
Bewertung: 4 / 5
Mit der animierten Serie Creature Commandos startet James Gunns neues DC-Universum offiziell in die erste Phase: "Chapter One: Gods and Monsters“. Gewagt? Wenn man den Auftakt dieser Animationsserie als Maßstab nimmt, könnte der Neustart tatsächlich gelingen, zumindest stilistisch. Die Serie begeistert aktuell mit 95 % auf Rotten Tomatoes, was zeigt: Auch abgefahrene Ideen können zünden.
Achtung: Es ist immer noch unklar, wann und wo Creature Commandos in Deutschland offiziell erscheinen wird. Die erste Episode war bereits seit einiger Zeit auf dem YouTube-Kanal von Max abrufbar, und jetzt sind sieben Folgen im englischen Original dort verfügbar. Offensichtlich hat man nun erkannt, dass sich YouTube als pragmatische Lösung eignet, um das Interesse am kommenden DC-Kinofilm Superman zu wecken.
Creature Commandos Review: Monster mit Herz – und viel Gewaltbereitschaft
Creature Commandos basiert auf den gleichnamigen DC-Comics, in denen eine Truppe aus Monstern im Zweiten Weltkrieg für Spezialmissionen eingesetzt wurde. In Gunns Version kämpft das Team unter der Leitung der skrupellosen Amanda Waller (wieder gesprochen von Viola Davis) in ebenso absurden wie brutalen Einsätzen, irgendwo zwischen schwarzhumorigem Kommentar und knalliger Splatter-Action. Die Serie ist definitiv nichts für Kinder, ähnlich wie zuletzt Invincible. Auch mancher Erwachsene wird die gezeigte Gewalt als grenzwertig empfinden, denn sie trifft hier auch reichlich "Unschuldige".
Mit dabei sind unter anderem: der stoische G.I. Robot (Sean Gunn), der grotesk-sympathische Weasel (ebenfalls Sean Gunn), der tragische, sich vor Liebe verzehrende Eric Frankenstein (David Harbour), seine selbstbestimmte Braut (Indira Varma) sowie Doctor Phosphorus (Alan Tudyk), Rick Flag Sr. (Frank Grillo), Nina Mazursky (Zoë Chao) und die Prinzessin Ilana Rostovic (Maria Bakalova). Besonders Weasel, der des Mordes an 27 Kindern beschuldigt wird und bei dem unklar ist, wie viel er überhaupt von dem Ganzen versteht, entwickelt dabei erstaunliches Sympathiepotenzial. Das gelingt umso mehr, weil (oder gerade obwohl) alle Figuren vor innerer Zerrissenheit, Wut und Selbstironie nur so strotzen. Aber am Ende wird wohl jeder einen eigenen Favoriten haben.
Jede Figur bekommt ihre eigene Hintergrundgeschichte, was trotz des schnellen Tempos für Tiefe sorgt, da diese auf die Folgen verteilt werden. Die Figuren bilden das emotionale Zentrum der Serie. Denn im Kern erzählt Creature Commandos keine komplexe Handlung, sondern zeichnet ein Mosaik aus verletzlichen, zerrissenen Persönlichkeiten, deren monströse Hüllen nur die Oberfläche einer tiefer liegenden Menschlichkeit sind.
Die Serie fühlt sich zudem wie ein animiertes Spin-off von The Suicide Squad an, was bei Gunns Handschrift kaum überrascht. Es gibt viel Musik, kurze, dichte Episoden, literweise Blut und trotzdem ein Herz am rechten Fleck. Der Humor ist derb, die Action exzessiv, aber es gelingt der Balanceakt zwischen überdrehter Gewalt und Emotionalität. Die Verbindungen zum neuen DCU sind deutlich vorhanden, bleiben dabei aber bewusst zurückhaltend.
Creature Commandos ist also kein Pflichtprogramm, um James Gunns Superman 2025 zu verstehen, aber es macht Spaß, öffnet eine stilistisch neue Tür ins DCU und zeigt, dass selbst Monsterteams mit dem richtigen Ton funktionieren können. Dieses Team ist alles andere als professionell und wir freuen uns jetzt, diese fehlbaren Figuren später wiederzusehen, und genau das war wohl auch das Ziel der Serie. Wenn ihr Invincible und The Suicide Squad mochtet, wird euch auch diese Serie gefallen.
Die Folgen bei YouTube sind auch mit geringen Englischkenntnissen gut verständlich.
