Bewertung: 3.5 / 5
Demgegenüber ist Gefährten in vielen Szenen, insbesondere den Kriegsmomenten, unglaublich ergreifend. Dies liegt zum einen an den Protagonisten, zum anderen aber insbesondere an Joey und anderen Pferden, die in der Handlung vorkommen. Spielberg macht begreiflich, was der Mensch dem Tier seit jeher antut - und in diesen Momenten versteht er es mittels sensibler und drastischer Bildsprache, das Leid zigtausender Kreaturen einzufangen. Speziell eine Szene mit Joey wird empathischen Zuschauern noch lange im Gedächtnis bleiben und in diesen Momenten erleben wir einen Spielberg, der es noch immer kann. Tierliebe, Dramatik und zwei verfeindete Soldaten, die in diesen wenigen Minuten ohne Worte alles ausdrücken: Lasst uns doch mit diesem Scheiß aufhören. Unfassbar, dass keinem Pferd während des Filmdrehs Schaden zugefügt wurde - ein Verdienst von Pferdetrainer Bobby Lovgren und dem Team, was sogar PETA lobend erwähnte. Im Gegensatz dazu steht als Negativbeispiel der Dreh von The Expendables 2 in Rumänien, wo der unachtsame Einsatz von großen Maschinen den Winterschlaf einer Fledermausart derart störte, dass viele Tiere in Mitleidenschaft gezogen wurden.
Auch das Händchen des Produktionsteams hinsichtlich der Besetzung ist zu loben, denn mit Emily Watson, David Thewlis, Tom Hiddleston und Benedict Cumberbatch wurden großartige Darsteller gefunden, die den Film sehenswert machen. Aufgrund der Storyelemente ist ihre Leinwandzeit jedoch begrenzt und dies können Jeremy Irvine, David Kross und Celine Buckens nicht annähernd kompensieren. Speziell mit Hauptdarsteller Irvine taten wir uns schwer, der uns einfach nicht überzeugen konnte. Auch die beiden Franzosen im Film - der Großvater und seine Enkelin - sind uns durch dieses übertriebene "Savoir vivre auch im Krieg" besonders nervig in Erinnerung geblieben. Mag sein, dass jedem Europäer, ob nun Briten, Deutschen oder Franzosen, ein bestimmtes Merkmal aufgedrückt werden musste, damit der Amerikaner den Fronten auch folgen kann, doch so manche Charakterzeichnung störte. Gut, dass Joey nicht auch noch sprechen konnte.
Insgesamt blicken wir trotz der genannten Schwächen auf Gefährten in guter Erinnerung zurück. Diese Geschichte, die in unserer Welt spielt, geht zwar außerhalb Hollywoods nur als Märchen durch, Spielbergs Begeisterung für den Stoff ist jedoch in jeder Szene zu spüren. Die liebevolle und detailreiche Zeichnung reicht vom garstigen Ganter auf dem Bauernhof bis zum schweren Kriegsgeschütz. Selbst als Feldstudie taugt Gefährten - denn wenn man sieht, wie britische Kavalleristen mit Degen gegen deutsche Soldaten und ihre Schusswaffen in den Krieg ziehen, wundert man sich nicht, dass der Krieg eben nicht schon Weihnachten 2014 vorbei war. Wir vergeben 7 von 10 Hüten.
(DV)