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The Keeping Room - Bis zur letzten Kugel

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Userkritik von GierigeEnte

The Keeping Room - Bis zur letzten Kugel Kritik

The Keeping Room - Bis zur letzten Kugel Kritik
8 Kommentare - 09.03.2020 von PrequelFan
In dieser Userkritik verrät euch PrequelFan, wie gut "The Keeping Room - Bis zur letzten Kugel" ist.
The Keeping Room - Bis zur letzten Kugel

Bewertung: 4 / 5

"Je grausamer es ist, desto früher wird es zu Ende sein."

Dass die Westernepoche entgegen der geläufig romantisierten Darstellung keine einfache Zeit war, liegt auf der Hand, dazu muss man sich nur die Lage der größtenteils gesetzlosen Länder in West- und Südamerika sowie den Bürgerkrieg vor Augen führen. Schwer hatten es vor allem Indianer sowie insbesondere Frauen, die skrupellosen Verbrechern regelmäßig hilflos ausgeliefert waren und jegliche Ungerechtigkeiten über sich ergehen lassen mussten, was zu oft einfach unter den Tisch gekehrt wird. Erfreulich ist daher, wie konsequent sich der düstere Western "The Keeping Room" dieser Thematik zuwendet - und in welch überragender Qualität er seine berechtigte Kritik an damaligen Missständen ausführt.

Trailer zu The Keeping Room - Bis zur letzten Kugel

Während der Bürgerkrieg seinen Lauf nimmt und die Männer an der Front kämpfen, sind die Familien sich selbst überlassen und müssen sich, in der Hoffnung auf Rückkehr, selbst durchschlagen. So ergeht es auch der Südstaatlerin Augusta (Brit Marling), die zwangsläufig die Sorge um ihre Schwester Louise (Hailee Steinfeld) und ihre Sklavin übernehmen muss. Doch eines Tages verirren sich zwei vom Krieg verrohte, desertierte Südstaatler - Moses (Sam Worthington) und Henry (Kyle Soller) - in die Siedlung und beginnen, auf der Suche nach Reichtümern sowie Befriedigung, zu plündern, zu vergewaltigen und zu morden. In ihrem Haus verschanzt, versuchen die drei Frauen, sich ihnen verzweifelt zu erwehren - doch dabei sind die beiden ehemaligen Soldaten nur die erste Welle von denen, die mit Ende des Krieges über die Bevölkerung herfallen werden.

Nach der Sichtung von "The Keeping Room" war ich schockiert, wie sträflich unterbewertet der Film gemeinhin ist. Aber klar, wer nicht in der Lage ist, sich von der grandiosen, dichten Atmosphäre des Filmes tragen zu lassen, ruft hier schnell mal ganz kunstfeindlich: "Langweilig!". Und doch schafft es der Film mit seiner unangenehm bitteren, beinah apokalyptischen Stimmung extreme Spannung aufzubauen, die ihn in Kombination mit seinem äußerst intelligenten Drehbuch ziemlich unter die Haut gehen lässt. Es gibt - abgesehen von Randfiguren - nur fünf wichtige Personen im Film, die ihn durch die kammerspielartige und clever verstrickte Inszenierung perfekt tragen, über 90 Minuten lang.
Die Story schafft es, mit minimalistischen Mitteln eine harsche Epochen- und Gesellschaftskritik auszuformulieren sowie zeitgleich ein überragend eingängiges und realistisches Bild der historischen Situation zu zeichnen. Besonders in der ersten Filmhälfte kommt man dem Leben damals auf interessante Art näher: Die Handlung ist ruhig erzählt, nimmt sich Zeit, verlässt sich auf ihre Atmosphäre und gelangt gerade deshalb zu einer heftigen, treffenden Wucht.
Diese wird von den grauenvollen Ereignissen auf den Punkt gebracht, dank denen der Film eine gelungene Intensität mitbringt. Es ist nicht das, was gezeigt wird, sondern das, was passiert, die bitteren Ereignisse, die sich so unangenehm anfühlen und die Heftigkeit des Werkes ausmachen. Aber auch die Gewalt ist, besonders in einer Szene, passend hart, wenngleich hier zu viel Offscreen abläuft, wodurch der Sprung zu einer noch krasseren Wirkung verpasst wurde.

Nichtsdestotrotz ist die FSK 16 eine angebrachte Einstufung. Die Vergewaltigung ist nicht ohne und auch der ein oder andere Schusswechsel läuft blutig ab, weswegen ich den Film ebenso ab 16 freigeben würde (Brutalität: 5/10 für 16).

