King Kong, der Klang dieses Namens lässt das Herz jedes Filmfans höher schlagen. Da sprechen wir sicher nicht nur für uns. Auch als "das achte Weltwunder" bezeichnet, kann sich so gut wie keiner der Faszination des riesigen Affen entziehen, der über seine exotische Insel herrscht und eine Schwäche für blonde Mädels hat. Kong ist Kult!
Und er kehrt mit Kong - Skull Island auf die Kinoleinwand zurück, um sich dann später in Godzilla vs. Kong mit dem anderen Giganten des Monsterfilms zu messen, der ebenfalls den Königstitel für sich beansprucht. Das kann ja nur monumental werden. Grund genug, King Kong ein eigenes Special zu spendieren und seine Geschichte, die bis in die frühen 1930er-Jahre zurückreicht, näher zu beleuchten. Alles können wir nicht abdecken, aber hoffentlich die wichtigsten Aspekte. Wo fangen wir an? Natürlich ganz am Anfang!
Wie alles seinen Lauf nahm
Im Gegensatz zu Godzilla ist King Kong keine japanische Erfindung, sondern eine amerikanische. US-Filmemacher Merian C. Cooper, der sich schon vom Kindesalter an für Gorillas begeisterte und seine Faszination in die Welt hinaustragen wollte, hatte die Idee zu einem Horrorfilm, in dem ein Riesengorilla die Menschheit terrorisieren sollte. Mit dem Skript beauftragte er Edgar Wallace (ja, den Edgar Wallace), der aber bald darauf verstarb und wenn, dann nur sehr wenig beitragen konnte. Letztlich schrieb Ruth Rose die finale Version des Drehbuchs, während Ernest B. Schoedsack, ihr Ehemann, Coopers Co-Regisseur wurde und RKO Pictures den Film produzierte.
Das Original - "It was Beauty killed the Beast"
Heraus kam 1933 King Kong und die weiße Frau, ein Schwarz-Weiß-Streifen mit für die damalige Zeit bahnbrechenden Spezialeffekten und ein ewiger Klassiker. Die Story in aller Kompaktheit: Von den Eingeborenen wie ein Gott verehrt, lebt Kong zusammen mit anderen überdimensionalen, prähistorischen Tieren auf Skull Island im Indischen Ozean, als ihn der Filmregisseur Carl Denham (Robert Armstrong) und seine Crew einfangen und nach New York City verfrachten, um ihn - da haben wir es - als achtes Weltwunder zu präsentieren. Kong kann entkommen und erklimmt das Empire State Building, wird jedoch abgeschossen und stürzt in den Tod. Was Denham zu seinem berühmten Zitat veranlasst: "It was Beauty killed the Beast", also "Schönheit hat die Bestie getötet". Denn nur für seine geliebte Ann Darrow (Fay Wray), eine hinreißende Schauspielerin, die ihm zuvor als Opfergabe dargeboten worden war, kletterte Kong überhaupt erst auf den Wolkenkratzer.
In der Spinnengrube - die verschollene Szene
Einiges an Material, das für King Kong und die weiße Frau gedreht worden war, schaffte es nicht in den fertigen Film. Am berühmtesten und berüchtigtsten ist die sogenannte "Spider Pit Sequence", in der Kong die Mitglieder der Filmcrew von einem Baumstamm schüttelt und sie in eine Schlucht stürzen. Dort werden sie von diversen Kreaturen attackiert, darunter auch Riesenspinnen, was der Sequenz ihren Namen bescherte. Beim ersten Screening bewirkte sie, dass Zuschauer vor Schreck oder Ekel schrien, den Saal verließen und sogar ohnmächtig wurden. Cooper selbst schnitt die Szene daraufhin raus, angeblich aber nicht wegen dieser Reaktionen, sondern weil sie die Story unterbrach. Später rekonstruierte Peter Jackson sie mit seiner Crew und traditionellen Stop-Motion-Effekten. Das Ergebnis kann man auf der Heimkino-Fassung seines King Kong-Remakes oder gleich hier bewundern. Vom Original fehlt bis heute jede Spur.
