Bewertung: 3 / 5
Vor nicht allzu langer Zeit lag das Augenmerk der Weltgemeinschaft auf dem nordafrikanischen Land Libyen, wo einst Machthaber Muammar al-Gaddafi mit eiserner Hand regierte. Hier sorgte im Jahr 2012 ein Drama in der amerikanischen Botschaft für Aufsehen.
Mit dem Fall des ehemaligen Machthabers Muammar al-Gaddafi wird Libyen zu einem Brandherd. Regionale Gruppen kämpfen um die Vorherrschaft und die Stadt Benghasi wird zu einem der gefährlichsten Orte der Welt. Während fast alle Länder ihre Botschaften in dem Land schließen, behält die US-Administration einen geheimen CIA-Stützpunkt nahe dem US-Generalkonsulat bei. Als am 11. September 2012 über 100 schwer bewaffnete Ansar al-Scharia-Anhänger das Konsulat stürmen, liegt es an sechs Sicherheitskräften, den Angriff zurückzuschlagen. Doch kurz darauf gerät auch ihr eigener CIA-Stützpunkt in die Schusslinie.
Trailer zu 13 Hours - The Secret Soldiers of Benghazi
13 Hours Filmkritik
Auch wenn sich Michael Bay seit vielen Jahren den Transformers verschrieben hat, versucht er sich vermehrt an anderen Stoffen und hat es im Besonderen auf reale Hintergründe abgesehen. 2013 unternahm er mit Pain & Gain einen ersten Versuch und nun greift er mit den Benghasi-Anschlägen ein weiteres zeithistorisches Thema auf. Seine Herkunft und Leidenschaft kann Bay dabei natürlich nicht verleugnen und so lebt er seine Liebe zum Militär und seinen Hang zu Explosionen in sonnig-gelben Tönen auch in 13 Hours - The Secret Soldiers of Benghazi aus.
Zwischen den Explosionen versucht sich Bay dieses Mal auch an menschlichem Drama und übt sich in der Charakterzeichnung, wie man es bei ihm sonst gar nicht gewohnt ist. So investiert er viel Zeit in die sechs Sicherheitskräfte und versucht, eine emotionale Bindung aufzubauen. Im Mittelpunkt steht dabei besonders die Freundschaft zwischen Jack Silva (John Krasinski) und Tyrone Woods (James Badge Dale) und ihr familiäres Leben in der Heimat. Dieser Versuch der emotionalen Bindung mit dem Zuschauer ist löblich, gerade weil Bay sich Zeit nimmt, doch der "Funke" will dennoch nicht überspringen. Das liegt daran, dass Bay zwar ein Meister im Umgang mit Pyrotechnik ist, er in solch ruhigen Momenten aber nicht kreativ zu Werke gehen kann und auf typische Sequenzen setzt, die wir auch aus anderen Filmen zur Genüge kennen. Der Zuschauer wird nicht wirklich emotional berührt, nur weil ab und an hübsche Ehefrauen in Skype-Sessions bekümmert dreinschauen und Babys in die Kamera gehalten werden.
Natürlich versucht Bay, das etwas aufzubrechen und seinen Soldaten genretypisch ethisch-religiöse Fragen mit auf den Weg zu geben. Nur fehlt eine echte Handschrift, die den Film durchzieht und ihm auch eine Botschaft mitgibt. Bis zum Ende wird nicht klar, was die tatsächliche Ursache für die Angriffe war und aus welcher Motivation heraus die Ansar al-Scharia-Anhänger handelten. Zwar gibt es inzwischen Hinweise, dass das damalige Video "Innocence of Muslims" ein Dreh- und Angelpunkt für die Ausschreitungen war, thematisiert wird dies in 13 Hours - The Secret Soldiers of Benghazi aber nicht. Während Bay viel Zeit in seine Helden investiert, bleibt die Gegenseite blass, gesichtslos, barbarisch. Wilde Bestien, die blind die Zäune stürmen.
Überhaupt scheinen die Angreifer jedweder Logik beraubt worden zu sein. Während sich diese die meiste Zeit im Film wie Lemminge abschießen lassen, brechen sie just in dem Moment den Angriff ab, wo sie kurz vorm Ziel stehen. Generell reflektiert Bay mit 13 Hours - The Secret Soldiers of Benghazi viel zu wenig und das wäre nötig gewesen. Er will ein Heldenepos drehen, den US-Soldaten ein Denkmal setzen, doch aus mehr als Schwarz-Weiß-Denken besteht dieser Film nicht. Wenn sich am Ende ein pro-amerikanischer Libyer von einem US-Soldaten den Vorwurf anhören muss, sie müssten diesen Mist in ihrem Land endlich in den Griff kriegen, dann wirkt es wie Hohn im Angesicht der Tatsache, dass die USA seit Jahrzehnten in besonderem Maße an der Destabilisierung mancher Regionen und insbesondere des Nahen Ostens beteiligt sind.
13 Hours Bewertung
Man merkt es 13 Hours - The Secret Soldiers of Benghazi an, dass sich Michael Bay redlich bemüht. Doch er ist kein Ridley Scott, der 2002 mit Black Hawk Down eine ähnliche Geschichte angemessener erzählte. Die Protagonisten werden trotz vieler Versuche in 13 Hours zu oberflächlich gezeichnet und die Geschichte packt nicht emotional. Hinzu kommt der amerikanische Pathos, der einfach abschreckt, wenn man kein Amerikaner ist. Der Film ist ein guter Actionfilm, aber keiner, der dieses Ereignis von 2012 in angemessener Form wiedergibt. Dafür ist die Erzählung zu eindimensional.