Bewertung: 4 / 5
Wer der AMC-Serie Humans hinterhertrauert, die nach drei Staffeln endete, kann sich seit dem 16. August mit der russischen Serie Better Than Us bei Netflix trösten. Die Umstände im Jahr 2029 sind ähnlich: Roboter, hier genannt "Bots", gehören zum Alltag, und auch hier steht ein weibliches entflohenes höher entwickeltes Modell im Fokus der Serie, übrigens der ersten russischen beim Streamgigant. Doch trotz einiger weiterer Ähnlichkeiten gibt es genug Neues und anders gelagerte Konflikte, um SciFi-Fans in den Bann zu ziehen. Wir haben die erste 16-episodige Staffel gesehen und würden uns auf mehr davon freuen. Laut IMDb scheint Staffel 2 schon bestellt zu sein, jedoch wird dort auch die erste Season mit nur acht Folgen angegeben und die zweite mit wieder acht. Eventuell also ein Fehler.
Im Jahr 2029 sind Roboter, in Better Than Us genannt "Bots", Alltag als Helfer im Haushalt, Fahrer, Service- und Sicherheitspersonal, wie auch als Sexobjekte. Die meisten halten sie für seelenlos, doch mit dem neuen empathischen Modell Arisa will man einen emotionaleren Bot einführen, um sie auch als Lehrkräfte und in anderen Jobs mit sozialen Kompetenzen besser einsetzen zu können. Sogar eine generelle Frührente mit 25 Jahren wird angedacht, sollte das neue Modell die Erwartungen erfüllen. Doch ein illegal erobertes noch fehlerhaftes Testobjekt entkommt und sucht sich nun selbst eine Familie - zugleich sorgt eine gewaltbereite Bot-Gegenbewegung, genannt die "Liquidatoren", ebenfalls für Wirbel...
Trailer zu Better Than Us
In Better Than Us gelangt Arisa (Paulina Andreeva) zwar unter etwas anderen Umständen in ihre Familie als ihre autorisierten Nutzer, doch Humans-Kennern wird dennoch vieles vertraut vorkommen: Ein entflohener höher entwickelter Bot, eine Verschwörung, eine rebellische Gegenbewegung gegen die Bots, und sogar ein älterer Herr mit älterem Roboterhelfer kommen vor, hier der Großvater der Familie. Jedoch ist der akute Scheidungsfall in der Nutzerfamilie eine etwas andere Basis und gibt damit Mutter und bereits Ex-Frau Alla (Olga Lomonosova) eine völlig andere Charakterdimension, und der erste Prio-Nutzer ist hier die Tochter, nicht der Vater. Ähnlich bleibt jedoch der Part Eifersucht der Mutter auf den Bot.
Der Vater Georgy (Kirill Kyaro) rutscht durch seinen Job als Pathologe viel rascher in den Verschwörungspart um die hier Cronos-Firma hinein, und die nicht nur hübsche Arisa kommt dadurch auch flotter in die Lage, ihre kämpferischen Fähigkeiten anzuwenden. Der Sohn der Familie, Yegor (Eldar Kalimulin), gerät derweil schnell zwischen die Fronten von Familie, Polizei und der "Liquidatoren"-Bewegung. Die Bot-Tochter-Verbindung mit der kleinen Sonya (Vitaliya Kornienko) bringt dafür ein bisschen E.T. -Feeling in die Serie.
Die Darsteller passen alle prima in ihre Rollen, und die Sci-Fi-Welt von Better Than Us wird interessant in Szene gesetzt. Irgendwie witzig: Privatisierte Werbung wird, wenn es nach Better Than Us geht, auch in zehn Jahren noch nicht besser funktionieren als heute, und E-Balance-Boards gibt es dann auch immer noch. Auch in der Automobilindustrie hat sich offenbar weniger verändert als im eigenen Haushalt. Theoretisch könnte man Staffel 1 im Gesamten so stehen lassen, aber das explosive Finale stößt durchaus auch die Tür für mehr auf.
Alles in allem ist Better Than Us eine spannende und unterhaltsame Serie, die den Figuren gefühlt auch schneller mehr Charaktertiefe verleiht als in Humans. Auch das Thema der Liebesfähigkeit des neueren Bots steht durch die von Beginn an nicht verdeckte emotionale Familienbindung von Arisa gleich im Fokus, und durch den minderjährigen Sohn kommt die menschliche Bot-Gegenbewegung rasch ins Spiel. Allerdings erscheint Arisa noch als einziges Modell ihrer Art. Ob sich das im Verlauf von Better Than Us noch ändert, verraten wir nicht, aber wenn es nur nach Cronos ginge, auf jeden Fall... Kurz: Klare Empfehlung!