Fortsetzung, aber dalli!
Es wurde schnell nachgelegt. Noch im selben Jahr wie King Kong und die weiße Frau kam mit King Kongs Sohn schon ein Sequel um die Ecke, bei dem erneut Schoedsack Regie führte. Darin ging es - klare Sache - um Kongs Sohn und zurück nach Skull Island. 1949 brachten Cooper und Schoedsack dann gemeinsam Panik um King Kong (Originaltitel: Mighty Young Joe) ins Kino, ebenfalls mit einem Riesenaffen, aber einem anderen, und ebenfalls mit Armstrong, aber in anderer Rolle. Auch ein Großteil der alten Crew war wieder beteiligt. Allerdings täuscht der deutsche Titel, denn King Kong kommt in diesem Film gar nicht vor. Man warb hierzulande nur mit seinem Namen. Es handelt sich dabei also um keine offizielle King Kong-Fortsetzung.
King Kong erobert Japan
In den 1960er-Jahren sicherte sich das japanische Filmstudio Toho von RKO Pictures die King Kong-Rechte, um eigene Filme mit dem Riesenaffen zu produzieren. King Kong vs. Godzilla entstand 1962 unter der Regie von Ishiro Honda, dem Macher des ersten Godzilla-Films, und erschien bei uns unter dem Titel Die Rückkehr des King Kong. Für beide Monster, King Kong wie Godzilla, war es der erste Auftritt in Farbe. Damit er Godzilla ein ebenbürtiger Gegner sein konnte, wurde Kong auf Kaiju-Größe gebracht, also noch viel größer dargestellt als in den US-Filmen. Und stärker, denn neben seiner reinen Körperkraft und seiner Intelligenz verfügte er über die Fähigkeit, sich elektrisch aufzuladen und Feinden Elektroschocks zu verpassen. Die Japaner eben.
Die zweite King Kong-Produktion von Toho folgte im Jahr 1967, hatte mit der ersten nichts zu tun und hieß King Kong Escapes. Statt gegen Godzilla kämpfte King Kong diesmal unter anderen gegen Mechani-Kong, sein mächtiges Roboter-Ebenbild. Er selbst schrumpfte im Vergleich zu Die Rückkehr des King Kong auf eine Größe, die dem amerikanischen Original schon wesentlich näher kam. In Deutschland wurde beim Titel wieder geschummelt: King Kong - Frankensteins Sohn lautet er, dadurch wollte man den Film als eine Fortsetzung des japanischen Monster-Hits Frankenstein - Der Schrecken mit dem Affengesicht verkaufen, die er natürlich nicht war. Aber die Rechnung ging auf, und so wurde die gleiche Masche bei etlichen Godzilla-Filmen (oft auch mit "Frankenstein" im Titel) angewendet - vermeintliche Sequels zu King Kong - Frankensteins Sohn, ohne dass Kong darin eine Rolle spielte.
Remake Nummer eins - die 76er-Version
Bis 1976, also über vierzig Jahre, ließ ein echtes Remake von King Kong und die weiße Frau auf sich warten - heute undenkbar. Der italienische Produzent Dino De Laurentiis leitete King Kong in die Wege, als Regisseur fungierte John Guillermin. Dabei wurden im Vergleich zum Original einige Änderungen an der Story vorgenommen. Beispielsweise ist es die Aussicht auf reiche Ölvorkommen, die die Expedition zu Kongs Insel führt. Statt aufs Empire State Building kraxelt er auf die Zwillingstürme des World Trade Centers, Dinosaurier fehlen auf Skull Island gänzlich, und alle Charaktere haben andere Namen. So gibt es keine Ann Darrow, sondern eine Dwan - die erste Filmrolle für Jessica Lange, mit der sie sich gleich ins Rampenlicht spielte. An ihrer Seite: der auch noch ziemlich junge Jeff Bridges.
