Bewertung: 4 / 5
Crimson Tide" ist ein U-Boot-Thriller, der den realen Konflikt zwischen den ranghöchsten Offizieren auf dem sowjetischen Atom-U-Boot B-59 während der Kubakrise in die post-sowjetischen 90er Jahre verlegt und sich nun auf dem US-amerikanischen U-Boot USS Alabama abspielt. Aufgrund seiner "negativen" Darstellung der U.S. Navy (Meuterei) mussten Bruckheimer, Simpson und Scott ohne die Unterstützung selbiger auskommen, das U-Boot und der Flugzeugträger wurden stattdessen vom französischen Militär bereitgestellt und die Tauchszenen wurden unabhängig von der Filmproduktion in Pearl Harbor gedreht.
Um eine akkurate Darstellung von Marineoffizieren und diversen Befehlsaktionen zu gewährleisten, begab sich das Bruckheimer-Team unter dem Vorwand, einen Film über einen verrückt gewordenen Computer ("Jagd auf Roter Oktober" trifft "2001") drehen zu wollen, auf ein US-U-Boot und filmte die Crew bei ihrer Arbeit. Die U.S. Navy fühlte sich bei ihrer Ehre gepackt und beauftragte ihrerseits die U-Boot-Crew damit, dem Filmteam zu beweisen, dass eine solche Handlung unglaubwürdig ist. Solche Produktionsgeschichten finde ich immer wieder witzig^^
Zum Film:
Der erste Absatz deutet schon darauf hin, bei "Crimson Tide" handelt es sich glücklicherweise nicht um einen hurrapatriotischen Film, der den Kalten Krieg nur deshalb wieder ausgräbt, um das US-Selbstwertgefühl zu steigern. Auch wenn sich "Crimson Tide" dank Tony Scotts Bilder und Hans Zimmers Soundtrack nach außen hin pompös und pathetisch präsentiert, beschäftigt sich der Film im Inneren kritisch mit Themen wie Vaterlandsliebe, Authorität, Befehlsgehorsam und dem Handeln nach Vorschriften. Hochspannend schildert Scott die Extremsituation, in Anbetracht eines möglichen Atomkrieges ohne Funkkontakt in einem U-Boot festzusitzen und abwägen zu müssen, ob man zu einem Präventivschlag ansetzen soll oder nicht. Ein eindrucksvolles Plädoyer für das Abrüsten von Nuklearwaffen.
Quentin Tarantino gab dem Drehbuch als Skriptdoktor den letzten Schliff und zieht hier höchstamüsant Parallelen zu einem ähnlichen Konflikt zwischen der Föderation und den Klingonen in einer der "Star Trek"-Serien, der Cast voller geballter Maskulinität bestehend aus u.A. Gene Hackman, Denzel Washington, Viggo Mortensen und James Gandolfini spielt hervorragend, insbesondere Hackman und Washington laufen als Gegenspieler zu Hochtouren auf. Stand jetzt handelt es sich bei "Crimson Tide" um den besten Tony-Scott-Film, den ich kenne, mit dem Scott all das wettmacht, was er für mich mit "Top Gun" verbrochen hat.