
Bewertung: 2 / 5
Doppelt hält besser, richtig? Definitiv nicht im Falle von M3GAN 2.0, der Fortsetzung zum Überraschungshit M3GAN, der 2022 den Puppenhorror zurück in die Kinos brachte. Das bekannte Sub-Genre des Horrors kehrte mit einem Fokus auf künstliche Intelligenz zu einem Zeitpunkt zurück, wo wir zunehmend mehr mit dem Thema im Alltag konfrontiert wurden. Genau wie bei anderen großen Unbekannten in den letzten Jahrzehnten bringt auch KI eine gewisse Angst mit sich. Dies mag nicht zwingend der Terminator sein, doch haben Menschen allgemein eine gewisse Furcht vor dem bislang Unerforschten. Horrorfilme haben seit jeher mit diesen Ängsten gespielt. So entstand beispielsweise Godzilla in einer Zeit, die von der Erfindung der Atombombe geprägt wurde. Zwar war M3GAN bei weitem nicht der erste Film, der das aktuelle Thema KI ins Zentrum der Handlung rückte, doch kam er eben zur richtigen Zeit und erreichte die passende Zielgruppe. Zu letzterer zählten wir nur bedingt.
Zwei Jahre sind vergangen, seit M3GAN, Wunderwerk künstlicher Intelligenz, abtrünnig geworden und auf einen mörderischen und tadellos choreografierten Amoklauf gegangen ist, bevor sie schließlich zerstört wurde. Ihre Schöpferin Gemma (Allison Williams) ist inzwischen nicht nur eine renommierte Autorin, sondern auch eine flammende Verfechterin von K.I.-Auflagen seitens der Regierung. Aus Gemmas Nichte Cady (Violet McGraw) ist mittlerweile eine Teenagerin geworden, die immer lauter gegen die Regeln ihrer überfürsorglichen Tante rebelliert. Ohne ihr beider Wissen wurde die M3GAN zugrunde liegende Technologie gestohlen und von einer mächtigen Rüstungsfirma missbraucht, um eine militärische Waffe zu kreieren – Amelia (Ivanna Sakhno), die ultimative Spionin zur Infiltration und Tötung. Doch mit wachsender Selbstwahrnehmung hat Amelia immer weniger Interesse daran, Befehle von Menschen entgegenzunehmen. Oder diese auch nur um sich zu haben ... Das Fortbestehen der menschlichen Existenz steht auf dem Spiel, und Gemma sieht diese eine letzte Chance: M3GAN (Amie Donald) muss wieder zum Leben erweckt werden und bekommt auch gleich ein paar zusätzliche Upgrades, die sie schneller, stärker und tödlicher machen. Als beide Systeme aufeinanderprallen, stößt die einzig wahre K.I.-Ikone auf eine ebenbürtige Gegnerin.
Trailer zu M3GAN 2.0
Während die Handlung bereits auf dem Papier unnötig komplex wirkt, erscheint sie im Film umso unglaubwürdiger und konstruierter. In M3GAN 2.0 geht es ständig um die Grenzen von künstlicher Intelligenz und die Rettung der Welt vor der totalen Kontrolle von Amelia. Leider verpasst der Film es dabei, in seinen 121 Minuten Laufzeit uns das Gefühl eines großen Ganzen zu vermitteln. Die Geschichte möchte groß aufdrehen, doch bleibt sie im intimen Kreis der Figuren. Dadurch könnte den Charakteren mehr Tiefe gegeben werden, aber auch das geschieht hier nicht. Stattdessen wird unablässlig über die Bedrohung von Amelia diskutiert und sich haufenweise Gags an den Kopf geworfen, wovon es kaum einer ohne sexuellen Unterton in den Film geschafft hat. Regisseur Gerald Johnston scheint uns unbedingt eine komplexe Geschichte mit und über KI erzählen zu wollen, dass er es vergisst, diese Handlung auch spannend umzusetzen.
