Andrew Stanton, Oscar-gekrönter Drehbuchautor und Regisseur, wuchs mit Edgar Rice Burroughs’ epischem Weltraumabenteuer "A Princess of Mars" ("Die Prinzessin vom Mars") und den zehn folgenden Romanen aus der Reihe auf, liebte die Bücher, die als "Barsoom-Chroniken" bekannt wurden. Doch nie hätte er es sich erträumt, dass er eines Tages diese Bücher mit seinem ersten Live-Action-Film John Carter - Zwischen zwei Welten auf die Leinwand bringen würde.
In einem sehr ausführlichen Interview zum Abenteuer-Fantasyfilm verrät uns der Regisseur, was ihn an dem Projekt reizte, warum er den Ansatz wählte, den wir bald im Kino erleben dürfen und dass er mit "Tarzan" so gar nichts anfangen kann.
Was war der Impuls für Sie, "John Carter - Zwischen zwei Welten" zu drehen?
"John Carter - Zwischen zwei Welten basiert auf dem Roman Die Prinzessin vom Mars, den Edgar Rice Burroughs vor fast 100 Jahren geschrieben hat. Ich stieß im perfekten Alter auf das Buch. Ich war etwa zehn Jahre alt, vielleicht auch schon elf und verliebte mich einfach in dieses erzählerische Konzept von einem Menschen, der sich auf einem fremden Planeten wiederfindet – in einer neuen Welt, umgeben von verblüffenden Geschöpfen – und dabei entdeckt, dass er hier selbst einzigartige Fähigkeiten besitzt. Für mich war das ein sehr romantischer Aspekt im Abenteuer- und Science-Fiction-Genre.
Einer meiner Freunde hatte mehrere Brüder, die alle zeichnen konnten. Ich habe sie manchmal in ihrem Elternhaus besucht, und wir haben Comics ausgetauscht. Ich erinnere mich daran, dass sie immer dieser Figur zeichneten, die mit dem Schwert gegen diese 2,80 Meter großen, grünhäutigen Kreaturen kämpfte, die vier Arme und Stoßzähne hatten. Ich fragte sie, was sie da zeichneten, und sie antworteten, dass es John Carter sei, der auf Barsoom gegen die Tharks kämpfte. Etwa zur gleichen Zeit brachte Marvel eine Comicserie heraus, die auf den Büchern basierte, weshalb ich zunächst einmal die Comics und erst später dann die Bücher las. Diese Bücher las ich bis in meine Highschool-Zeit hinein, und meine Freunde machten sich darüber gerne lustig.
Es gibt insgesamt elf Bücher in der Romanreihe, und ich dachte schon immer, wie cool das wohl wäre, wenn sie verfilmt werden würden. Eigentlich war ich eher ein Filmfan. Ich wollte die Ideen in Burroughs’ Büchern auf die große Leinwand übertragen sehen, damit ich sie mir im Kino anschauen konnte. Nie aber hätte ich gedacht, dass ich einmal für diese Verfilmung verantwortlich sein würde."
Edgar Rice Burroughs kennt man vor allem als Schöpfer von "Tarzan". Waren Sie auch ein Fan dieser Figur?
"Es ist eigenartig, aber von "Tarzan" war ich nie wirklich begeistert. Wie jeder andere auch kannte ich die "Tarzan"-Bücher von Edgar Rice Burroughs, schließlich war es "Tarzan", der ihn weltberühmt gemacht hatte. Durch diese Bücher wurde er sehr bekannt und reich. Tatsächlich aber begann er mit der Arbeit an den Romanen mit John Carter, dem sogenannten "Barsoom"-Zyklus, bevor Tarzan auf dem Markt kam."
Was reizte Sie damals an diesen Büchern und warum fühlen Sie sich noch heute von ihnen angezogen?
Als ich jung war, gefiel mir an den Büchern, dass sie im Fantasygenre so grundlegend waren. Für mich waren sie damals die Einführung in dieses Genre. Faszinierend ist dabei, dass man von etwas, das 1910 geschrieben wurde, gefesselt sein und der Überzeugung sein kann, dass es noch immer Wert und Bedeutung hat.
Als ich wieder zu den Büchern zurückkehrte, nun als Geschichtenerzähler, Filmemacher und erwachsener Mann, konnte ich sehr leicht erkennen, wie vieles darin zu einem Klischee geworden und wie eindimensional John Carter war. Für eine interessante Charakterentwicklung reichte das alles nicht aus. Was mich aber überraschte, waren die in den Büchern vorgestellten fantastischen Welten und Situationen, die Kreaturen und Figuren - all das erschien mir immer noch als sehr einfallsreich und rief in mir viele Bilder hervor. Das war beim zweiten Lesen für mich wahrscheinlich der stärkste Eindruck. Diese Welt wollte ich sehen. Und auf diese Kreaturen und Figuren wollte ich setzen, in sie kreativ investieren.
Wenn ich heute als Filmemacher vor dieser Geschichte stehe, weiß ich, dass es um Glaubwürdigkeit geht. Es geht darum, hereingelegt und verführt zu werden, damit man in den zwei Stunden im Kino wirklich glauben kann, dass man dort und mittendrin im Geschehen wäre."