Joker (2019)

Kam gerade aus dem Kino mit Sublim77. Ich bin begeistert, vor allem Joaquin Phoenix ist der Hammer. Mehr dazu in der Kritik von Sublim77

Welcome to the "new" New Hollywood!

@Sublim77

Es war mir ebenfalls eine Freude, leider blieb nicht allzu viel Zeit zum fachsimpeln. Holen wir aber nach!

Zur FSK Freigabe

Also ich verstehe nicht, warum der Film hier eine FSK 16 Freigabe bekam und in den USA ein R-rated. Die Einstufung ist auch nur mit der Gewaltdarstellung zu erklären, da weder sexuelle Inhalte oder übertriebene Schimpfwörter verwendet wurden.

Ich kann mir es nur erklären, dass die Leute der FSK Rambo und Joker hintereinander beurteilt haben. Da gibt es schon eine signifikante Abstufung, aber mit etwas Abstand kann man Joker eigentlich keine FSK 16 Freigabe geben. Besonders 2-3 Szenen machen eine FSK 18 Einstufung unumgänglich.

Ja, ich habe mir nun doch Joker im Kino angeschaut. Zur Hälfe aber deswegen, weil der Film schon seit Wochen so präsent ist und nach Kinostart weltweit sehr viele Besucher anlockt. Um einfach mitreden zu wollen und wegen der Spoilervermeidung, aber natürlich auch aufgrund meines generellen Interesses an dem Film hab ich mich für den Kinobesuch entschieden. (Und weil mein Bruder plötzlich doch Lust auf den Film hatte^^).

Ich muss vorab sagen, dass ich in Bezug auf den Film leicht skeptisch war. Ich bin mit 2 Erwartungen an den Film rangegangen:

1. Dass der Film nicht wirklich was für mich ist, einfach aufgrund seines Genres und z.B. der Tatsache, dass er sich hauptsächlich nur auf eine Figur konzentriert. Und noch ein paar andere Sachen, aber es lohnt sich nicht, die aufzuzählen.

2. Dass mir der Film gefallen wird. Nur weil ein Film aufgrund seines Genres nicht meinen üblichen Filmschaugewohnheiten entspricht muss es ja nicht heißen, dass mir der Film deswegen automatisch nicht gefällt.

Nun habe ich den Film geschaut. Hat er meinen Erwartungen entsprochen?

Größtenteils ja.

Dass Joker kein gewöhnlicher Comicfilm wird war abzusehen. Das Genre des Film ist "Psychologischer Thriller", ein Genre, von welchem ich nicht gerade Fan bin, mir aber dennoch ab und zu Filme davon anschaue.

Meine 1. Erwartung hat Joker erfüllt, wenn gleich es nicht so "stark" war, wie vermutet. Das ist ein Pluspunkt.

Ich könnte jetzt viel Text zum Film schreiben, aber ich habe die bisherigen Kritiken hier nun gelesen und da ich diesen größtenteils zustimmen kann, spar ich mir die Mühe.^^

Meine 2. Erwartungen hat Joker nicht erfüllt...er hat sie sogar etwas übertroffen. Mir hat der Film wirklich gut gefallen. Story, Acting, der Look des Films, der Soundtrack, die Spannung, das Ende (ich hatte Gänsehaut). Alles klasse.

Ein paar Schwierigkeiten hatte ich aber unter anderem mit Sachen wie:

1. Dem Alter von Arthur. In der Nolan-Trilogie und anderen Filmen oder Serien bzw. Comics haben Batman und Joker meistens circa dasselbe Alter. Hier im Film ist Joker aber schon mitte 30 (auch wenn er wie 50 aussieht) was bedeuten würde, wenn Bruce Batman ist, ist Joker dann schon mehr als 60 Jahre alt...

2. Dass Joker für den Tod von Bruce Eltern in gewisser Hinsicht verantwortlich ist bzw. dass er so früh halt schon in der Öffentlichkeit bekannt ist. Ich kenne es halt anders...

Da dieser Film aber sicher in seinem eigenen Universum spielt, kann ich letztendlich doch damit leben.

Der Twist, dass Joker der Sohn von Thomas Wayne ist bzw. letztendlich dann doch nicht war gut. Aber anfangs dachte ich mir echt nur: "WTF?? Niemals!". Glückerlicherweise war es ja dann auch so...^^

Dass einige Zuschauer den Film vorzeitig verlassen haben kann ich nur bedingt nachvollziehen, so viel Gewalt oder Brutalität kam nicht drin vor.