Einen großen Anteil an dem bedrückenden Gefühl, das der Film hinterlässt, haben die grandiosen Bilder, welche von dem dezenten, wundervoll melancholischen Soundtrack umrahmt werden. Die Kameraführung ist ruhig, wirkt teils klaustrophobisch, teils in weitem Grauen verloren und transportiert perfekt die damals herrschende Einsamkeit. Zusätzlich bietet der Streifen starke, künstlerisch angehauchte Bilder, die all die Geschehnisse greifbarer, beeindruckender machen, sei es die düstere Leere der Nacht oder das erschütternde Grauen einer brennenden Kutsche.
Die Musik verstärkt die Eindrücke und Atmosphäre um ein Weiteres, während sie die atemberaubenden Landschaftsaufnahmen passend untermalt und unterstützt. Aber auch die Emotionen des Filmes kann sie hervorheben, wenn die traurige Grundstimmung durch ebenso schwermütige Melodien pointiert wird.
Die Dialoge möchte ich an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen, insbesondere ihr Symbolcharakter ist mehr als zu beachten. Denn sie bieten nicht nur einige tiefgründige, kritische sowie überdenkenswerte Ansätze und sind herausragend geschrieben, sondern etablieren auch mehrere interessante, vielschichtige Doppeldeutigkeiten. Dazu muss man sich nur mal den Namen von Sam Worthingtons Charakter ansehen oder einen Blick hinter die Fassade des Endes werfen - wenngleich diese Symbole im Film leider zu weit ausgewalzt werden. Anstatt in diesen Punkten konsequent auf die Intelligenz des Zuschauers zu vertrauen, werden verschiedene, an sich sehr gute Motive, unnötig ausgeführt, wodurch ihnen leider die Subtilität verloren geht.
Nichtsdestotrotz perfektioniert diese Symbolik die Charakterzeichnung. Vor allem die beiden Soldaten werden dadurch gleichzeitig zur handelnden Person wie auch zur tragenden Botschaft, was im Film noch mehrfach deutlich wird. Am besten gelingt dies bei Moses und einer weiteren Person, die gegen Ende gezielt vermenschlicht und zwiespältig dargestellt werden. Die anderen wichtigen Figuren können da ebenso mithalten, jeder erhält eine ausformulierte Charakterisierung und Persönlichkeit, da sich angenehm viel Zeit für die verschiedenen Individuen genommen wird.
Die Schauspieler spielen ihre Charaktere derweil hervorragend, sodass die Geschichte zu jedem Zeitpunkt glaubwürdig ist und die Figuren einem im Verlauf immer wichtiger werden. Brit Marling als Augusta und Sam Worthington als Moses stechen dahingehend am meisten heraus, besonders letzterer spielt den vom Krieg verrohten Bösewicht tadellos. Allerdings braucht sich ebenso keiner der Nebendarsteller zu verstecken, auch sie liefern gute Darstellungen ab, die dem Film seine Konsistenz geben.

Wenn ich das nun in einem abschließenden Fazit zusammenfasse, frage ich mich erneut, warum "The Keeping Room" auf mehreren Seiten nur durchschnittlich abschneidet. Es muss doch auch noch Leute geben, die düstere Ansätze und ein ruhiges Erzähltempo zu schätzen wissen. Der Film hat es nämlich definitiv verdient, gesehen, gelobt zu werden, wo er doch so viele wichtige Themen anspricht - und das auch noch auf derartig hohem Niveau.
Als Western erhält er deshalb 9 Punkte, als Kriegsfilm 8,5 Punkte, als Thriller sowie auch als Drama 9 Punkte. Insgesamt bekommt er

8,5 von 10 Punkten.

The Keeping Room - Bis zur letzten Kugel Bewertung
Bewertung des Films
810

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8 Kommentare
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PrequelFan : : Moviejones-Fan
23.03.2020 23:49 Uhr
0
Dabei seit: 25.01.20 | Posts: 168 | Reviews: 15 | Hüte: 17

@Cyrill-Snare

"Ich hab mir den Film aufgrund Deinem Review gekauft."

Waaaaaaas? Das habe ich ja noch nie erlebt! Nur auf meine Empfehlung hin? Wow ... das flasht mich gerade etwas.

"Da war ich einfach neugierig."

Das freut mich natürlich. smile

"bekomme ich ein richtig ab-ge-fuck-tes, übles, böses, mieses Yankee-Endzeit-Movie volle Kanne in die Backen ge-klatscht. Total unbequem und grausam in seiner Subtilität. Der Score, die Stimmung, transportieren eine grausame Atmosphäre. Während des ganzen Films über habe ich mich total unwohl gefühlt. Den Film empfinde ich zwar als sehr reduziert, fast Kammerspielartig, aber vielleicht gerade deshalb ist er nicht weniger grausam."

Ich denke, die Aussage trifft den Film ziemlich gut. Kann ich nur so unterschreiben, fühlte ich ähnlich. Schön, dass Dir der Film gefallen (ich denke, Du weißt, was ich meine ^^) hat.

"Deine gesamte Kritik habe ich inzwischen gelesen" "In Deiner Kritik drückst Du Dich sehr eloquent aus"

Vielen lieben Dank für die lieben Worte! Das freut mich riesig! <3

"wozu mir die Intelligenz und auch die rhetorischen Mittel fehlen"

Ach wo, ich fand zum Beispiel Deinen Text hier zum einen sehr gut formuliert, zum anderen äußerst nett geschrieben. Nichts, wofür Du Dich verstecken müsstest. smile

"vielen Dank für die Empfehlung!"

