Bewertung: 3 / 5
Mitte bis Ende der 1990er setzte sich eine neue Art der Kommunikation durch. Mail und Chat waren geboren, neue Möglichkeiten, sich kennenzulernen. Heute hat wohl fast jeder ein Pärchen im Bekanntenkreis, das sich "übers Internet" kennen gelernt hat. Mit dieser Möglichkeit spielt "E-Mail für dich", besetzt mit zwei hochkarätigen Darstellern v.a. für 1998. Inhalt: Kathleen Kelly (Meg Ryan) besitzt einen kleinen Buchladen v.a. für Kinder in New York. Der Laden läuft, sie ist in einer Beziehung mit Frank Navasky, bekannter Kolumnenschreiber einer großen Zeitung. Heimlich pflegt sie jedoch regen Mailkontakt zu einem unbekannten Mann, mit dem sie über alles reden kann. Gleichzeitig führt auch Joe Fox (Tom Hanks) eine heimliche Internetbekanntschaft zu einer Unbekannten. Joe gehört zur Eigentümerfamilie einer großen Buchhandelskette, die gerade in New York eine neue Filiale aufmachen wollen - gegenüber von Kathleens kleiner Buchhandlung. Während sie sich im realen Leben kennen und verabscheuen lernen und nichts unversucht lassen, sich "auszukonkurrieren", geben sie sich - unbekannterweise - über ihren Mailkontakt gegenseitig Hilfe. Nicht lange, und sie hegen den Wunsch, sich auch im realen Leben zu begegnen ... Eigene Meinung: Eine romantische Geschichte um ein (relativ) neues Medium zu spinnen ist zumindest im Grunde eine nette Abwechslung. "E-Mail für dich" versucht, auch gerade in Hinblick auf die Figurenausprägungen und der Besetzung, ausgetretene Pfade zu verlassen. Leider gelingt das nur zum Teil. Die Story, die über weite Strecken ohne übermäßigen Kitsch auskommt, verlässt sich am Ende doch zu sehr auf bekannte Muster. In einigen Figuren erkennt man übliche Schablonen, die man zumindest bei den beiden Hauptdarstellern einigermaßne vermeiden konnte. Tom Hanks, nicht lange nach seinen beiden Oscargewinnen, zeigt hier eine gute Darstellung, die seiner Figur die nötige Vielschichtigkeit verleiht. Trotzdem nimmt man ihm die charakterlichen Unzulänglichkeiten, die seine Figur beinhaltet, nicht zu jeder Zeit ab. Möglicherweise liegt das an einem irgendwie "Überclever-sein-wollen", die seine Figur dialogisch darbieten soll, das aber manchmal nicht passt. Meg Ryan spielt ihre Rolle durchgängig souverän. Aus dem übrigen Cast ist positiv noch Dave Chappelle hervorzuheben, die anderen haben keine nennenswerte Leinwandzeit. Der Film ist so erzählt, dass der Zuschauer den Figuren immer ein wenig voraus ist. Diese Herangehensweise erzeugt durchaus Spannung und an vielen Stellen auch Witz. Aus meiner Sicht die richtige Art, die Story zu erzählen, trotzdem hat man sich offenbar nicht alles getraut, an Möglichkeiten auszuschöpfen. Obwohl die Konstruktion einer riesen rosa Welt ausbleibt (allerdings die Story schon an einigen Stellen konstruiert und absehbar ist), vermeidet man nicht ganz Kitsch. Das muss nicht schlimm sein, ist hier allerdings dann doch leider die unspannendere Alternative. Handwerklich wüsste ich nicht weiter etwas auszusetzen. Kamera und Schnitt sind solide, die Musik erfüllt die Erwartungen, trägt im Laufe der Zeit vielleicht zu dick auf. Insgesamt bleibt eine romantische Liebenskomödie, die es nicht ganz schafft, auf bekannte Muster zu verzichten, aber mit zwei tollen Hauptdarstellern aufwartet, die es miteinander über ein neues Medium versuchen. Fazit: Romantische Komödie mit wenigen Neuerungen, zwei durchaus überzeugenden Hauptdarstellern. Einige Schwächen werden offenbar, der Grad an Kitsch steigt über die Zeit, bleibt insgesamt überschaubar. 6/10 Punkte.
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