Erklären Sie bitte die visuelle Gestaltung des Films, das visuelle Konzept, das sie zu realisieren versucht haben.
Die Antwort auf alle visuellen Fragen scheine ich immer dann zu finden, wenn ich mir ein Projekt nicht aus den Augen des Filmemachers, sondern eines Filmfans ansehe. Was wäre nötig, damit das Ganze frisch, unverbraucht und nicht von anderen Filmen beeinflusst wirkt? Mein Ziel ist Glaubwürdigkeit. Ich will glauben können, dass es tatsächlich gibt, was ich auf der Leinwand sehe. Deshalb wollte ich dieses Projekt wie einen historischen, von uns ausführlich recherchierten Film angehen, der nicht glanzpoliert, sondern schmutzig realistisch wirkt. Es gibt Dreck, eine Patina und sichtbare Abnutzungserscheinungen – das macht alles glaubwürdig. Die "Geschichte von Barsoom" muss hier so glaubwürdig vermittelt werden, dass man das Gefühl hat, man wäre an einem entlegenen Ort, von dem man zuvor nichts wusste. Genau das war mein Ansatz für den Film – ein schmutziger, staubiger Realismus.
Wir suchten nach Landschaften mit Felsen, an denen die Erosion in Hunderten von Jahren ihre Spuren hinterlassen hatte. Dann vermittelten wir mit kleinen digitalen Eingriffen die Illusion, dass es sich hier um Ruinen einst erbauter Gebäude handelte.
Wir fügten Fenster, Türen und Treppen digital hinzu. Wenn wir alles richtig gemacht haben, wird der Zuschauer sich hoffentlich fragen ‚Wo haben sie nur diese Ruinen gefunden?’"
Beschreiben Sie bitte das große Set vom Palast des Lichts, das Schauplatz für die Hochzeitssequenz ist.
"Die Hochzeitssequenz im Palast des Lichts bildet das große Finale in unserem Film, es ist wahrscheinlich eines der größten Sets, die wir hatten. Das Gebäude heißt Palast des Lichts, weil es komplett verglast und etwa zehn Stockwerke hoch ist. An der Hochzeitssequenz sind etwa 300 Heliumites und Zodangans beteiligt – unten, am Boden des Sets, und oben auf der Galerie.
Die Hochzeitsgesellschaft selbst befindet sich auf einem Podium, das im Zentrum der Zeremonie schwebt. Ein großer Spiegel auf dem Dach des Palasts reflektiert das gebündelte Licht der zwei Monde Barsooms, der einfallende Lichtstrahl wird dann von einem Empfänger auf dem Podium eingefangen, das dadurch aktiviert wird und bis zur Galerie hinauf schweben kann.
Von einem riesigen Set wie diesem fühlt man sich schon ein bisschen überwältigt. Aber man weiß, dass es dem Zuschauer später große Freude bereiten wird. Er geht in diese großen Actionfilme, weil er hofft, hier etwas präsentiert zu bekommen, was er nie zuvor gesehen hat, ein spektakuläres Element, das hoffentlich etwas völlig Neues bietet, aber nicht von der Geschichte losgelöst sein darf.
Aus diesem Grund griffen wir auf eine Methode zurück, die Prävisualisierung heißt. Wir bauten das Set und drehten die ganze Sequenz virtuell, erledigten den Schnitt, wie wir das auch bei einem Film machen. Dann legten wir exakt fest, wo bei jeder einzelnen Einstellung die Kamera platziert sein musste. Wir diskutierten in vielen Sitzungen, wie wir diese einzelnen Momente drehen würden. Sobald man eine große Sequenz in kleine, überschaubare Abschnitte unterteilt hat, verliert sie ihren Schrecken und wirkt nicht mehr so einschüchternd, sondern kontrollier- und machbar. Das ist wie bei dem alten Sprichwort ‚Wie verspeist man einen Elefanten?’ Man isst ihn Stück für Stück.’ Und daran haben wir uns im übertragenen Sinne auch bei der Realisierung dieser Sequenzen gehalten."