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Angèle und Tony

Kritik Details Trailer News
Raue Charaktere, zarte Bande

Angèle und Tony Kritik

Angèle und Tony Kritik
0 Kommentare - 25.08.2011 von FBW
Hierbei handelt es sich um eine Kritik der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW).

Bewertung: 4 / 5

Angèle ist eine Frau der pragmatischen Sorte. Will sie ihrem Sohn ein Spielzeug schenken, prostituiert sie sich für den Mann, der es beschafft. Braucht sie ein Fahrrad, um zu ihrem Sohn zu fahren, nimmt sie sich eins. Und könnte eine Hochzeit helfen, das Sorgerecht für den entfremdeten Jungen zurückzugewinnen, gibt sie eben eine Kontaktanzeige auf. Warum Tony darauf antwortet, kann er selbst nicht erklären. Aber Worte verliert er sowieso nur, wenn es wirklich nötig ist. Mit Angèle und Tony (2010) ersann die Französin Alix Delaporte zwei ziemlich schroffe Zeitgenossen - und verwickelte sie in eine umso zartere Liebesgeschichte.

Vielleicht ist es Mitleid, vielleicht doch Begehren. Rational begründen lässt es sich jedenfalls nicht, dass Seemann Tony (Grégory Gadebois) die fremde Angèle (Clotilde Hesme) in seinem Elternhaus aufnimmt - nachdem er bei der ersten Begegnung schon bezweifelte, dass er zu ihr passen könnte, und sie sich nicht gerade mit warmen Worten verabschiedeten. Wortkarg, wie er ist, verrät Tony seine Beweggründe natürlich nicht, weder seiner Mutter (Evelyne Didi) noch dem Publikum. Angèle verschweigt im Gegenzug, dass sie a) einen kleinen Sohn hat, den sie b) vor zwei Jahren zuletzt sah, weil sie c) im Gefängnis saß.

Die Kamera bleibt dran an dieser kurz angebundenen Frau, während sie am Fischstand von Tonys Mutter arbeitet, ihren Bewährungshelfer trifft und versucht, schrittweise Kontakt mit ihrem Sohn aufzunehmen. Es sind Alltagsaufnahmen, nüchtern und realitätsnah, hart geschnitten und sparsam mit Musik hinterlegt. Mehr Handlung braucht Alix Delaporte nicht, um immer mehr Charakterzüge an ihrer Hauptfigur aufzuzeigen. Wortlos, aber deutlich, jedoch nicht überdeutlich.

Sie schult so das Auge des Zuschauers, kleinste Veränderungen wahrzunehmen - sowohl in Angèles als auch in Tonys Handeln. Winzige Gesten und unscheinbare Bemerkungen zeigen an, wie sich die beiden langsam aufeinander zubewegen. In Kombination mit dem hervorragenden Zusammenspiel von Grégory Gadebois und Clotilde Hesme erhält der Beziehungsfilm dadurch eine ganz eigene Spannung. Ein spürbares Prickeln, das nachfühlen lässt, wie aus zwei verschlossenen Einzelgängern das glückliche Paar werden konnte, das vom Kinoplakat herunterlächelt.

Angèle und Tony bekommt 4 von 5 Hüten.


(Quelle: teleschau - der mediendienst | Annekatrin Liebisch)

Angèle und Tony Bewertung
Bewertung des Films
810

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