M3GAN 2.0 ist auf dem Papier in die Genres Horror, Action und Thriller einzuordnen, doch bedient er keines davon in einem notwendigen Ausmaß. Während sich M3GAN noch primär auf sein Wirken als Horrorfilm konzentriert hat, bringt Teil zwei wesentlich mehr Action mit sich. Natürlich erwarten wir dabei keine Choreografien, wie sie John Wick vollführt. Dennoch hat Action in jedem Film den Anspruch, ein gewisses Maß an Spannung mit sich zu bringen. Zerschneidet ein Film seine Sequenzen zu sehr, so verlieren die Zuschauer nicht nur die Orientierung, sondern ganz schnell das Interesse. In M3GAN 2.0 ist die Action genauso zerschnitten wie die nahezu verwirrende Handlung. Abgesehen von zwei Kamerabewegungen, fehlt der Action hier jede Kreativität, die gerade KIs wie M3GAN oder Amelia durchaus bieten. Ihre unnatürliche Bewegungsfreiheit wird lediglich in den ersten Minuten des Films ausgeschöpft.
Während der Vorgänger schematisch die Eigenheiten des Puppenhorrors aneinandergereiht hat, fehlen diese Elemente in M3GAN 2.0 völlig. Wir wissen bereits, wozu M3GAN fähig ist, sie und im weiteren Sinne Amelia gruseln uns nicht. Es fehlt an jeglichem Horror. Da hilft es auch nicht, dass nur eine Woche zuvor 28 Years Later gezeigt hat, wie ein Film auf unterschiedlichste Weise Unbehagen bei uns erzeugen kann. Sei es durch die Nutzung von Score, Soundtrack und Sounddesign oder aber die gewählten Einstellungen der Kamera. Dazu gehört auch die inszenierte Bedrohung der Antagonisten. Die Infizierten in Danny Boyles neuesten Kunstwerk wirken auf uns verwahrlost, brutal und geradezu wahnsinnig. Dadurch bangen wir um die Figuren, die ihnen in der Wildnis begegnen. Ein wichtiger Aspekt dessen ist die Wahl der Charaktere. Ein unschuldiges Kind besitzt in einem Horror-Szenario eine (zumeist) garantierte Chance zu überleben, wohingegen eine Gruppe unsympathischer Teenager mehr Ungewissheit über ihre Überlebenschancen bei uns auslöst. In M3GAN 2.0 ist ziemlich eindeutig, wer überlebt und wer stirbt. Somit bleibt uns noch die Art des Todes als Spannungselement. Das Final Destination-Franchise hat es geschafft, allein daraus eine mehr als unangenehme Spannung zu erzeugen. In M3GAN 2.0 wird dieses Element des Horrors ebenso wenig bedient wie jedes andere Element des Spannungsaufbaus. Selbst ein Jurassic World, mit seiner Altersfreigabe von 12 Jahren, hat uns regelmäßig mehr geschockt.
Kein Horror, keine Spannung, keine nennenswerte Action. Bleibt noch der Thriller-Anteil und den erfüllt M3GAN 2.0 wahrscheinlich noch am ehesten, ist das Genre doch das dehnbarste der drei. Die zutreffendste Einordnung fehlt jedoch. Es ist ein Trashfilm. Von den Figuren, über die Gags bis zur verzweigten Story, der Trash-Faktor ist allgegenwärtig. Gleichzeitig nimmt der Film sich dafür wiederum zu ernst und schöpft auch die Möglichkeiten dieses Genres nicht völlig aus. Statt sich auf einen Aspekt zu konzentrieren, versucht M3GAN auf allen Hochzeiten zu tanzen.
Fazit
M3GAN 2.0 ist wahrlich nicht die Vollkatastrophe, nach der diese Kritik bisher klang. Der Film ist schlicht langweilig. Es mangelt über weite Teile der Handlung an jeglichen Horror-Elementen wie Spannung, echten Gefahren für die Hauptfiguren und einem gewissen Maß an visueller Brutalität. Wir haben alles bereits so oder ähnlich in anderen, besseren Filmen gesehen. Selbiges gilt für die überkomplizierte Handlung, die zwar im letzten Drittel mit einem netten Twist um die Ecke kommt, insgesamt jedoch nicht überzeugen konnte. Bei M3GAN 2.0 ist nichts ausnahmslos schlecht, aber eben auch nichts wirklich gut. Es ist schlicht belanglos.
