Bewertung: 3.5 / 5
Daniel Radcliffe, bisher uns allen als Harry Potter bekannt, hat sich in den letzten Jahren freigestrampelt und mit Die Frau in Schwarz oder The F-Word - Von wegen nur gute Freunde! bewiesen, dass er auch in anderen Rollen dem Publikum gefällt. Nun kommt mit Monaten Verspätung Alexandre Ajas Horns auch in die deutschen Kinos und auch hier bleibt sich Radcliffe treu, keine allzu massentauglichen Rollen nötig zu haben.
Ignatius "Ig" Perrish (Daniel Radcliffe) und Merrin Williams (Juno Temple) lieben sich. Abgöttisch. Verbringen jede erdenkliche Minute miteinander. Doch dann ist Merrin tot. Erschlagen wird sie gefunden, unter einem Baum im Wald. Sofort fällt der Verdacht auf Ig und so lassen die Anwohner keine Chance aus, ihn zu belauern, zu bedrohen und ihm den verdienten Tod zu wünschen. Verdient? Ist Ig eventuell gar nicht schuldig? Er selbst weiß es nicht und sieht sich eines Tages mit dem Albtraum riesiger Hörner auf seiner Stirn konfrontiert. Ist er also gar doch des Teufels - und tatsächlich der Mörder seiner geliebten Merrin?!
Trailer zu Horns
Horns Kritik
Horns basiert auf der gleichnamigen Novelle von Joe Hill und lässt uns einen erwachsenen Daniel Radcliffe erleben, der in den letzten Jahren wahrhaftig seinen kindlichen Harry Potter-Schuhen entwachsen ist. Man nimmt ihm die Rolle ab und in manchen Momenten macht er seine Sache richtig gut, vor allem wenn er in energischen Szenen aus sich rausgehen kann. Jedoch vermissen wir noch die schauspielerische Klasse, diesen Aha-Effekt, warum er der Richtige für eine Rolle ist, denn wirklich gutes Handwerk ist nicht erkennbar.
Radcliffe ist derjenige, der durch Zufall in dieses Business geraten ist und nun krampfhaft versucht, sich darin zu behaupten. Und genau dieses krampfhafte, leicht ins Over-acting rutschende Gebaren, lässt manche Szenen weniger überzeugend wirken. An seiner Seite Juno Temple (The Dark Knight Rises, Sin City 2 - A Dame to Kill For) als viel umschwärmte Merrin, die filigran und unnahbar wirkt, aber dennoch auch eine starke sexuelle Präsenz zeigt. Eine gute Wahl, selbst wenn man sich streiten kann, ob ihr rundes Puppengesicht diesen Superlativen, mit denen sie im Film umschrieben wird, gerecht wird.
Natürlich fragt man sich als Zuschauer über eine ganze Weile, ob Ig denn nun in einem Anfall von Trunkenheit oder Selbstumnachtung gar selbst seine Geliebte vom Leben zum Tod befördert hat. Warum sonst sollten ihm Teufelshörner wachsen, wenn er nicht des Teufels ist?! Doch genau darum dreht sich Horns, dies herauszufinden, denn das Offensichtliche hat manchmal gar nicht so offensichtliche Gründe. Schnell wird klar, dass die Hörner einen überraschenden Nebeneffekt auf Igs Mitmenschen haben und dieser lädt nicht selten zum Schmunzeln ein. Ja, Horns versprüht sogar etwas Witz und nimmt sich in manchem Moment nicht allzu ernst, punktet aber vor allem mit einer spannenden Geschichte nach der Aufklärung des Falls.
Gegen Ende driftet der Film zu sehr ins Fantastische ab - das ist Geschmackssache, aber lässt Horns für uns etwas unrunder erscheinen. Mit seinen 123 Minuten ist der Fantasythriller auch etwas zu lang geworden, der deutlich effizienter wäre, hätte sich Aja in der letzten halben Stunde nicht etwas verloren. Jedoch gehört der Film eindeutig zu den spannenderen Kinoideen der letzten Zeit und lässt in manchen Momenten sogar den typischen Aja durchkommen, was dann sogar kurz zu erschrecken weiß, weil unerwartet. Kurzum, wer auf Fantasy gepaart mit Gegenwart steht, wird einen netten Kinoabend erleben.
Horns Kritik
Alexandre Aja, dem schonungslosen Horrorregisseur, ist mit Horns eine fantastisch anmutende Geschichte gelungen, die über weite Strecken packt und auch den Humor nicht zu kurz kommen lässt. Zwar nicht ansatzweise so heftig wie andere Einträge seiner Filmographie (High Tension, The Hills Have Eyes - Hügel der blutigen Augen, Mirrors), aber als Fantasysnack mit Thrillertouch zwischendurch durchaus schmackhaft.