Bewertung: 4 / 5
Denn so bildhaft Black Gold die einschneidende Phase der aufkommenden Ölförderung in Arabien thematisiert, so deutlich wird auch die Kritik an verbohrten Weltanschauungen und konservativem Gedankengut. Während Hobeika seinen Bürgern bald elektrisches Licht schenken kann, blättert in Salmaah noch der Putz von den Wänden und alte Gläubige unterbinden unter Bezugnahme auf den Koran jedweden Fortschritt. So wie Auda in einer Szene die Suren des Koran progressiv auslegt, so unbarmherzig argumentiert ein Gläubiger gegen ihn. Doch Fortschritt lässt sich nicht aufhalten, vielleicht verlangsamen, aber diesen kulturellen Clash fängt Black Gold beeindruckend ein. Vergessen wir Freida Pinto nicht, die die Prinzessin Leyla verkörpert. Wir wünschen der indischen Schauspielerin für die Zukunft jedoch mehr gehaltvolle Rollen; sicherlich braucht jedes Märchen eine schöne Braut, doch die unbestritten attraktive Darstellerin ist zu oft nur hübsches Beiwerk, deren Rollen wenig hergeben. So war es zuletzt in Krieg der Götter, Planet der Affen - Prevolution und auch Slumdog Millionär ermöglichte ihr keine wirkliche Entfaltung.
Wir alle ahnen, wie die Geschichte in Black Gold ausgeht, doch das mindert die Spannung nicht. Auf der einen Seite steht der Wunsch nach Fortschritt und Wohlstand zu einer Zeit, in der in der westlichen Welt Automobile die Straßen eroberten, auf der anderen Seite die Abkehr von weltlichen Gütern und Dromedare im Wüstensand. Regisseur Jean-Jacques Annaud, bekannt für Der Name der Rose, Sieben Jahre in Tibet, Duell - Enemy at the Gates und das leise Erotikdrama Der Liebhaber, schafft es, eine absehbare Story mit eindrucksvollen Bildern und großartigen Darstellern gekonnt in Szene zu setzen, Geschichte lebhaft zu machen. So wie sich im Drehort Tunesien im Januar 2011 der Umbruch ankündigte, kündigt Black Gold von glorreichen Zeiten. Dies unterstreicht auch der Soundtrack von James Horner (Braveheart, Titanic, Avatar) und fast befreiend nahmen wir zur Kenntnis, dass dieses Mal kein 3D nötig war, um den Film zu unterstützen, wo keine Unterstützung notwendig war. Wir wünschen euch einen Kinoabend, der nicht mit technischen Bildproblemen gespickt ist, so dass ihr durchweg das Gefühl habt, alles durch den Schleier eines Sandsturms zu sehen. Mit 130 Minuten ist der Film recht lang ausgefallen, doch was irgendwann ein Klassiker werden will, darf nicht kleckern. Wir vergeben 4 von 5 Hüten.
(DV)