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Pearl Harbor

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Pearl Harbor Kritik

Pearl Harbor Kritik

Pearl Harbor Kritik
1 Kommentar - 29.09.2022 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Pearl Harbor" ist.

Bewertung: 3.5 / 5

Seit ihrer Kindheit träumen die Freunde Rafe (Ben Affleck) und Danny (Josh Hartnett) davon, einmal tatsächlich Piloten zu sein. Als Amerika Ende 1941 in den Krieg eintritt, verliebt sich Rafe in die Krankenschwester Evelyn (Kate Beckinsale), muss aber dummerweise in den Krieg ziehen, weil er sich zuvor freiwillig gemeldet hat. Nach einem Zwischenfall gehen alle davon aus, daß Rafe im Einsatz gestorben ist. Unterdessen werden Danny und Evelyn nach Pearl Harbor versetzt und kommen sich näher...

Unglücklicherweise ist man in einer kritischen Begutachtung von Dingen, immer auch an ein gewisses Maß von Realität gebunden, nach welchem Geschichten ihre Glaubwürdigkeit durch Dinge wie Wahrheitsgetreue, ehrliche Gefühle und eine gewisse Stimmung erlangen. Natürlich merkt man auch sofort dabei, daß diese Begriffe zu Teilen recht schwammig sind und bleiben. Im Falle von Pearl Harbor nimmt sich das Drehbuch von Randall Wallace tatsächlich auch recht viele Freiheiten, die sich vor allem in der Darstellung von gewissen Kriegsverbrechen an Zivilisten widerspiegeln, die es so in dieser Form rein historisch nie gegeben hat. Frei nach dem Motto: Im Kriegsfilm stirbt die Wahrheit zuerst, wird ein letzter großer Akt in Szene gesetzt, der nicht nur in seiner Inszenierung vor Langeweile trieft, sondern auch in seiner reinen Darstellung von Gewalt so nie stattgefunden hat. Nun kann man das halten wie man will, weil ein Kunstwerk auch eben das Recht hat, sich an seine ganz eigene Realität zu binden und dabei ist es dann auch egal, ob man nun Dinge dazu dichtet, die so ähnlich oder gar nicht passiert sind. Wichtig ist der Unterhaltungsfaktor und dann das, was das Werk aussagen möchte. Warum das im Falle von Pearl Harbor wichtig ist, liegt vor allem daran, daß Michael Bay hier wohl seinen ambitioniertesten Film inszenierte. Dann man merkt dem Film an, daß Bay seinen eigenen Geschmack zugunsten von einer Schwere zurückhält. Natürlich gibt es da diesen starken Pathos, doch dauernde Schwulenwitze oder ekelhafter Sexismus werden hier nicht zur Zentralunterhaltung.

Trailer zu Pearl Harbor

Im Prinzip ist die Zusammenfassung eines Titanic (1997) im Zweiten Weltkrieg die treffendste Beschreibung zu Pearl Harbor, die man vollführen kann. Das interessante hierbei ist, aber daß es eben nicht um Jack und Rose geht, sondern um ein wirkliches Liebesdreieck. Und zwar nicht im klassischen Sinne, nach welchem zwei Partein hinter einer Frau her sind, sondern ein wirklich vollendetes Dreieck, indem die Figuren eine interkonnektive Romanze hegen. Kurz gesagt bedeutet das, daß der von Ben Affleck verkörperte Rafe McCawley zusammen mit Danny Walker aufwächst und mit diesem eine Bruderschaft verbindet. McCawley verliebt sich in die Krankenschwester Johnson. Kurz vor dem amerikanischen Eintritt in den Krieg wird McCawley an die Front versetzt und unterdessen kommen sich Walker und Johnson näher. Der spannende Aspekt hier ist, daß Bay die Bruderschaft zwischen McCawley und Walker aber als stark homoerotisch konnotierte Beziehung in Szene setzt. Natürlich sollen sie nur Brüder sein und es scheint, als sei dem Film da ein Versehen unterlaufen, weil es nie klar ausgesprochen wird, aber der Film vermittelt durch seine eigene Melodramatik den Eindruck, als wäre das Band der selbsterwählten Brüder durch eine starke Sehnsucht und Liebe geprägt. Davon sprechen die Figuren auch und insofern scheint es fast schon beabsichtigt. Da wird dann die über dominante Musik von Hans Zimmer in den Fokus gerückt, um echte Gefühle hervorzurufen. Spannend ist zudem, wie dekonstruierend der Film die so liebgewonnenen Väter zeichnet.