Die Neuverfilmung stieß zwar auf geteilte Meinungen, erwies sich für Paramount Pictures aber als kommerzieller Erfolg. Mehr als das Dreifache seines Budgets spielte King Kong am Ende ein. Bei der wieder von Guillermin gedrehten Fortsetzung King Kong lebt zehn Jahre später, die davon ausging, dass Kong den schweren Beschuss samt Sturz überlebt hat und seitdem im Koma liegt, sah die Sache schon anders aus. Trotz einer Linda Hamilton floppte sie auf ganzer Linie und spielte nicht mal ein Drittel ihrer Produktionskosten ein. Ein Sequel, das man sich hätte sparen können.
Remake Nummer zwei - Peter Jackson!
Direkt nach Abschluss seiner ersten Mittelerde-Trilogie kam Peter Jackson wieder auf King Kong zurück, ein Wunschprojekt von ihm, an dem er schon vor Der Herr der Ringe gearbeitet hatte. King Kong und die weiße Frau faszinierte ihn seit seiner Kindheit, und Universal Pictures bot ihm die Chance, ein Remake nach seinen Vorstellungen zu inszenieren. Jackson konnte aus dem Vollen schöpfen: Er brachte einen Großteil seiner Herr der Ringe-Crew mit, ihm stand modernste Technologie zur Verfügung, und 207 Mio. $ wurden in den Film gepumpt - damaliges Rekord-Budget. Wobei es um 32 Mio. $ überzogen wurde, die Jackson aus eigener Tasche zahlte.
Die menschlichen Hauptrollen spielten Naomi Watts als Ann Darrow, Jack Black als Carl Denham und Adrien Brody als Jack Driscoll (früher Bruce Cabot), während Andy Serkis den Riesengorilla mittels Motion-Capture-Technik zum Leben erweckte, ähnlich, wie er es zuvor bei Gollum in Der Herr der Ringe getan hatte. Jacksons King Kong hält sich inhaltlich enger ans Original als die erste Neuauflage von 1976 und folgt im Prinzip der gleichen Story, auch wenn noch verschiedene Kreaturen hinzukamen, etwa bestimmte Dinosaurier. Sogar die bei King Kong und die weiße Frau weggelassene, weil zu verstörende "Spider Pit Sequence" (siehe oben), in der viele der Abenteurer von übergroßen Insekten und anderem Riesengetier verspeist werden, baute Jackson ein.
Der Erfolg gab ihm Recht. Sein King Kong-Remake erntete überwiegend positive Kritiken und gewann in drei der vier Kategorien, in denen es für den Oscar nominiert war: bester Tonschnitt, beste Tonmischung und beste visuelle Effekte. Nur beim Szenenbild hatte man das Nachsehen. Weltweit spülte der Film 550,5 Mio. $ in die Kinokassen und rechtfertigte seine hohen Kosten somit.
Zurück nach Skull Island
Damit sind wir in der Gegenwart angekommen, die da heißt: Kong - Skull Island! Die 190 Mio. $ schwere Produktion kann als Reboot des King Kong-Franchise verstanden werden. Sie ist Teil des kombinierten neuen King Kong/Godzilla-Universums mit noch anderen gigantischen Superspezies, das Warner Bros. und Legendary Pictures planen. Über Godzilla 2 - King of Monsters führt der Weg hin zu Godzilla vs. Kong, wo sich Riesenechse und Riesenaffe zum ultimativen Showdown treffen sollen. Verknüpft werden die Filme durch die Präsenz von Monarch, der schon aus Godzilla bekannten geheimen Regierungsorganisation.
