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Birds of Prey - The Emancipation of Harley Quinn

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Userkritik von GierigeEnte

Birds of Prey - The Emancipation of Harley Quinn Kritik

Birds of Prey - The Emancipation of Harley Quinn Kritik
7 Kommentare - 30.06.2020 von PrequelFan
In dieser Userkritik verrät euch PrequelFan, wie gut "Birds of Prey - The Emancipation of Harley Quinn" ist.
Birds of Prey - The Emancipation of Harley Quinn

Bewertung: 1 / 5

Ich wollte neu anfangen, aber wie sich zeigte, war ich nicht die Einzige, die in Gotham nach Emanzipation suchte."

Es gibt feministische Filme, die es schaffen, Emanzipation zu bieten und solche, die es nicht schaffen. Zu ersterem Gebiet gehören Werke, die statt austauschbar unfehlbaren Frauenfiguren Charaktere zeichnen, die trotz ihrer menschlichen Verletzlichkeit den historischen oder patriarchalischen Widrigkeiten trotzen, die Fehler machen dürfen und dennoch – oder gerade deswegen – stärker als durch Maskulinität geprägte Strukturen sind. Bewundernswerte Beispiele bieten Filme wie der Neowestern Brimstone, in dem sich die Protagonistin gegen die damalig alltägliche, schonungslose Gewalt gegenüber Frauen behaupten muss, das Horrordrama Antichrist, welches äußerst kritisch die gesellschaftlich vorgeschriebene „Rolle“ der Frau beleuchtet oder The Keeping Room, ein Kriegsfilm, der die weiblichen Hauptfiguren mit patriarchalischer Gewalt von Soldaten konfrontiert. Wie man es nicht macht, zeigen oberflächliche Superheldenfilme, die ihre Frauenfiguren als übertrieben kantenlos darstellen und das als Emanzipation verkaufen; der unterirdische Captain Marvel ist diesbetreffend beispielsweise zu nennen. Aber auch der Film, um den es im Folgenden geht, passt hervorragend in die Riege der Werke, die in Sachen Feminismus vollstens Versagen – im Frühjahr 2020 erschienen und mit Sicherheit (einer) der schlechteste(n) Filme dieses Jahres: Birds of Prey: The Emancipation of Harley Quinn.

Trailer zu Birds of Prey - The Emancipation of Harley Quinn

Mit ihrer Trennung vom Joker steht Harley Quinn (Margot Robbie) vor dem Problem, dass ihre bis dahin geltende Immunität nun aufgehoben ist. Jeder, der mit ihr ein Hünchen zu rupfen hat – und das sind eine Menge Leute – hat es fortan auf sie abgesehen, allen voran der bösartige, leicht kindliche Black Mask (Ewan McGregor), welcher Harley einerseits hasst, andererseits aber auf der Jagd nach einem Diamanten ist, für welchen er wohl oder übel mit ihr zusammenarbeiten muss …

Um auf das Eingangsthema zurückzukommen und dies im Zuge mit der Charakterzeichnung des Filmes zu verknüpfen: Wo genau brauchen und wo genau erhalten jene Figuren denn Emanzipation? Ihre Darstellung erfolgt so platt, so konfliktlos, dass absolut keine Anknüpfungspunkte, erst gar keine Möglichkeiten für irgendeine Befreiung von männlicher Unterdrückung geboten wird. In einem vollständig negativen Sinne sind Charaktere wie Harley Quinn als übermäßig perfekt inszeniert, als derartig oberflächlich, ja einseitig, wodurch emanzipatorische Elemente im Keim erstickt werden; „uninspiriert“ kann man diese billige Aneinanderreihung von austauschbarer Fehlerlosigkeit nennen. Und damit sind wir genau beim Punkt: Wen bringt es an welcher Stelle wie weiter, wenn sowieso unfehlbare Figuren ohne emotionalen Schwierigkeiten ihre Ziele erreichen? Wo übt das Kritik am allgegenwärtigen Patriarchat, welches Frauen in unserer Welt noch immer geringer darstellen lässt? Wie kann dadurch die Gleichberechtigung der Frau gefestigt, ihre zu verbessernde Situation herausgestellt werden? Und kann ich das obligatorische „gar nicht“ nun weglassen, weil diese zwangsläufige Antwort klar wie offensichtlich ist? Fragen über Fragen. Was ich aber eindeutig festhalten kann ist, dass es zu keiner Zeit Feminismus genannt werden kann, Frauenfiguren so darzustellen, wie es Birds of Prey tut.