Gern! Vielen Dank für die tolle Nachricht! Gebe Dir einen Hut dafür. <3

"Mir gegenüber im Nachteil zu sein, ist ein Vorteil, den ich Dir gegenüber behalten will."

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Cyrill-Snare : : Moviejones-Fan
23.03.2020 14:28 Uhr
1
Dabei seit: 26.01.18 | Posts: 12 | Reviews: 0 | Hüte: 1

@GierigeEnte: Ich hab mir den Film aufgrund Deinem Review gekauft. Meistens lese ich bei Reviews von Filmen die ich noch nicht gesehen habe, nur den letzten Absatz / das Fazit. So auch hier. In diesem Fall ein großer Fehler. Habe mir auch zuvor keinen Trailer angesehen. So wusste ich inhaltlich überhaupt nicht was mich erwarten würde. Ein unter dem Radar, übersehener, unterbewerteter Western mit einer sehr enthusiastischen Wertung von Dir. Da war ich einfach neugierig. Nichts ahnend, bekomme ich ein richtig ab-ge-fuck-tes, übles, böses, mieses Yankee-Endzeit-Movie volle Kanne in die Backen ge-klatscht. Total unbequem und grausam in seiner Subtilität. Der Score, die Stimmung, transportieren eine grausame Atmosphäre. Während des ganzen Films über habe ich mich total unwohl gefühlt. Den Film empfinde ich zwar als sehr reduziert, fast Kammerspielartig, aber vielleicht gerade deshalb ist er nicht weniger grausam. Ich habe zwar jetzt kein Feel-Good-Movie erwartet, vielleicht war es auch einfach ein undenkbar schlechter Zeitpunkt den Film in der momentanen Covid19-Krise anzuschauen. Nach dem Film würde ich am liebsten erstmal nur noch Komödien sehen. Beklemmend, schonungslos direkt, roh & kalt der Streifen. Deine gesamte Kritik habe ich inzwischen gelesen, das hätte ich vorher machen sollen, dann hätte ich in Ansätzen gewusst was kommt. In Deiner Kritik drückst Du Dich sehr eloquent aus, wozu mir die Intelligenz und auch die rhetorischen Mittel fehlen. Auch wenn ich den Film lieber nicht gesehen hätte, vielen Dank für die Empfehlung!

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PrequelFan : : Moviejones-Fan
11.03.2020 09:06 Uhr
0
Dabei seit: 25.01.20 | Posts: 168 | Reviews: 15 | Hüte: 17

Stimmt, gute Idee. ^^

"Mir gegenüber im Nachteil zu sein, ist ein Vorteil, den ich Dir gegenüber behalten will."

MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
11.03.2020 07:30 Uhr | Editiert am 11.03.2020 - 07:31 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.328 | Reviews: 180 | Hüte: 634

@GierigeEnte

Du kannst aber zumindest den Kommentar editieren (der Edit-Button befindet sich im blauem Feld nebem dem Profilbild), den Text löschen und stattdessen "Kommentar gelöscht" oder so schreiben. Das hat dann ja den gleichen Effekt^^

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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PrequelFan : : Moviejones-Fan
10.03.2020 14:42 Uhr
0
Dabei seit: 25.01.20 | Posts: 168 | Reviews: 15 | Hüte: 17

@luhp92

Ah okay, danke!

"Mir gegenüber im Nachteil zu sein, ist ein Vorteil, den ich Dir gegenüber behalten will."

MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
10.03.2020 11:39 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.328 | Reviews: 180 | Hüte: 634

@GierigeEnte

Nein, das kann nur die Redaktion.

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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PrequelFan : : Moviejones-Fan
10.03.2020 09:46 Uhr
0
Dabei seit: 25.01.20 | Posts: 168 | Reviews: 15 | Hüte: 17

Nur mal so - gibt es theoretisch die Möglichkeit, eigene Kommentare wieder zu löschen?

Nicht, dass ich das jetzt unbedingt vor hätte, ich wollte nur mal nachfragen. ^^

"Mir gegenüber im Nachteil zu sein, ist ein Vorteil, den ich Dir gegenüber behalten will."

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PrequelFan : : Moviejones-Fan
09.03.2020 22:11 Uhr | Editiert am 10.03.2020 - 09:44 Uhr
0
Dabei seit: 25.01.20 | Posts: 168 | Reviews: 15 | Hüte: 17

Dieser unbekannte Western ist einer der besten, die ich in letzter Zeit gesehen habe. Ich hoffe, die zwischenzeitliche Polemik sei mir gestatt und ich konnte den Film für einige als interessant verkaufen. smile

Ich danke allen Lesern,

liebe Grüße,

Pentegrin.

"Mir gegenüber im Nachteil zu sein, ist ein Vorteil, den ich Dir gegenüber behalten will."

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