Anders als King Kong und die weiße Frau und die beiden Remakes spielt Kong - Skull Island nicht in den frühen 1930er-Jahren, sondern in den 70ern zur Zeit des Vietnamkriegs. Ein Team von Forschern und Soldaten wagt sich tief ins Innere einer mythischen, unerforschten Insel, die ebenso schön wie gefährlich ist, ohne zu ahnen, dass sie das Revier des mächtigen Kong betreten. Und der ist auf unerwünschte Besucher gar nicht gut zu sprechen. Zum Ensemble von Regisseur Jordan Vogt-Roberts gehören Tom Hiddleston, Samuel L. Jackson, John Goodman, Brie Larson, John C. Reilly, Toby Kebbell und noch einige mehr. Wetten, dass es nur die wenigsten lebend von Skull Island runter schaffen werden?
"Kong - Skull Island" Trailer 2 (dt.)
Es wurde Wert darauf gelegt, dass sich Kong - Skull Island wie ein klassischer Monsterfilm anfühlt, mit einem (auch als Hommage) an die Urfassung angelehnten, aber dennoch einzigartigen King Kong, der etwas sehr Modernes und zugleich sehr Zeitloses haben soll. Er unterscheidet sich stark von Peter Jacksons Version. War es bei Jackson im Grunde genommen ein vergrößerter Silberrücken-Gorilla, ist es hier eine zweibeinige Affenkreatur, die aufrecht läuft und nicht auf allen Vieren - wie einst im Originalfilm, der diesbezüglich als Vorbild dient. Und sehr viel größer ist dieser neue Kong auch. Er ragt ca. 30 m auf, wohingegen er im Jackson-Remake nur etwa siebeneinhalb misst. Zum Vergleich: Im Original und im 1976-er-Remake sind es um die 15 m, in King Kong - Frankensteins Sohn 20 m. Nur Die Rückkehr des King Kong toppt es noch mit 45 m.
Evolution der Tricktechnik
Mit King Kong selbst haben sich auch die technologischen Mittel verändert und weiterentwickelt, um ihn auf die Leinwand zu bringen. King Kong und die weiße Frau setzte neue Maßstäbe in Sachen Spezialeffekte. Es wurde mit verschiedenen und verschieden großen Kong-Modellen gearbeitet, und die Stop-Motion-Animationen von Trickfilmpionier Willis O'Brien waren ihrer Zeit weit voraus, gerade auch in Verbindung mit den Realszenen durchs neue Verfahren der Miniaturprojektion. Bei King Kongs Sohn kamen diese Methoden erneut zum Einsatz.
Die Japaner verzichteten aus Kostengründen auf Stop-Motion-Technik und setzten aufs billigere Suitmation-Verfahren. Es sind also Schauspielern in Kostümen, die sich da in Die Rückkehr des King Kong als King Kong und Godzilla auf die Rübe hauen und die beiden Monster herumstapfen lassen. Wesentlich aufwendiger wurde es beim 1976er-King Kong: Effektspezialist Carlo Rambaldi konstruierte einen mechanischen Kong, 12,2 m groß, rund 6,5 t schwer und 1,7 Mio. $ teuer. Allerdings wirkte er nicht überzeugend genug und taucht im Film nur ein paar Sekunden lang auf. Das Affenkostüm von Maskenbildner Rick Baker erschien den Machern dann doch als die bessere Wahl, belohnt wurden sie mit dem Oscar für die besten visuellen Effekte.
Danach kamen Peter Jackson, Andy Serkis und ihr preisgekrönter, digital animierter Motion-Capture-Kong, der technologisch alle anderen vor ihm in den Schatten stellte. Im King Kong von 2005 sollte der Riesenaffe nicht vermenschlicht werden, aber auch nicht als reines Filmmonster rüberkommen. Serkis bereitete sich deshalb intensiv auf die Rolle vor, indem er monatelang Gorillas im Zoo und in freier Natur beobachtete, um ihre Bewegungen, Verhaltensweisen und Mimik einzustudieren. Eine Kombination aus CGI und Motion-Capture-Performance (Bewegungen Terry Notary, Mimik Toby Kebbell) ist es auch, die Kong - Skull Island zum Erfolg verhelfen soll.