Vorneweg kann man sagen, dass es Marvels Daredevil gut tut, dass man die gesamte 13-episodige Staffel via Netflix als Bing-Watch-Event genießen kann. Denn so taucht man nicht nur rascher in die Tiefe der Charakterentwicklungen und Crime-Hintergründe ein, sondern braucht so auch auf das sich steigernde Gewaltlevel nicht lange zu warten. Knapp am R-Rating vorbei? Das können wir bestätigen! Aber beginnen wir erst einmal mit Charlie Cox (Boardwalk Empire) als Matt Murdock aka Daredevil. Wir mussten uns erst einmal an den etwas jünger wirkenden Titelhelden gewöhnen, doch das gelang uns schnell. Als junger blinder Anwalt lässt er seinen Charme sprühen, als düsterer Rächer im Ninja-Kostüm wiederum kommt er tatsächlich knallhart rüber, was auch den äußerst gelungenen Kampfchoreographien zu verdanken ist.
Mit der Originstory hält man sich zu Beginn von Daredevil nicht lange auf, sondern streut Elemente davon im Verlauf in Verbindung mit Matts Vater (John Patrick Hayden) und Stick (Scott Glenn) immer mal wieder ein, auch das ist eine gute Entscheidung. Auch der restliche Cast ist wunderbar besetzt, Elden Henson (Butterfly Effect) als Matts Freund Foggy und Deborah Ann Woll (True Blood) als Karen Page passen prima in die Rollen, die beiden würden auch ein tolles Paar abgeben, Funken fliegen auch tatsächlich reichlich zwischen ihnen - auch wenn Karen durchaus auch ein Auge auf Matty wirft. Doch das verliert sich schnell, schließlich gibt es für Daredevil noch Rosario Dawson (Sin City) als Claire Temple aka Night Nurse, auch hier passt die Chemie.
Das Highlight auf der Schurkenseite ist in Daredevil natürlich Vincent D'Onofrio (Criminal Intent - Verbrechen im Visier) als Wilson Fisk aka der Kingpin. Darstellung, Inszenierung und die Entwicklung seiner Storyline vom einsamen Gangsterboss im Schatten, dessen Namen man nicht aussprechen darf, zum Vanessa (Ayelet Zurer) umgarnenden Fisk in Love, der irgendwann im Verlauf auch aus dem Schatten tritt, gefällt uns ausnehmend gut. Dazu seine komplexe Verwicklung mit auf der einen Seite der Russenmafia, auf der anderen Seite der Schattenorganisation "Die Hand", das passt gut zusammen und sorgt für eine spannende Crimestory. Auch Toby Leonard Moore als Wilsons rechte Hand Wesley ist ziemlich cool, denn er wirkt schön creepy. Natürlich dauert es nicht lange, bis der maskierte Rächer im modernen Hell's Kitchen in Manhattan die Aufmerksamkeit des Kingpins erregt, was zu einem spannenden Intrigen-Duell führt. Mancher mag zwar sagen, das Muster der Intrige erleben wir doch gerade schon in Arrow Staffel 3, doch da muss man wohl auch einfach eingestehen, dass solcherlei Wendungen sich auch in den verschiedenen Comicvorlagen gerne mal ähneln.
Wenn ihr die erste Staffel von Daredevil schaut, wisst ihr, was wir damit meinen. Natürlich wollen wir euch nicht alle Schocker verraten wie auch nicht, ob Daredevil schon in der ersten Runde das rote Kostüm bekommt. Aber den ersten Schocker offenbaren wir euch als Beispiel, wie blutig und brutal es tatsächlich wird - meist dann auf Schurkenseite: Ein Bösewicht verliert auf ziemlich derbe Art und Weise seinen Kopf durch einen anderen Bösewicht, nämlich via mehrfach zugeknallter Autotür, zwischen der der Kopf steckt. Natürlich wird es nicht genau gezeigt, es ist eben nicht R-Rated, doch man sieht genug und das Blut fließt reichlich. Die Vorstellungskraft tut ihr Übriges dazu. Nicht in jeder Folge wird es so brutal, aber genau das gefiel uns gut. So tritt keine Übersättigung ein und die Szenen schockieren dadurch nur noch umso mehr.
Neben Kampfszenen bekommen Fans von Explosionen auch etwas in Daredevil geboten, auch hier nicht ständig, aber wenn, dann richtig. Dazu mit einer Prise absurden Humors, selten war ein Date wohl so fetzig. Mehr verraten wir mal nicht dazu. Eines ist sicher - wem von euch Daredevil mit Ben Affleck als Titelheld zu lasch und comicfern war, wird sicher mit der Serie wieder versöhnt. In diesem Stil hätten zumindest wir auch gern den Film gesehen. Kurz: Wir können Daredevil definitiv empfehlen, es wurde nicht zu viel versprochen. MCU-Verbindungen gibt es, wie in News dazu bereits berichtet, aber auch hier wollen wir euch nicht spoilern, lasst euch überraschen.
Staffel 1 von Marvels Daredevil ging am 10. April bei Netflix online, wir gehen mal davon aus, dass es eine Verlängerung geben wird, denn Fans wie Kritiker zeigen auch in den USA mit dem Daumen nach oben. Wir finden übrigens auch das Intro ziemlich cool.