Darüber hinaus ist es ebenso keine Emanzipation, wenn perfekte Frauen reihenweise Männer abschlachten. Die Emanzipation läge darin, dass die weiblichen Charakter über sich hinaus wachsen um so in einer nach wie vor von Männern definierten Gesellschaft für ihre Rechte, für ihre Gleichheit zu kämpfen. Was das anbelangt, versagt der Film, wie zu erwarten war, allerdings komplett, wo er es doch nicht mal schafft, ein wirkliches Patriarchat darzustellen. Dazu bleibt er viel zu oberflächlich, in ihm werden nur Männer den Frauen gegenübergestellt, was jeglichen Ansatz von Emanzipation im Keim erstickt. Dann jenes Wort in den Filmtitel zu packen, um Ausdruck zu verleihen, was man im Werk selbst nicht auf die Reihe bekommt, wirkt regelrecht entschuldigend für so viel Dummheit. Diesbezüglich habe ich mich mit einem recht konservativ ausgerichteten Mitbürger unterhalten, der bereits geringe Anzeichen von Feminismus üblicherweise als „Männerfeindlichkeit“ interpretiert und wenn selbst jener meinte, vom „derzeitigen Männerhass“ merke man im Film nichts, muss irgendetwas schief gelaufen sein.
Die äußerst misslungene Charakterzeichnung setzt sich jedoch auch beim Bösewicht fort, welcher nicht nur keinen Hintergrund erhält, sondern ergänzend so einfallslos klischeehaft dargestellt wird, dass es regelrecht wehtut. Aber wen wundert das, wenn man in dem Film selbst die Protagonistin, deren einziges Stück Vorgeschichte sich auf die Trennung vom Joker beläuft, hätte austauschen können. Um facettenlose Unterhaltung zu bieten, verzichtet der Streifen eben auf jedes tiefergehende Element.

Was man Birds of Prey allerdings nicht anlasten kann, sind seine Schauspieler, die ohne Frage eine gute Arbeit leisten, wenngleich ihr Talent hoffnungslos verschwendet ist. Margot Robbie, die in Filmen wie I, Tonya brilliert, Ewan McGregor, dessen Charisma Filme wie Doctor Sleep trägt, müssen hier kaum etwas von ihrem Können abrufen und sind dennoch mit der beste Part am Film.
Ergänzend lässt sich zumindest am Soundtrack selbst nichts aussetzen, mehr ist seine Verwendung zu bemängeln. Denn die verwendeten Songs sind an sich stimmig, passen zum Gezeigten, manifestieren, was die Bilder für Gefühle erwecken wollen und sind doch im Gesamtkontext so unerträglich laut, so hervorstechend, dass jede tragende Komponente einer übertriebenen Überlagerung weicht, die eine unterstützende Rolle im Keim erstickt. Die Kampfszenen werden so unerträglich manipulativ auf packend getrimmt, dass das regelrechte Gegenteil eintritt, auch wenn verschiedenen Actionsequenzen durchaus ihre Qualitäten hatten.
Insbesondere einige Choreografien wussten zu beeindrucken: Trotz dass der CGI-Einsatz hätte dezenter ausfallen können, finden sich in Birds of Prey hin und wieder aufwendig gestaltete Kampfabläufe sowie starke Stunts, die auch über längeren Zeitraum ohne Schnitt auskommen. Zusätzlich kann man verschiedene Einfälle definitiv nicht als unkreativ bezeichnen, wenn man beispielsweise an die Actionszene auf den Rollschuhen denkt. Nichtsdestotrotz ist der inflationäre Gebrauch von Zeitlupen nahezu ermüdend. Und dabei ist nichtmal unbedingt die Anzahl gemeint – auch Filme wie 300 nutzen äußerst viele Verlangsamungen, was die absichtlich überstilisierten Werke jedoch ergänzend pointieren – sondern das einfallslos gleiche Muster, wenn regelmäßig einzelne klimatische Actionelemente unnötig in die Länge gezogen werden, um sie atemberaubender wirken zu lassen, als sie sind.