Was ich gern noch wissen würde ist, ob Arthur Zazie Beetz Charakter letztendlich umgebracht hat oder nicht. Im Film wird das ja nicht aufgeklärt. Den Twist, dass er nie eine Beziehung mit ihr hatte, kam für mich überraschend.

Schade finde ich allerdings, dass er weder ein Krankenhaus in die Luft gejagt noch gesagt hat "Why so serious?".^^

Normalerweise hätte ich gesagt, dass man den Film nicht unbedingt im Kino anschauen muss, da Kino mMn eher was für große, teure Action/Fantasy/Science-Fiction-Filme ist. Bei Joker aber finde ich auch, dass sich der Film im Kino lohnt. Einfach weil er dort sehr gut zur Geltung kommt und man sich voll auf ihn konzentrieren kann. Zu Hause lässt man sich zu leicht ablenken und ich bin mir sicher, dass mir der Film bei der Heimsichtung nicht so gut gefallen hätte.

Ich bin froh, den Film doch im Kino gesehen zu haben. Joker ist ein wirklich guter Film, aber wie erwartet auch ein Film, den ich mir nur selten mal wieder anschauen werde. Leicht Kost ist er auf jeden Fall nicht.^^

Eins muss ich aber noch sagen:

Zitat Kritik Joker von Moviejones und folgend von Tiin:

Wer nur Buntes von Marvel mag, wird hier nicht glücklich werden

Fans vom klassischen Blockbusterkino werden hingegen vermutlich enttäuscht.

Man sollte nicht alle Leute unter einen Kamm scheren. Ich mag "Buntes von Marvel" und bin "Fan vom klassischen Blockbusterkino". Dennoch bin ich mit dem Film "glücklich" geworden und "enttäuscht" wurde ich auch nicht. Es war klar, dass hier kein z.B. klassischer MCU Film auf einen wartet, dass hat man schon in den Trailern gesehen. Ich bin mit gewissen Erwartungen an den Film rangegangen und habe auch das letztendlich bekommen.

Fazit:

Ich vergebe 4,5 Hüte, da mir die Kinosichtung wirklich gut gefallen hat. Wenn ich ihn irgendwann mal zu Hause anschaue, könnte der Film auf 4 Hüte fallen, was aber auch nicht wirklich schlimm wäre.

@FlyingKerbecs

Meinst du mit "das Ende (ich hatte Gänsehaut)" die Stelle, wo Arthur sich mit dem Blut aus seinem Mund, sich das das typische Joker-Lächeln aufsetzt? Ich hatte nämlich bei der Stelle eine.

@AndyStark

Danke. Freut mich, dass du es genau so siehst.

Aufgrunddessen, wie es bei DC in den letzten Jahren gelaufen ist, wusste ich anfangs auch nicht, was ich von Joker halten sollte, als er angekündigt wurde. Aber schon an den Trailern hat man gesehen, dass die diesmal serious an den Film rangegangen sind und das Endprodukt hat nicht enttäuscht.

@felkel1982

Genau, also ich meinte nicht das Ende Ende, wo er in der Psychiatrie ist, sonder davor, nachdem sie ihn aus dem Wagen geholt und auf die Motorhaube gelegt haben, er aufgestanden ist, alle gejubelt haben und er sich mit seinem Blut das Joker-Lächeln aufmalt .

Am Sonntag gabs die OV - Eine Kritik habe ich auch geschrieben. Von mir gibt es 8,5/10 - also Rund eher 8 als 9, denn für die 9/10 hatte ich mit dem einen oder anderen Aspekt des Films zu große Probleme. Trotzdem beeindruckender Film mit atemberaubenden Phoenix.

Ich habe mir den Film am 11. Oktober 2019 angeschaut. (Zum Filmtagebuch)

Ich habe den Film bereits letzten Freitag gesehen, aber es einfach nicht geschafft, ein paar Worte zu schreiben...

Ich war in erster Linie positiv überrascht. Hatte vorher durchwachsene Erwartungen, einerseits aufgrund der hohen Vorschusslorbeeren denen ich nicht getraut habe, Regisseur Todd Phillips und der Unwissenheit in welche Richtung der Film eigentlich gehen möchte, andererseits aber ein Joaquin Phoenix, auf den ich mich immer freue.

Nach der Sichtung muss ich sagen...

