Kurz vor den Dreharbeiten oder währenddessen gefeuert zu werden, ist das eine, einen Film fix und fertig abgedreht zu haben und trotzdem nicht drin aufzutauchen, wieder etwas völlig anderes. Und vielleicht noch ärgerlicher.
Wenn sich Regisseure mit ihren Cuttern in den Schneideraum zurückziehen und die Schere ansetzen, können Schauspieler hinterher böse Überraschungen erleben. Oft stellt sich erst dabei heraus, was wirklich gebraucht wird und was nicht - oder wer. Alles Überflüssige fliegt raus, da wird kurzer Prozess gemacht. Besonders bitter ist es für die Geschnittenen, wenn es ihre komplette (!) Performance betrifft. Denn wer ganz großes Pech hat, guckt am Ende in die Röhre. Das schmerzt und kratzt an der Ehre, zumal die Begründungen manchmal doch recht kurios klingen.
Auch echte Hollywood-Stars bleiben davon nicht verschont, wie ihr gleich sehen werdet. Hier also eine Reihe bekannter Darsteller, die Zeit und Mühe in eine Rolle gesteckt haben, nur um statt auf der Kinoleinwand in der "Entfallene Szenen"-Sektion zu landen. Wenn überhaupt... Falls Interesse besteht, kriegen wir bestimmt auch noch einen zweiten Teil zusammen. ;-)
Jena Malone in "Batman v Superman - Dawn of Justice"
Als Jena Malone für Batman v Superman - Dawn of Justice gecastet wurde, fingen Comicfans sofort an, zu rätseln, wen sie wohl spielen könnte. Einen weiblichen Robin vielleicht? Oder Batgirl? Beides falsch, sagte Zack Snyder geheimnisvoll, der seinen vollgepackten Superheldenfilm noch auf eine einigermaßen annehmbare Länge kürzen musste. Malone war die Leidtragende, ihre ganze Rolle fiel weg. Zumindest in der Kinofassung, denn die dreißig Minuten längere "Ultimate Edition" fürs Heimkino bringt sie uns wieder.
Harrison Ford in "E.T. - Der Außerirdische"
Harrison Ford hatte gerade Jäger des verlorenen Schatzes mit Steven Spielberg gemacht und war mit Drehbuchautorin Melissa Matheson zusammen, als die beiden an E.T. - Der Außerirdische arbeiteten. Klar, dass für ihn auch eine kleine Rolle als Schulleiter heraussprang. Wie die meisten Erwachsenen im Film wurde er von hinten gefilmt, so dass man sein Gesicht nicht sah. In seiner Szene schimpfte er mit Elliot, weil der alle zu sezierenden Frösche freigelassen hatte. Man fand jedoch, dass Ford zu viel Aufmerksamkeit auf sich zog. Deswegen und aus Zeitgründen musste er weichen.
Shailene Woodley in "The Amazing Spider-Man 2 - Rise of Electro"
So voll, wie The Amazing Spider-Man 2 - Rise of Electro war, schien es nicht die schlechteste Idee zu sein, noch ein bisschen auszumisten. In letzter Minute traf es Shailene Woodley, die als Mary Jane Watson Peter Parkers neue Flamme werden sollte. Regisseur Marc Webb entschied sich dafür, sie doch erst in The Amazing Spider-Man 3 zu bringen, um Spidey und Gwen Stacy noch einmal volle Aufmerksamkeit schenken zu können. Dumm gelaufen für Woodley, denn statt eines dritten Teils stellt Spider-Man - Homecoming wieder alles auf Anfang.
Tobey Maguire in "Life of Pi - Schiffbruch mit Tiger"
Armer Tobey Maguire. Er sollte in Life of Pi - Schiffbruch mit Tiger einen Reporter spielen, der den erwachsenen Pi interviewt, eine Rolle, die ihm sicherlich gutgetan hätte, da bei ihm seit Spider-Man nicht mehr viel zusammenlief. Dies wäre seine Chance gewesen, sich wieder zu berappeln. Für den Film hagelte es Oscar-Nominierungen, nur leider hatte Maguire nichts davon. Ang Lee fand ihn dann doch zu berühmt und damit zu ablenkend. Die Konsequenz: Alle seine Szenen wurden entfernt und mit dem unbekannteren Rafe Spall neu gedreht.
