Bewertung: 3.5 / 5
Als 2017 bekannt wurde, dass die eher für derbe Komödien bekannten David Gordon Green und Danny McBride für Blumhouse einen Soft-Reboot des Slasher-Klassikers Halloween inszenieren werden, rumorte es wieder einmal mehr im Internet. Bei mir wurde dadurch allerdings zum ersten Mal Interesse für einen Film dieser Reihe geweckt. Denn auch als Fan von John Carpenter-Filmen, war es ausgerechnet sein erfolgreichstes Werk von 1978, und die bis dato neun (streng genommen acht) Ableger, welche mich im Gegensatz zur Mehrheit erstaunlich kalt ließen. Und mit der Rückkehr von John Carpenter als Produzent wurden selbst meine Erwartungen an den Film erhöht.
Immerhin gilt Carpenter, wie alle die mit ihrer Meinung nicht hinter den Hollywood Hills halten, als unbequem und schwierig. Tatsächlich gab der Erfolg von Halloween (2018) den ausführenden Personen ein Jahr später recht. Mit einem weltweiten Einspielergebnis von über 250 Mio. US-Dollar, bei einem Budget von 10 Mio. US-Dollar, wurde schließlich die geplante Trilogie in den Kürbis geritzt. Doch bevor die Gestalt mit der weißen Maske im Oktober 2020 wieder den Ausstecher im Kino geben konnte, wurde Halloween Kills wie viele andere Filme auch, Pandemie-bedingt verschoben. Ein Jahr später darf ich als kritischer Fan der Serie die Fortsetzung im Kino sehen. Hat sich das Warten gelohnt?
Trailer zu Halloween Kills
Halloween Kills Kritik
Halloween Kills beginnt mit einem Rückblick ins Jahr 1978, in dem wir die letzten Minuten der Jagd auf den Babysitter-Mörder erleben dürfen. Bekannte Figuren aus dem Vorgänger, wie auch aus dem Original, haben in dieser Nacht ihre erste Begegnung mit Myers. Zu viel will ich nicht verraten, außer dass die Macher des Films ihre Hausaufgaben gemacht haben. Gleich danach setzt der Film genau dort ein, wo der Film von 2018 bereits den Abspann rollen ließ. Jamie Lee Curtis hat als Laurie Strode schwer verletzt den Angriff Michael Myers´ überlebt. Ihre paranoiden Gedanken sowie die besessene Vorbereitung der letzten Jahrzehnte auf die Rückkehr des maskierten Killers haben sie mitsamt ihrer Tochter und ihrer Enkelin vor dem Schlimmsten gerettet.
The Shape himself wurde von den Frauen erfolgreich in den Keller des Haus gesperrt, welches schon immer nur als Todesfalle für Michael zu dienen schien. Das gelegte Feuer soll den Rest erledigen und Myers für endgültig in die Hölle befördern. Während Laurie von ihrer Familie ins Krankenhaus begleitet wird, rückt die örtliche Feuerwehr an. Diese wissen jedoch, wie der Rest der Bewohner von Haddonfield, noch nichts von all den blutigen Ereignissen der aktuellen Halloween-Nacht. Und natürlich ist Michael auch nicht tot. Lediglich seine Maske erinnert etwas an einen Marshmallow, den man etwas zu nah über das Feuer hielt. Diesen Gedanken können die ersten Feuerwehrleute nicht mehr haben. Denn was bei Stürmung der Einsatzkräfte ins Strode-Haus folgt, dürfen wir bereits seit Wochen in Trailern und Bildern zum Film im Internet sehen.
Michael Myers sticht, schlägt und sägt sich durch die Helfer, bis diese sprichwörtlich zerlegt sind. Der Gorehound hinter mir jubelt der Leinwand zu, hofft auf das größte Massaker, das jemals in einem Halloween-Film gezeigt wurde. Doch Pustekuchen. Green und McBride nehmen das Tempo nach dem Blutbad raus. Keine Suppe für den Gorehound hinter mir. Green nimmt die drei Überlebenden der Strode-Familie zur Seite und setzt den Fokus auf die Halloween zelebrierenden Bewohner Haddonfields sowie jene wenigen Überlebenden aus dem Jahr 1978. All diesen Menschen sitzt die Nacht aus der Vergangenheit tief in ihren Gesichtern und der Körperhaltung. Das gezwungene Lächeln, wenn der Name Michael Myers fällt, offenbart dem Zuschauer, dass Laurie Strode die einzige ist, die in dieser Nacht nicht gebrochen ist.
Halloween Kills ist wie der Mittelteil eines Buches, das in die bekannten drei Abschnitte geteilt ist. Es ist, als brächten Green und McBride für das Finale alle Figuren in Stellung. Dabei hätte der Fortsetzung schnell anheften können, lediglich das Gleiche zu sein, was wir bereits aus in die Länge gezogenen Serien kennen: die Filler-Episode. Doch Halloween Kills macht mehr aus diesem Umstand, weshalb er zwar nicht die Messerlatte des Vorgängers erreicht, aber auch trotz aller vorhersehbaren Momente zu unterhalten weiß. Der Bodycount wurde noch einmal hochgeschraubt, und Michael agiert in seinem Treiben kreativer als üblich. Dabei findet Green eine gute Balance zwischen gezeigten und nicht gezeigten Morden mittels Kamerawinkel, Schnitt oder versetzten Bildfokus.
3,5 von 5 Küchenmessern, äh Hüten gibt es hier, denn Halloween Kills macht vieles richtig. Die Macher probieren Neues, bedienen aber auch die typischen Erwartungen an diese Art Film, welche genauso wie der obligatorische Fan-Service nicht aufdringlich, sondern normal wirken.
Wiederschauwert: 60%