Joaquin Phoenix spielt grandios. Der Look und das Setting gefielen mir sehr gut. Die ruhige Art der Inszenierung und der langsame Storyaufbau ebenfalls. Auch die eingestreute Komik passte thematisch immer wunderbar und zündete bei mir durchgehend. Gute Nebendarsteller, hier sei neben Frances Conroy, und dem später noch näher beleuchteten Robert deNiro, vor allem auch Shea Wigham erwähnt, den ich einfach immer wieder wunderbar finde, auch wenn er hier (wie so oft) nur in einer kleinen Rolle glänzen darf. Allerdings gab es auch einige Schwächen, die mir schon beim Schauen auffielen. Der Film möchte im Grunde mehr sein als er ist. In seinen besten Momenten ist er wunderbar inszeniert und die Szenen entfalten ihre volle Wucht, dann und wann treten aber auch handwerkliche Makel auf, die mich zwischendurch etwas rausgerissen haben. Trotzdem saß ich mehrfach mit spürbar höherem Puls da und habe mich von dem Gezeigten fesseln lassen. Einige Storykniffe wirkten zwar etwas ungelenk eingebaut, aber gerade noch so überzeugend, dass ich sie nicht als großen Negativpunkt ansehen würde. De Niro gefiel mir in seiner Nebenrolle sehr gut, da er hier weniger mit großen Gesten, als vielmehr mit einem glaubwürdigen Charakter glänzen konnte. Manche Dinge wirkten auf mich allerdings etwas zu gewollt in den Film gezwängt. Dazu würde ich auch ein, zwei Eigenarten von Arthur Fleck zählen, die etwas zu sehr auf Ja, schaut her wie crazy unser Joker ist - getrimmt sind. Heath Ledger hatte als Joker auch ein paar Ticks, die aber relativ beiläufig gezeigt wurden, weil sie einfach zu der Figur dazugehörten und ihm dadurch hintergründig noch mehr Bedrohlichkeit verliehen. Hier hatte ich ein paar Mal das Gefühl, dass sie die Crazyness und den vermeintlich unkonventionellen Arthouse-Anteil (für einen Mainstreamfilm) mit dem Holzhammer transportieren wollten. Insgesamt fand ich ihn trotzdem gut, auch wenn er sich zwischen der Epicness eines Mainstream-Dramas und der noch dreckigeren Arthousschiene meiner Ansicht nach nicht ganz entscheiden konnte. Dazu sei noch gesagt, das mir der Soundtrack, der anfangs sehr subtil und später sehr prägnant aufftritt, außerordentlich gut gefiel - schon beim Abspann fiel mir auf wie sich das Joker-Theme in meinen Kopf gebrannt hat. Hier wurde wirklich mal wieder etwas neues einprägsames geschaffen (das Cello habe selten so präsent in einem Soundtrack wahrgenommen - ähnlich stark wie die Orgel in Interstellar).

Nebenbei ist das für mich dieses Jahr schon der dritte Film, bei dem ich bei der Erstsichtung lange Zeit brauchte um den Film für mich überhaupt einsortieren zu können, wo er mit mir hin will bzw. worauf das Ganze hinaus läuft. Ich habe mich z.B. die ersten Minuten gefragt, wie schnell die Wandlung in den Joker wohl vonstatten gehen würde und ob wir ihn in voller Montur im Finale auch schon auf großer Bühne bei der Arbeit erleben werden oder ob es wirklich durchgehend ein kleines psychologisches dreckiges Drama im Untergrund bleiben wird. Ich weiß noch nicht, ob ich die jetzige Lösung als halbherzig bezeichnen soll oder ob meine Erwartungshaltung nur einfach nicht erfüllt wurde, denn... ab der finalen Verwandlung inkl. Gary Glitter hätte den Joker nach der Talkshow-Szene gerne noch weiter in Aktion erlebt. Das gesamte Finale war ein einziges Highlight. Nur der Ausklang verlief dann doch etwas unspektakulär und wieder etwas Comic-anbiedernder, als ich es erwartet hätte.

Wie bei Yesterday und Once Upon A Time In Hollywood (schon erledigt und es hat sich bewahrheitet) sehe ich hier auch eine Zweitsichtung als zwingend notwendig an, um dem Film mit meiner Bewertung gerecht zu werden. Bisher...guter Film, aber auch massiv overhyped, trotzdem sehr sehenswert und mitreißend.

PS: Was ich aber auch noch anmerken möchte... Endlich mal wieder ein sehenswerter, spannender Film der es schafft seine Geschichte in normalen knackigen zwei Stunden zu erzählen und nicht wieder künstlich auf über 135min aufgebläht würde, wie es heute bei jedem anspruchsvolleren Drama, das etwas auf sich hält, üblich ist.