Problematisch ist die Gewaltdarstellung, die mit der Action und vor allem der Zeitlupe einherging. Beinah als verherrlichend ist es zu benennen, wenn in verlangsamter Großaufnahme ein Bein zunächst in die eine, dann in die andere Richtung gebrochen wird und pathetisch spektakuläre Musik dies besonders betont. Der Film suhlt sich praktisch in solch‘ fraglich inszenierten, unnötig grausamen Szenen, welche seine Laufzeit über wiederkehren und jeglicher Kontextualisierung, die die Gewalt rechtfertigen könnte, entbehren. Zudem bekräftigt die Brutalität, wenn der Böse beispielsweise befiehlt, Gefangenen das Gesicht abzuziehen, die ernüchternde Einseitigkeit des Werkes, da die zur „Unterhaltung“ dargestellte Grausamkeit den Gegenspieler besonders eindimensional böse zeigt. Das mit ihm später erweckte Mitleid und besonders sein naiv kindlich gezeichnetes Wesen sind somit umso bedenklicher.
Dennoch würde ich die FSK 16 als berechtigt titulieren, da man im Alter von 16 Jahren mit Sicherheit in der Lage ist, die Dummheit des Filmes zu durchschauen und sich von seinen fragwürdigen Motiven zu distanzieren. Die schlimmsten Szenen wie die Gesichtshäutung verlaufen ergänzend offscreen bzw. in der Unschärfe verborgen, sodass das Gezeigte durchaus im Rahmen bleibt und die generell auf Amüsement ausgerichtete Inszenierung eventuell zu weitgehende Intensität nimmt. Demnach gebe auch ich den Film ab 16 frei (Brutalität: 8 von 10 für 16).

Was jene Komik betrifft, so kann man zwar hin und wieder etwas lachen, gelungene Witze sehen jedoch anders aus. Hinter denen im Film steckt wenig Einfallsreichtum und noch weniger im Gedächtnis bleibender Wert, sodass es gegen Ende, welches ohnehin reichlich grottig ausfiel, immer ermüdender wurde. Vom Finale will ich dabei gar nicht erst anfangen, schließlich war selbiges so stupide auf Dramatik getrimmt, dass es weder lustig, noch in irgend einer Weise bedrohlich war. Der obligatorisch folgende, entwertende Spruch, der die Szene sofort ins Lächerliche zieht, sorgt zudem dafür, dass nichts davon glaubhaft erschien.
Allgemein bietet Birds of Prey nahezu nichts, was der Erinnerung anhaftet; elementare Elemente wie eine transzendierende Bildsprache oder zu einer wirklich sinnhaften Aussage kommende Dialoge sucht man vergebens. Zu mehr als billiger Unterhaltung bringt es der Film nicht.

Folglich fällt ein sich nun anschließendes Fazit erwartbar ernüchternd aus: Trotz einiger durchaus annehmbarer Punkte ist Birds of Prey ein definitiv schlechter Film. Von Emanzipation scheint er gar keine Ahnung zu haben, er bricht das Thema auf den geringstmöglichen Anspruch herunter und verfehlt somit sogar seinen eigenen Titel. Insofern kann ich nur hoffen, dass dieses Werk das schwächste der gesehenen Filme aus 2020 bleibt, noch größere Ausfälle brauche ich nicht.
Als Heldenfilm erhält Birds of Prey 4,5 Punkte, in Sachen Action 3,5 und als Komödie 3 Punkte. Gesamt gesehen verdient er aber nicht mehr als

2,5 von 10 Punkten.

