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Stella. Ein Leben.

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Stella. Ein Leben. Kritik

Stella. Ein Leben. Kritik

Stella. Ein Leben. Kritik
0 Kommentare - 04.02.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Stella. Ein Leben." ist.
Stella. Ein Leben.

Bewertung: 3 / 5

Die Künstlerin Stella Goldschlag (Paula Beer) ist ein Männerscharm und träumt davon, eines Tages Jazz-Sängerin zu werden. Doch nach der Machtergreifung der Nazis im Jahr 1933 wird ihr gesamtes Leben ins Chaos gestürzt und zehn Jahre später muss Stella in den Untergrund flüchten. Eines Tages jedoch wird sie von der Gestapo erwischt.

Die Aufbereitung und Erarbeitung der Vergangenheit sind im deutschen Kino gang und gäbe. Längst ist das ein eigenes Genre geworden, der Zweite Weltkrieg. Eine Zeit, die auch dank der Alliierten überhaupt erst so gut aufgearbeitet werden konnte und an die man sich im besten Fall zurückerinnert und diese abartigen Verbrechen als seine eigene Verantwortung begreift. Nun ist das Genre Zweiter Weltkrieg eines, daß natürlich häufig vorhersehbar scheint. Es steht in der Geschichte geschrieben, also ist der Ausgang jener Geschichten so klar und einfach. Natürlich reicht es aber in der heutigen Zeit schon lange nicht mehr, die Gewalttaten des Krieges, Adolf Hitler oder die Moralfrage zu stellen. Längst hat das Genre in Form von Werken wie Schindlers Liste (1993), Der Soldat James Ryan (1998), Der Pianist (2002) oder auch Der Untergang (2004) seine Klassiker oder Kultfilme gewonnen. Doch die Lust nach jenen Stoffen scheint unerbittlich anzuhalten. Es werden ja nicht einfach nur deshalb solche Filme gemacht, weil irgendein Produzent glaubt, man könne damit Geld machen. Man kann de facto auch wirklich Geld damit machen. Und so widmet man sich in Stella. Ein Leben. wieder einmal dem Dritten Reich und diesmal aus einer Perspektive, die so ein wenig verwirrend daherkommt. Denn wie unter anderem auch Polański in seinem Meisterwerk zeigte, gab es unter den Juden im Dritten Reich auch Denunzianten, die ihre eigene Kultur verrieten, um zu überleben.

Dabei beginnt das Leben von Stella Goldschlag hier sehr vielversprechend. Eine aufstrebende Künstlerin in einer Szene, die tatsächlich zu den spannendsten zählt, die man sich im Leben nur vorstellen kann. Intellektuelle und Provokateure gehören zu ihrem Alltag. Damit zeigt man auch in diesem Werk wieder einmal, daß die Nazis jedwede Form von Intellektualität getilgt, ausgerottet oder zur Flucht gezwungen haben. Denn ja, viele Kunstschaffende und große Denker haben sich ja mit der Verfolgung der Juden in die Staaten oder andere Länder aufgemacht und sind zu einigen Teilen auch nie wieder zurückgekehrt. Über den weiteren Verlauf legt Regisseur Kilian Riedhof den Fokus auf das titelgebende Leben. Zunächst mutet das auch recht normal an. Stella geht zur Arbeit, sie verliebt sich und so weiter und so fort. Was sie allerdings von vielen Bürgern in diesem Land unterscheidet, ist die Tatsache, daß sie Jüdin ist und daß der Staat das mal mehr oder mal weniger mitbekommen hat. Der künstlerische Anspruch am Werk ist also die Zeichnung der Gewöhnlichkeit in all dem Grauen. Interessant ist das alle Mal, wenngleich das gesamte Werk den Eindruck erweckt, es sie vielleicht zehn bis zwanzig Minuten zu lang. Und wenn Stella. Ein Leben. dann weiter läuft, verändert sich die Perspektive und es wird umgedreht. Gescholten, gefoltert und eben auch zur Verräterin geworden, ist Stella Goldschlag nun grauenhaft und dabei erschreckend gewöhnlich. Es findet eine Art Normalisierungsprinzip oder besser gesagt Anpassung in ihr statt.