Mickey Rourke (und andere) in "Der schmale Grat"
Von Terrence Malick weiß man ja, dass er keine Skrupel hat, Darsteller aus seinen Filmen rauszuschneiden, und auch nicht vor großen Namen zurückschreckt. Der schmale Grat war ein Extremfall: Leute wie Gary Oldman, Viggo Mortensen und Billy Bob Thornton wurden komplett abgesägt, und Adrien Brody dachte auf der Filmpremiere noch, er wäre der Hauptdarsteller, ohne zu ahnen, dass Malick ihn zu einem fast stummen Hintergrund-Charakter degradiert hatte. Auch Mickey Rourke, der seine Performance als Scharfschütze für eine der besten seiner Karriere hielt, fiel der Schere zum Opfer und war deshalb am Boden zerstört. Es wird ihn wenig getröstet haben, dass er es noch unter die DVD-Extras geschafft hat...
Andy Garcia in "Dangerous Minds - Wilde Gedanken"
Hier hat es das Studio verbockt. Andy Garcia fand seine Rolle als Michelle Pfeiffers Love Interest in Dangerous Minds - Wilde Gedanken von vornherein überflüssig und sagte es auch. Sie stand zunächst nicht mal im Drehbuch. Zur Sicherheit wollte man aber eine Romanze drinhaben, also filmte Garcia seine Szenen, kassierte ab - und sah sich zu guter (oder auch nicht so guter) Letzt in seinem Verdacht bestätigt, dass man ihn gar nicht brauchte, als er spurlos aus dem Film verschwand. Sein Charakter wurde gestrichen, da er nur von der eigentlichen Handlung ablenkte.
Michael Biehn in "Terminator 2 - Tag der Abrechnung"
Im ersten Terminator bekam es Michael Biehn als Widerstandskämpfer Kyle Reese mit Arnold Schwarzeneggers Killermaschine aus der Zukunft zu tun. Und eigentlich sollte er auch in Terminator 2 - Tag der Abrechnung kurz auftauchen, in einer Traumsequenz der übergeschnappten Sarah Connor, die in dieser psychiatrischen Anstalt weggesperrt war. James Cameron strich die Szene aus der Kinofassung, stellte sie aber wenigstens für den Director's Cut wieder her.
Chris Cooper in "Ring"
In der ursprünglichen Schnittfassung von Ring trat Chris Cooper in der ersten und der letzten Szene auf - als Kindermörder und Serienvergewaltiger, der von Naomi Watts interviewt wird und sie davon zu überzeugen versucht, dass er sich gebessert und zu Gott gefunden hat. Sie glaubt ihm nicht, und am Ende des Films sieht man, wie sie ihm im Gefängnis die verfluchte Videokassette überreicht. Das hätte man jedenfalls gesehen, wenn Cooper nicht komplett rausgeschnitten worden wäre. Testzuschauer waren irritiert davon, dass ein so bekannter Schauspieler nur so kurz vorkam, und wollten mehr von ihm sehen. Dann doch lieber gar nichts, entschied man.
Sienna Miller in "Black Mass"
Die Chance, mit Johnny Depp zusammenzuarbeiten und mit Bostoner Akzent zu quatschen, wollte sich Sienna Miller nicht entgehen lassen. Also sagte sie zu, im Gangster-Biopic Black Mass die Freundin von Depps Whitey Bulger zu spielen, Catherine Greig. Sie wäre Teil der Szenen gewesen, die Bulgers Leben als Flüchtling beleuchten. Wäre, denn als es ans Schneiden ging, blieb Miller auf der Strecke, was sie nicht sonderlich überraschte. Es soll sowieso nur ein Cameo gewesen sein und ein entbehrlicher noch dazu. Ihr haben die vier Drehtage Spaß gemacht, sie bereut nichts.
Anna Paquin in "X-Men - Zukunft ist Vergangenheit"
Hä? Anna Paquin war doch in X-Men - Zukunft ist Vergangenheit! Stimmt schon, aber da ihre Rolle auf einen winzigen Cameo-Auftritt ganz zum Schluss reduziert wurde, drücken wir mal ein Auge zu und lassen es noch gelten. Immerhin entfiel die komplette Rogue-Storyline, die so eigenständig war, dass man sie rausnehmen konnte, ohne den Erzählfluss des Films zu stören. Als Wiedergutmachung gab es den extra nach ihr benannten "Rogue Cut", eine erweiterte Version inklusive der Nebenhandlung mit Rogue.