P.S.: Ich würde mich freuen, wenn der ein oder andere Leser auch auf meiner eigenen Seite, dem Entenlog, vorbeischaut, wo ich zu meinen Kritiken ergänzend auch verschiedene Artikel veröffentliche. :)

Birds of Prey - The Emancipation of Harley Quinn Bewertung
Bewertung des Films
210

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7 Kommentare
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PrequelFan : : Moviejones-Fan
04.07.2020 12:36 Uhr
0
Dabei seit: 25.01.20 | Posts: 168 | Reviews: 15 | Hüte: 17

@luhp92

Wenn sie es besser als im Film macht, von mir aus. :p

"Mir gegenüber im Nachteil zu sein, ist ein Vorteil, den ich Dir gegenüber behalten will."

MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
04.07.2020 11:38 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.328 | Reviews: 180 | Hüte: 634

The Emanzipation of Harley Quinn von GierigeEnte

Das liest sich so, als würde sich Harley Quinn von dir emanzipieren laughing

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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PrequelFan : : Moviejones-Fan
01.07.2020 05:25 Uhr
0
Dabei seit: 25.01.20 | Posts: 168 | Reviews: 15 | Hüte: 17

@CatBitesYou

Vielen Dank!

das Gezeigte hier war an verkrampfter Coolness auf Dauer echt ermüdend. Nicht mal Ewan McGregor konnte was retten. Das sagt eigentlich schon alles aus

Jawoll. ^^

"Mir gegenüber im Nachteil zu sein, ist ein Vorteil, den ich Dir gegenüber behalten will."

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CatBitesYou : : Moviejones-Fan
30.06.2020 19:33 Uhr | Editiert am 30.06.2020 - 19:35 Uhr
0
Dabei seit: 26.05.20 | Posts: 31 | Reviews: 16 | Hüte: 4

Für mich neben "Jojo Rabbit" bisher der enttäuschenste Film 2020. Definitiv. Gute und nachvollziehbare Kritik!

Vom Humor und der Gewalt hat der mich tlw an "Deadpool" erinnert. Oke...ist ja auch eine Art Superheldenfilm, aber das Gezeigte hier war an verkrampfter Coolness auf Dauer echt ermüdend. Nicht mal Ewan McGregor konnte was retten. Das sagt eigentlich schon alles aus ^^

Mehr als 4 Punkte würde der auch nicht von mir bekommen.

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PrequelFan : : Moviejones-Fan
30.06.2020 15:02 Uhr
0
Dabei seit: 25.01.20 | Posts: 168 | Reviews: 15 | Hüte: 17

Haha, ja, ich hatte Freude daran, etwas Polemik zu üben. ^^

"Mir gegenüber im Nachteil zu sein, ist ein Vorteil, den ich Dir gegenüber behalten will."

MJ-Pat
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Parzival : : Kakashi
30.06.2020 10:32 Uhr
0
Dabei seit: 24.11.15 | Posts: 7.953 | Reviews: 56 | Hüte: 421

Hab den Film zwar gnädiger bewertet, kann deiner Kritik aber zustimmen.

Lustigerweise musste ich während des Lesens an Donald Duck denken, wenn er gerade wütend ist und vor sich hinschnattert. tongue-out

Link zu meinem Letterboxd-Profil /// (ehem. FlyingKerbecs)

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PrequelFan : : Moviejones-Fan
30.06.2020 09:51 Uhr
2
Dabei seit: 25.01.20 | Posts: 168 | Reviews: 15 | Hüte: 17

So, ich hoffe mal, diesen Film wirklich als den schlechtesten gesehenen aus 2020 bezeichnen zu können, noch größeren Mist brauche ich nicht.

Danke an alle Leser!

"Mir gegenüber im Nachteil zu sein, ist ein Vorteil, den ich Dir gegenüber behalten will."

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