Bewertung: 4 / 5
Nach einem guten ersten Drittel, in dem vor allem Christoph Waltz brillant spielt, beginnt die Dramaturgie etwas zu haken - und das ist eben der Haken an der Sache. Keine Frage, Tarantino zeigt sich auch in Django Unchained wieder als Meister des Dialogfilms, er schrieb auch selbst das Drehbuch, für das er bereits vor der US-Premiere beim Hollywood Film Festival als Bester Drehbuchautor geehrt wurde. Scheinbar musste er an diesem aber noch einiges ändern, was wiederum wahrscheinlich zu diesem doch recht konstruierten 3-Akter-Gefühl führt - während Akt 2 Längen empfinden lässt, ist Akt 3 hopplahopp erledigt. Vielleicht sollte der Plantagenteil eigentlich kürzer ausfallen und dafür Akt 3 noch mit dem einst geplanten Cast von Kurt Russell, der wiederum Kevin Costner ersetzen sollte, dafür länger sein. Auffallend ist zumindest, dass der gut funktionierende Drive von Akt 1 im folgenden Plantagenteil ruckeliger abläuft und man sich bei manchen Szenen, deren Handlungsstrang abrupt abbricht, fragt, wozu dieser überhaupt begonnen wurde.
Tarantinos Cast können wir dabei nur loben, in den er wie üblich so manchen Darsteller früherer Tarantinofilme integrierte. Oscarpreisträger Jamie Foxx (Ray, Kill the Boss) lässt die eigentlich angedachte Besetzung von Will Smith gleich vergessen machen, der dramaturgisch arg rasche Wandel vom gedemütigten Sklaven zum kultigen Helden ist darstellerisch schnell verschmerzt und man folgt mit Genuss seinen coolen Darbietungen. Christoph Waltz (Inglourious Basterds), den Tarantino des Öfteren deutsch sprechen lässt, ist eine Augenweide als intelligent-nonchalanter, ausgefuchster Kopfgeldjäger, mit dem ein Shakehands schnell tödlich enden kann. Leonardo DiCaprio (Inception) einmal in einer fies-gelackten Anti-Heldenrolle zu sehen, ist ebenfalls ein besonderer Schauwert. Kauzig ist Samuel L. Jackson (Pulp Fiction) als alter Haussklave Stephen, der jedoch gerade aufgrund seiner Überzeugung moralisch nervt. Kerry Washington (Der Letzte König von Schottland - In den Fängen der Macht) hat dazu vergleichsweise weit weniger Leinwandzeit, überzeugt aber ebenfalls in ihrer Rolle der gequälten Sklavin. Da wir hier nicht alle Darsteller aufzählen können, sei nur gesagt, dass auch die Nebenrollen ihre Sache gut gemacht haben.
Trailer zu Django Unchained
Erfreulich sind natürlich die in Django Unchained reichlich vorhandenen inhaltlichen wie visuellen Bezüge zu bekannten Italo-Western, allen voran zum Original. Schade nur, dass Tarantino die im ersten Drittel teilweise typischen harten Schnitte wie auch wackelig-flotten Ransprünge und Aufzieher im späteren Verlauf nicht noch öfter wieder mal reingebracht hat. Im zweiten Showdown kopiert Tarantino sich gleich selbst, erinnert dieser doch bezüglich trappelnder Füße und massenhaft Blut sehr an den Massen-Showdown von Kill Bill - Vol. 1. Zu loben ist dabei der wie immer tolle Soundtrack, der Westernklassiker und manch andere altbekannte Songs mit modernen Songs oder gar Soul-Remixes mischt.
Es ist Tarantino fraglos mit Django Unchained wieder ein toller ca. zweieinhalbstündiger Film gelungen, der nur an Kleinigkeiten mangelt. Inwiefern mag dies nun nach Inglourious Basterds ein zweiter Teil einer Trilogie sein? Rassenhass mag ein gemeinsames Thema sein, vielleicht ist es aber auch die gemeinsame Besetzung von Christoph Waltz inklusive deutscher Sprache. Gangster in den 30ern als dritter Teil, wie Tarantino mal thematisch anklingen ließ, klingt weniger verbindend. Nun, bis der nächste Tarantino kommt, wird man sich die beiden Vorgänger oft genug für einen Vergleich hintereinander anschauen können.