Bewertung: 3.5 / 5
Wir befinden uns an der Schwelle zum Ersten Weltkrieg in England. Ein Viehmarkt findet statt und der stets besoffene Bauer Ted Narracott (Peter Mullan) ersteigert gegen alle Vernunft ein Vollblut. Das Tier, viel zu filigran für die schwere Schufterei auf dem Acker, hat es ihm angetan und so erträgt er auch das Gezeter seiner Frau (Emily Watson), die den Fehlkauf verdammt. Allein sein Sohn Albert (Jeremy Irvine) ist von dem jungen Hengst ebenso angetan, der alles unternehmen will, um den Kauf des Tieres zu rechtfertigen. Nach einer Weile stellt sich heraus, was für ein Juwel Joey - wie es von Albert genannt wird - ist, doch dann ändert sich von einem Tag auf den anderen alles: Der Vater verkauft das Tier bei Kriegsanbruch, um nötiges Geld für die Familie zusammenzukratzen. Alles Bitten von Albert nützt nichts, Joey wird dem jungen Captain Nicholls (Tom Hiddleston) übergeben und soll von nun an in der Kavallerie dienen. Viele Monate vergehen und Joey erlebt die schrecklichen Wirren des Krieges an unzähligen Orten - doch in der ganzen Zeit hat Albert eins nicht, ihn vergessen...
Spielberg ist seit jeher ein Mann großer Momente, der mit vielen seiner Werke Kinogeschichte geschrieben hat - Der Weiße Hai, E.T., die Indiana Jones-Reihe, Jurassic Park, Schindlers Liste, Der Soldat James Ryan...man möchte die Liste beliebig fortsetzen und auch seinen aktuellen Film einreihen. Doch leider gelingt dies nicht. Als wir im Juni 2011 über den ersten Trailer von Gefährten berichteten, erwarteten wir "eine sehr bildgewaltige und emotionale Geschichte". In dieser Hinsicht hat uns Steven Spielberg nicht enttäuscht - und dann doch. Denn trotz übertriebener Farben und Emotionen an allen Ecken und Enden ist der Film im Grunde eins - schwarzweiß. Lange haben wir keinen Film mehr gesehen, der mit der Holzhammermethode in Bild, Ton, Cast und Wort so viel übertriebenen Pathos versprüht und dabei so aufgepumpt und doch so platt wirkt. Aber, gemach, das ist noch nicht das Fazit.
Basierend auf dem Roman "Schicksalsgefährten" von Michael Morpurgo wurde vor Jahren ein erfolgreiches Bühnenstück kreiert. Davon inspiriert wollte Spielberg die innige Freundschaft zwischen einem Jungen und seinem Pferd ins Kino bringen, in der Hoffnung, dass auch Nicht-Pferdefans ihre Freude am Film haben werden. Das würde auch keine zu hohe Hürde sein, wenn Spielberg nicht das Maß verloren hätte. Ob nun England vor Kriegseintritt trotz vieler Entbehrungen derart bunt überzeichnet sein muss, um die einsetzenden Schrecken des Krieges zu betonen, mag visuell beeindrucken, ist aber doch zu plakativ und lässt den Realismus der Geschichte hinken. Zum anderen wird die Zuneigung von Albert zu seinem Pferd spätestens ab der Stelle nervig, wenn es zum zigsten Mal betont wird, und alle, aber auch alle Beteiligten eine besondere Bindung zu dem Tier verspüren und eine unfassbar übertriebene Szene kurz vor Ende kommt.