Die größte Stärke liegt dabei wieder einmal in Paula Beer. Die Schauspielerin, die bereits in Roter Himmel (2023) oder Frantz (2016) eindrucksvoll zeigte, wie nuanciert sie agieren kann, geht bis an den Rand des erträglichen und zeichnet den psychischen und physischen Verfall einer Figur, bei der man nie so genau weiß, wie man sie einzuordnen hat. Denn tatsächlich stellt sich ja die Frage, warum man einen Film über eine Person macht, die leidet und dennoch für das Leid und die Ermordung von hunderten Menschen verantwortlich ist. Ab diesem Zeitpunkt wird der gesamte Film so komplex, daß man ihn teilweise gar nicht mehr greifen kann und damit wirkt das Werk von Riedhof auch in einer ganz anderen Tradition. Fast schon wie ein Film von Fassbinder oder New Hollywood. Denn auch dort wurden immer wieder Menschen gezeichnet, die man einerseits bewundert, aber genauso sehr verachtet. Stella Goldschlag ist vielleicht aber doch nicht ganz mit dem zu vergleichen. Am ehesten bewundert man ihr Durchhaltevermögen und es ist natürlich auch einfach aus einer heutigen Post-Heroischen Perspektive zu Urteilen. Insofern maßt man sich das besser nicht an. Zumal die „Was hättest du getan?“-Phrase ja eher in die Vergangenheit wirft, als mit der Gegenwart zu arbeiten.

Eine genaue Relevanz von Stella. Ein Leben. ist auf den ersten Blick kaum zu erkennen. Doch wenn man vielleicht etwas tiefer gräbt und analytisch betrachtet, ist es durchaus möglich, daß da eine steckt. Riedhof könnte sich insofern auf die Gegenwart beziehen, als daß er eben eine Figur zeichnet, die in einem System unter dem Deckmantel des Systems Gräueltaten vollbringt und dafür von vielen im System bejubelt wird. Andere verachten sie und Stella Goldschlag sucht auch nach einem gewissen Verständnis dafür, solange wie der Krieg eben noch andauert. Zum Ende hin wandelt sich das schon stark und es beginnt das, was psychologisch auch absolut nachvollziehbar ist und bei einigen Nazis im Dritten Reich auch passierte. Denn Goldschlag verdrängt ihre eigenen Taten, spielt sie zu Teilen runter und nimmt nur noch vage an der Verkündung ihres Urteils teil. Und daß der Deutsche Staat tatsächlich auch viele Handlanger des Faschismus freisprach oder gar wieder in seine Ämter brachte, ist ja auch kein Geheimnis. Ehrlich gesagt war es aber auch schwer Menschen zu finden, die tatsächlich eine weiße Weste hatten.

Insgesamt ist die Inszenierung von Riedhof tatsächlich ganz gut gelungen. Denn in seinen härteren Momenten zeichnet er gekonnt Folter und die Unmenschlichkeit eines Regimes. Das verwundert so ein bisschen, inszenierte Riedhof doch relativ dilettantisch noch vor einigen Jahren Sein letztes Rennen (2013). Na ja, aber man kann wohl auch reifen.

Ein wenig ratlos lässt einen Stella. Ein Leben. schon zurück. Es ist ein Film, der so ein wenige irrelevant wirkt, aber gleichzeitig ganz gut gemacht ist. Vor allem lebt er durch die Selbstverständlichkeit der Absurdität, die hier gut getroffen wird. Dies ist nicht zuletzt aber vor allem Paula Beer zu verdanken.

Stella. Ein Leben. Bewertung
Bewertung des Films
610

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