Hier wird ein Vater skizziert, der gewalttätig und traumatisiert ist. Etwas, daß man im Hollywood-Kino eher seltener sieht. Gerade die erste Stunde lässt sich dabei ziemlich schnell wegschauen, weil der Film gut daran tut, die Figuren so zu zeigen und da eine Ehrlichkeit drinsteckt. Es ist schwer greifbar, aber hier gelingt es Bay wirklich menschliche Gefühle – natürlich etwas überspitzt – in den Vordergrund zu rücken. Und dadurch hat man als Zuschauer auch ein Interesse an dem, was mit den Figuren passiert. Natürlich immer im Hinblick auf die naive Liebe auf den ersten Blick. Dieses Gefühl hält aber nicht bis zum Schluß an, indem der Film die Rache der geschundenen Soldaten auf der amerikanischen Seite zum Fokus macht und dadurch seine eigenen Kriegsverbrechen legitimiert. Das ist natürlich äußerst problematisch auf ethischer Ebene, gleichsam ist der Film gefühlt aber nach dem zweiten Drittel schon vorbei, weil da nun nichts mehr passieren wird, was dem Zuschauer etwas geben kann, was er nicht schon wusste oder je gebraucht hätte. Für einen Michael Bay-Film wird zudem auch lange damit gehadert, dem Zuschauer wirkliche Actionsequenzen zu präsentieren. Doch sobald der Film in die Flugschlachten gerät, wird er tatsächlich großartig. Die völlige Reizüberflutung und trotzdem vorhandene Logik, mit der Bay hier spielt, machen wirklich Spaß. Natürlich könnte man argumentieren, daß das insgesamt zu lange dauert, dennoch macht es eine Riesen-Freude, weil der Regisseur hier sehr abwechslungsreich vorgeht und auch technisch mit dem besten aufwartet, was es zu Beginn der 2000er Jahre eben gab.

Es ist verwunderlich, weil die Ästhetik der Gewalt hier etwas Plastisches hat. Gerade der Kriegsfilm ist ja häufig in seiner Ästhetik sehr rau und unnahbar, um Gefühle und eine Ernsthaftigkeit in den Vordergrund zu rücken. Doch dadurch, daß die anderen Aspekte des Films so überspitzt sind und naiv gezeichnet werden, ist auch die Action cartoonesk. Natürlich kann man einen solchen Film auch ähnlich wie Top Gun – Sie fürchten weder Tod noch Teufel (1986) bewerten und ihn als Propagandafilm deuten. Und das ist dieser Film sicherlich auch. Dennoch ist die Darstellung des Militärs als Heroen, im Hinblick auf die Kriegsverbrechen und latent homoerotische Freundschaften, die sie pflegen, durchaus auf einer ironischen Ebene schon wieder lustig. Und das untermauern auch die Schauspieler, die hier absolut zum Zentrum gemacht werden, dennoch aber keinerlei Bedeutung zu sich haben. Die Charakteristik, nach denen das Drehbuch seine Charaktere zeichnet, sind eben kitschiger Blödsinn. Das ist aber eben dann auch nur wirklich unterhaltend, wenn man den Film auf einer Meta-Ebene begreift. Putziges, pubertäres Gehabe, nichts weiter ist das. Fragwürdig auf so machen Ebenen sicherlich, aber der Film scheitert daran, eine wirkliche Tragweite zu haben. Deutungstechnisch ist das durchaus spannend, weil der Film den Zuschauer auch in so ziemlich allen Belangen etwas ratlos zurücklässt. Und dann geben sich vor allem so gut wie alle Hollywoodstars mal die Klinke in die Hand und machen das Treiben noch ein wenig erträglicher. Klar ist das Manipulation, dennoch aber auf einer Ebene, die man durchaus verschmerzen kann.

Dann gibt es einen Subplot, um die japanische Seite in diesem Krieg. Und auch hier enttäuscht der Film nicht. Denn zum einen erklärt er diese Figuren zu dem absolut bösen – was man bei Faschisten vielleicht sogar eher sagen würde – und zum anderen sind die Dialoge, die die zuständigen Generale und Befehlshaber in diesem Krieg haben, so dermaßen lachhaft, daß man dem einfach nicht böse sein kann. Wann immer die japanische Seite auftritt, werden hier Kalandersprüche des Bösen in den Mittelpunkt gerückt und der Plot vorangetrieben oder erklärt. Das sind dann schon keine eigenständigen Charaktere mehr, sondern einfach nur noch Phrasendrescher. Und das ist göttlich, weil es so banal und schlecht ist. Auch ein Subplot um eine Truppe von Krankenschwestern wird für kurze Zeit Fokus der Geschichte. Und auch hier definiert sich die von Kate Backinsale verkörperte, weibliche Hauptfigur eigentlich nur darüber, ihren Mann haben zu wollen. Wenngleich die Frauen die Verletzten im Krieg umsorgen.

Grotesk, albern, geschichtsrevisionistisch, pathetisch und voller Schmalz ist Pearl Harbor. Ein Film von Michael Bay, der unfreiwillig komisch ist und sich dann an besseren Filmen bedient. Actiontechnisch ist er dennoch unterhaltsamer als so viele andere Werke und auch das Who is Who in Hollywood hat seinen Reiz. Natürlich ein Film, der die Albernheiten des konservativ patriotischem aufdeckt und dadurch wirklich unterhaltsam wird.

Pearl Harbor Bewertung
Bewertung des Films
710

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