
In einem ausführlichen Gespräch mit dem British Film Institute hat Regisseur Ridley Scott deutliche Worte für den Zustand des heutigen Kinos gefunden. Der 87-Jährige, der mit Werken wie Alien, Blade Runner und Gladiator Filmgeschichte schrieb, sieht die Branche in einer kreativen Schieflage: „Die Menge an Filmen, die heutzutage produziert wird - wirklich weltweit - geht in die Millionen. Nicht Tausende, sondern Millionen … und das meiste davon ist Mist.“
Ridley Scott says most new movies are "sh*t," so he’s rewatching his own films instead these days.
— Variety (@Variety) October 6, 2025
“The quantity of movies that are made today, literally globally — millions. Not thousands, millions … and most of it is sh*t. I think a lot of films today are saved and made more… pic.twitter.com/mmfiTBnFSo
Später im Gespräch wurde der Regisseur gefragt, ob er einen „Wohlfühlfilm“ habe, den er sich gern wieder ansieht. „Nun, ehrlich gesagt, im Moment stelle ich fest, wir ertrinken in Mittelmaß“, antwortete Scott. „Und was ich dann tue - es ist schrecklich, ich weiß - ich habe angefangen, meine eigenen Filme zu schauen. Und ehrlich gesagt: Die sind ziemlich gut! Und außerdem altern sie nicht.“ Besonders Black Hawk Down (2001) habe ihn beim Wiedersehen beeindruckt: „Wie zum Teufel habe ich das geschafft?“
Doch Scotts Kritik zielt weniger auf Eitelkeit als auf ein strukturelles Problem. Er sieht eine Filmindustrie, die sich zunehmend auf Effekte und Oberflächen verlässt, statt auf solide Drehbücher. „Viele Filme werden durch digitale Effekte gerettet, weil sie auf dem Papier nichts haben. Holt es erstmal aufs Papier!“, fordert er.
In Zeiten, in denen Algorithmen und Franchise-Kalkül oft den Ton angeben, wirkt Scotts Haltung fast schon „altmodisch“. Denn für ihn beginnt jedes starke Kinoerlebnis mit einer gut erzählten Geschichte, nicht mit einer makellosen Computergrafik.
Trotz aller Kritik erkennt Scott Ausnahmen an: „Ab und zu taucht ein guter Film auf, und das ist eine Erleichterung.“ Namen nennt er nicht, doch zwischen den Zeilen schwingt Respekt für jene, die sich noch um echtes Erzählen bemühen.
Parallel zu seiner Kritik bleibt Scott selbst aktiv und denkt trotz seines Alters nicht ans Aufhören. Nach dem Erfolg von Gladiator 2 (2024), der weltweit über 462 Millionen Dollar einspielte, arbeitet er bereits an The Dog Stars, einer postapokalyptischen Roman-Adaption mit Jacob Elordi. Und auch die Gladiator-Saga ist noch nicht zu Ende: „Pauls Figur ist noch da, technisch gesehen ist er der Kaiser von Rom“, deutet er an. Ein dritter Teil befindet sich bereits in Vorbereitung.
Ob Scotts Urteil schroff klingt oder gerechtfertigt ist, darüber lässt sich streiten. Doch sein Appell ist deutlich: Kino braucht kein Spektakel, sondern Bedeutung. Nur dann hat es Bestand.