachte den Schauspielern die notwendigen Bewegungen bei.
Robert Kamen wollte für die Hauptrolle ohnehin keinen Karate-Profi. Für Daniel LaRusso standen zunächst Namen wie Emilio Estevez oder Nicolas Cage auf der Liste. Doch mit seiner Performance im Film Die Outsider von Francis Ford Coppola machte Ralph Macchio auf sich aufmerksam. Als Kamen den 21-jährigen Schauspieler kennenlernte, dachte er nur: "Keine Muskeln… eine kleine, magere Bohnenstange." Macchio probierte einige Block- und Schlagtechniken, doch er war völlig unkoordiniert und unfähig – perfekt für die Rolle!
Für Mr. Miyagi wollte Jerry Weintraub den berühmten japanischen Schauspieler Toshiro Mifune an Bord holen, den der ein oder andere aus Werken, wie Die sieben Samurai, oder Die Verborgene Festung kennen wird. Leider sprach Mifune kein Wort Englisch. Die Wahl fiel schließlich auf Pat Morita, was zunächst niemand glauben konnte. Jeder kannte ihn nur aus der Serie Happy Days. "Er war der Typ `Stand-up-Comedian`, der auf die Bühne ging, betrunken, schmutzig und unflätig. Er war nicht Pat Morita, der Sensei", so Regieassistent Clifford Coleman. Dass Morita mit seiner Darstellung eine Oscarnominierung einheimste, spricht für sich.
Für die Rolle von Ali Mills waren Helen Hunt oder Demi Moore im Gespräch. Doch schließlich bekam die damals noch weitgehend unbekannte Elisabeth Shue (Zurück in die Zukunft 2) die Rolle – ihr erster Kinofilm.
Auch der Antagonist Johnny Lawrence hatte jede Menge Bewerber. William Zabka erinnerte sich später in einem Interview mit Hollywood Outbreak, wie er beim Vorsprechen bei Columbia Pictures Regisseur Avildsen am Kragen packte, um ihn nach seiner Performance wieder in seinen Stuhl zurückzuwerfen. Sofort entschuldigte er sich und erklärte: "Das war Johnny, nicht ich." Seine Präsenz, seine Statur und die Fähigkeit, Karatetechniken direkt umzusetzen, machten ihn zur perfekten Wahl – und auch für ihn war es die erste Rolle in einem Kinofilm.
Das Vermächtnis von Karate Kid
Bei Produktionskosten von gerade einmal 8 Mio US-Dollar, wurde Karate Kid, bei weltweiten Einnahmen von über 126 Millionen US-Dollar, ein voller Erfolg. Auch die Nachfolger Karate Kid 2 - Entscheidung in Okinawa (1986) und Karate Kid 3 - Die letzte Entscheidung (1989) konnten an den Erfolg anknüpfen. Erst Karate Kid 4 - Die nächste Generation (1994) – ohne Beteiligung von John G. Avildsen und Ralph Macchio – konnte das Niveau nicht mehr halten.
So blieb es erst einmal ruhig um das Franchise, bis 2010 eine Neuinterpretation gewagt wurde. Mit Jackie Chan und Jaden Smith in den Hauptrollen überraschte Karate Kid (2010) mit dem bis dato besten Ergebnis: Weltweites Einspielergebnis von 359 Millionen US-Dollar bei einem Budget von 40 Millionen US-Dollar.
Die Sitcom How I Met Your Mother (HIMYM) lieferte schließlich die Inspiration, eine Fortsetzung mit der alten Garde zu produzieren. Durch die humoristischen Auftritte von Ralph Macchio und William Zabka in der achten Staffel wurde die Theorie aufgeworfen, dass Johnny Lawrence der missverstandene Held und Daniel LaRusso der eigentliche Bösewicht des Originalfilms sei. Die Auftritte in HIMYM beeinflussten zwar nicht direkt die Storyline der Serie Cobra Kai, aber sie zeigten, dass das Franchise immer noch relevant war. Die Idee, zu erzählen, was nach all den Jahren mit diesen Charakteren passierte, und das ganze auf eine vielschichtige Ebene zu transportieren, wurde vom Publikum dankbar angenommen.
Mit Cobra Kai konnte die Geschichte, die 1984 begann, nicht nur seine alten Fans aus den 80ern begeistern, sondern auch eine neue Generation für sich gewinnen. Nun wagt man 2025 ein Quasi-Crossover des Originals und der Neuverfilmung von 2010: Karate Kid - Legends startet am 29. Mai 2025 mit Jackie Chan & Ralph Macchio.
Nach vier Jahrzehnten voller Kranich-Kicks, Wachspolitur und Lebensweisheiten darf man gespannt sein, wie die Reise von Karate Kid in Zukunft weitergehen wird!