Bewertung: 5 / 5
Es ist zum Nägel kauen spannend und zum Heulen berührend. Manches ahnt man, aber selbst die aufmerksamsten Zuschauer werden überrascht sein. Manch vorhersehbare Tendenz bestätigt sich zwar, aber die Art und Weise ist schlicht genial. Suspense erster Güte. Die Actionszenen beeindrucken gerade wegen der realitätsnahen Inszenierung umso mehr, selten haben wir bei großen Action-Filmen so mitgefiebert. Wieder einmal wird deutlich, dass ein guter Film nicht an fortschrittlicher Technik festzumachen ist, sondern aus drei Elementen besteht: Gute Story, präsentiert in dieser nahezu perfekt zur Geltung bringenden visuellen Form und Darstellung. The Place beyond the Pines ist rau und düster, intensiv und dicht wie seine Hauptcharaktere und dabei erschreckend normal.
Natürlich ist Luke ein typisch geheimnisvoll wirkender Außenseiter, schweigsam mit einer Ausstrahlung, wie nur ein Ryan Gosling (Blue Valentine, Wie ein einziger Tag) sie dennoch mit dem richtigen Charisma rüberbringen kann, übersät mit Tattoos und gern sein T-Shirt falsch herum tragend, der seine Dämonen, seine Verantwortung als Vater und sein Herz unter einen Hut bringen muss - aber er ist viel mehr als das. Natürlich ist Bradley Coopers (Ohne Limit, Silver Linings - Wenn Du mir, dann ich Dir) Avery ein typisch ehrgeiziger Cop, der Familie, Karriere und seinen Gerechtigkeitssinn unter einen Hut bringen muss, aber er ist noch viel mehr als das. Und natürlich ist Eva Mendes (Fast & Furious Five, Irgendwann in Mexico) als Romina eine typische Mutter in einer schwierigen Lage zwischen Sicherheitsbedürfnis und Liebe, zwischen zwei Männern - aber sie ist viel mehr als das, auch wenn sie am wenigsten Raum für ihren Part im Vergleich zu den anderen Charakteren erhält. Und auch Ben Mendelsohn (The Dark Knight Rises, Killing Them Softly) als der schmuddelige Automechaniker ist nicht nur ein typisch kumpelhafter Krimineller, der Luke auf gewisse Weise ausnutzt, sondern viel mehr als das. Und The Place beyond the Pines ist nicht nur eine tiefgründige, spannende Geschichte über einen coolen Antihelden mit einem verletzlichen Kern und einen Helden mit seiner dunklen Seite, inklusive aller typisch menschlich großer Themen für reichlich Tragik wie Liebe, Rache, Tod, Schuld, Familie, Gerechtigkeit, Träume und Freiheit - sondern viel mehr als das.
Trailer zu The Place beyond the Pines
Die Darstellung mit reduzierten Mitteln ist cool und dabei tiefgründiger als großes Emotionskino, die ganze Stimmung ist in den Dialogen und Szenerien unheilsschwanger und skurril auf eine so unauffällig authentische Art und Weise, dass sie einen sofort gefangen nimmt. Und über satte 140 Minuten in seinen Bann zieht. Am Ende sitzt man da und will nicht, dass der Film schon zu Ende ist. Doch wie The Place beyond the Pines endet, passt hervorragend. Alle Filmelemente und -ebenen gehen Hand in Hand gekonnt ineinander über, und auch noch weitere Castmitglieder haben ihre Rolle hervorragend gespielt, wir verschweigen manche davon bewusst. Wir handhaben dies auch bezüglich der Bedeutung des Filmtitels so. Findet es lieber im Nachhinein selbst heraus.