
Bewertung: 3.5 / 5
Diese Kritik ist es auch, die White House Down von Olympus Has Fallen - Die Welt in Gefahr deutlich unterscheidet. Wurde dort wieder einmal der böse Nordkoreaner als Feindbild heranzitiert, um ja nicht die heutzutage wichtigen Kinomärkte China und Russland zu verärgern, geht Emmerich bei White House Down deutlich kritischer zu Werke. Oft sind es nicht verrückte Turbanträger, die westliche Werte und unsere Kultur bedrohen, sondern die krankenhaften Auswüchse des Kapitalismus. Der wahre Feind sitzt nicht in Berghöhlen, sondern gemütlich unter uns, es sind die Nutznießer eines perfiden System, denen es nur darum geht, den Status Quo auf der Welt zu wahren und für die Menschenleben, egal wo auf der Welt nicht von Bedeutung sind. Der Kapitalismus frisst sich selbst auf und dies versucht Emmerich zu zeigen. Natürlich werden auch in White House Down zuerst die typischen Feindbilder hinter den Attacken vermutet, bevor aber recht schnell das Licht auf die wahren Übeltäter fällt. Mit dieser Entscheidung funktioniert White House Down als Actionfilm, der auch etwas Politthriller sein will, viel besser. Haarsträubend bleibt White House Down natürlich trotzdem ab und an, aber wir sind hier auch nicht bei Tom Clancy.
Besonders hervorheben möchten wir Jungdarstellerin Joey King, die als Emily Cale in Erscheinung tritt. Natürlich ist auch sie ein wenig neunmalklug und bringt an einigen Stellen mit ihrer Vernarrtheit in Politik und das Weiße Haus ein wenig zu viel Patriotismus in die Handlung, gerade eine Szene gegen Ende mag manchem Zuschauer sauer aufstoßen. Aber zur Ehrenrettung muss gesagt werden, die Figur ist in sich stimmig, King wunderbar gecastet und sie spielt ihre Rolle überzeugend. An vielen Stellen wirkt sie herrlich normal und auch wenn die Patriotismuskeule am Ende geschwenkt wird, wirkt es bei genauerer Betrachtung der Handlung nicht aufgesetzt, sondern ist genau das, was jemand wie Emily tun würde und auch das Einzige, was dann noch hilft.
Trailer zu White House Down
Einigen Zuschauern könnte White House Down etwas lang vorkommen und ob nun alle Wendungen am Ende nötig gewesen wären, sei dahingestellt. Die lange Laufzeit ermöglichte es Emmerich aber, alle wichtigen Figuren ausgiebig einzuführen. Gerade dies ist etwas, was viele Filme heute vermissen lassen. Dabei hat auch erst Life of Pi - Schiffbruch mit Tiger Ende letzten Jahres gezeigt, wie sehr die emotionale Bindung steigt, wenn ein Regisseur sich für seine Figuren Zeit nimmt. Dies mag ungeduldigen Zeitgenossen nicht schmecken, die Qualität eines Films steigt damit jedoch und das ist alles, was am Ende zählt.
In vielerlei Hinsicht ist White House Down der Film geworden, der Stirb Langsam 5 - Ein guter Tag zum Sterben Anfang des Jahres hätte werden sollen. Wer es etwas kompromissloser und blutiger will, der greift zu Olympus Has Fallen - Die Welt in Gefahr. Doch beide Filme sind trotz der ähnlichen Rahmenhandlung verschieden genug, dass beide auch nacheinander stehen können, ohne das Gefühl zu haben, zweimal den gleichen Film gesehen zu haben. White House Down ist kein perfekter Film und leidet unter den vielen Schwächen, die so viele Filme von Roland Emmerich plagen. Aber er bietet mit Channing Tatum und Jamie Foxx aber auch ein Darstellergespann, das perfekt in seine Rollen passt und bei denen die Chemie stimmt. Die Gags und Sprüche sitzen und auch genug Action wird geboten, das Einzige was der Zuschauer dafür mitbringen muss, ist etwas Verständnis und die Bereitschaft, über die ein oder andere Logiklücke hinwegzusehen. In dem Fall werden über zwei Stunden gute Popcornunterhaltung geboten in Form einer klassischen Buddy-Actionkomödie. Davon gab es vor allem in den letzten Jahren eindeutig zu wenig.
