Bewertung: 4 / 5
Endlich konnten auch wir The Father im Kino sehen - was für ein Brett! Ja, Anthony Hopkins hat den Oscar für seine Leistung hier absolut verdient. Man merkt dem Film an, dass er auf dem gleichnamigen Theaterstück beruht, das Autor Florian Zeller gleich selbst für die große Leinwand adaptiert hat. Ein eindringliches Kammerspiel, ein Demenz-Drama und zugleich Thriller, lest hier, warum wir euch den Gang ins Kino statt auf den Stream warten ans Herz legen.
The Father Kritik
Anthony (Hopkins) lebt allein und war immer unabhängig, und so soll es auch bleiben! Zumindest wenn es nach ihm ginge. Doch seine Tochter Anne (Olivia Colman), die sich aufopferungsvoll um ihn kümmert, stellt die sich verschlimmernde Demenz vor eine immer weniger zu verkraftende Herausforderung - und die, die ihn pflegen sollen. So einige hat ihr Vater bereits vergrault, schafft seine neue Pflegerin, was vorherige nicht schafften?
Trailer zu The Father
Endlich schafft es also The Father von 2020 auch ins deutsche Kino. Zellers Adaption ist ein intensives Kammerspiel, das einen sicher im Kinosessel mit großer Leinwand vor Augen, die einen jede Regung unabgelenkt verfolgen lässt, noch mehr packen wird als gemütlich zu Hause auf der Couch.
Wir haben so einige gute Filme zum Thema Demenz in den letzten Jahren gesehen, doch The Father macht die sich verändernde Wahnehmung, das nach und nach Wegrutschen von allem, Zeit, Ort, Personen, so nachfühlbar wie kein anderer - inklusive des Schreckens, den dieses Erleben mit sich bringt. Für den Betroffenen wie auch sein Umfeld.
Es klingt schön, wenn man bei Demenz von der "Reise zu Inseln der Erinnerung in einem Meer von Gefühlen" spricht, doch diese Reise kann auch immer wieder zum Horrortrip werden. Hopkins verkörpert grandios die Verwirrung, das Argwöhnen gegen das sich aus der Sicht des Betroffenen unlogisch verhaltende Umfeld, das natürlich schuld daran ist, dass sich seine kleine Welt in seiner Wohnung von jetzt auf gleich zu verändern scheint. Tipp: Achtet auf Kleidung, Möbel, Einkauf und Essen.
Wie würde man wohl selbst reagieren, wenn die Dinge plötzlich nicht mehr an ihrem Platz sind, gerade noch Morgen war und einem nun erzählt wird, es sei Zeit ins Bett zu gehen? Wenn die Tochter mal getrennt, mal verheiratet ist von einer Sekunde auf die nächste? Um nur einige wenige Beispiele zu nennen. Olivia Colman als Tochter überzeugt dabei nicht weniger, warmherzig, geduldig, jedoch mit wachsender Verzweiflung und Hilflosigkeit.
Wer sich mit dem Thema auskennt, wird noch mehr die Symbolik in The Father erkennen, das "was steht für was", doch auch völlig ahnungslos begreift man mehr als genug, wie sich die Welt zum albtraumhaften Thriller verwandelt, wunderbar unterstützt auch vom Score. Und die Angst, darin verloren zu gehen, darin allein gelassen zu werden. Die Nebenrollen sind ebenfalls hervorragend besetzt, zu denen wir hier gar nicht mehr verraten wollen, um euch den Thrill nicht vorweg zu nehmen.
Das Ende von The Father wirkt etwas abrupt, ist aber gefühlt auch richtig so, in all seiner Emotionalität und im wahrsten Sinne des Wortes "Auflösung" - und nicht nur wir gingen geplättet aus dem Saal in eine Welt zurück, die nach diesem Brett selbst erst einmal unwirklich erschien. So sehr hat uns schon lange kein Film mehr gepackt, gebt es euch im Kino! Der Film, Hopkins in seiner vielleicht besten Rolle und Performance nach Das Schweigen der Lämmer, wie auch das wichtige Thema haben es verdient.
Funfact: Nicht nur der Vorname der Figur, auch das im Film an einer Stelle genannte Geburtsdatum entspricht dem von Sir Anthony Hopkins.
Wiederschauwert: 90%