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In the Land of Blood and Honey

Kritik Details Trailer News
Brutal und doch kitschig

In the Land of Blood and Honey Kritik

In the Land of Blood and Honey Kritik
0 Kommentare - 18.02.2012 von FBW
Hierbei handelt es sich um eine Kritik der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW).

Bewertung: 3.5 / 5

Dreimal ist ihr Name zu lesen. Regie, Drehbuch und Produktion: Angelina Jolie. Dass das Kinodebüt der glamourösen Schauspielerin schonungslos vom Krieg Anfang der 90er-Jahre im ehemaligen Jugoslawien erzählt, ist nur auf den ersten Blick ein Widerspruch. Schließlich ist Jolies humanitäres Engagement, auch vor Ort in Krisengebieten, seit Jahren ungebrochen. Daraus erwuchs fast als logische Konsequenz ihre erste Regiearbeit In the Land of Blood and Honey. Das bei der Berlinale als Special gezeigte Drama schaut bei den Grausamkeiten nicht weg und erzählt die Geschichte mit besonderem Augenmerk auf die Frauen.

Jolie klagt den Rest der Welt an, zu lange zugesehen zu haben und verpackt ihre Empörung in eine wenig greifbare Liebesgeschichte. Danijel (Goran Kostic) ist Polizist, Ajla (Zana Marjanovic) Künstlerin. Sie tanzen in einer Bar, sind verliebt. Man weiß nicht viel über sie. Dann beginnt der Bosnienkrieg, der Serbe und die Muslimin stehen auf unterschiedlichen Seiten. Aus dem Polizisten wird ein Soldat. Danijels Vater (Rade Serbedzija), ein General, positioniert seinen Sohn gut.

Ajla und ihre Schwester Lejla (Vanessa Godjo) werden aus ihrer Wohnung gezerrt und getrennt. Denn die hübschen Mädchen, die nehmen sich die serbischen Soldaten mit. Ajla trifft im Gefangenenlager Danijel wieder, der sie, nicht zum letzten Mal, zu beschützen versucht. Das gelingt ihm, solange er am Standort das Sagen hat. Doch er wird abkommandiert, sodass er der Frau, die er eigentlich kaum kennt, nur noch einen Tipp zur Flucht geben kann.

In dieser ersten Hälfte des Films beeindruckt die souveräne Handschrift von Jolie als Regisseurin. Sie inszeniert mit wenigen, guten Effekten, trifft den richtigen Ton und schafft eine gelungene Mischung aus Distanz und Nähe. Doch Angelina Jolie wagt sich nicht zu weit hinaus. Sie wählt bewusst nur einen Ausschnitt des Kriegsgeschehens und zeigt insbesondere die Gewalt gegen Frauen.

Nebenbei bewies sie beim Casting ihrer einheimischen Hauptdarsteller ein gutes Händchen: Goran Kostic spielt den zerrissenen Serben, hadert mit seiner Aufgabe, weiß nicht, ob dieser Krieg richtig ist. Wie ein Schutzengel kümmert er sich um die eine Frau, zunächst unauffällig. Doch sein Einsatz für die Liebe bleibt nicht unentdeckt, Danijels Vater, ein unversöhnlicher Befürworter des Krieges, hört von der Sache mit der "muslimischen Hure".

Mehr noch als ihr Leinwandliebster lässt sich Zana Marjanovic in die Seele blicken. In ihrem Gesicht kann man lesen, ihren Ekel, die Angst, die Unsicherheit. Immer wieder scheint sie vertrauen zu wollen, versucht zu verdrängen. Doch das klappt nicht in Zeiten von Mord und Verlust.

In der zweiten Stunde wirkt die Inszenierung schwächer, weil Jolie mehr will. Weil sie genau ausspricht, worum es geht und die Hauptfiguren ständig die essenziellen Fragen stellen lässt. In einen Raum zu starren, in dem der Soldat mit seiner Gefangenen unangetastet vom Krieg lebt, wirkt wie eine bizarre Kammerspieleinlage. Da werden Porträts gemalt und Schattenspiele zweier Liebender an die Wand geworfen, bis Jolies Erzählung - bevor sich das Blatt für Ajla wendet - die Balance verliert.

Ein Kriegsfilm, der sich nur mehr auf das Thema Liebe konzentriert, verkitscht und steht sich bald selbst im Weg. Auf der Berlinale ist das natürlich Nebensache. Denn generell wollten in Berlin ohnehin alle nur wissen, ob Jolie nun wieder schwanger ist oder nicht.

In the Land of Blood and Honey bekommt 3,5 von 5 Hüten.


(Quelle: teleschau - der mediendienst | Claudia Nitsche)

In the Land of Blood and Honey Bewertung
Bewertung des Films
710

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