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28 Years Later

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"28 Years Later“: Kritiker begeistert, Zuschauer gespalten: Ein Überblick

"28 Years Later“: Kritiker begeistert, Zuschauer gespalten: Ein Überblick
4 Kommentare - Sa, 21.06.2025 von MJ-GPJ
Achtung dezente Spoiler! "28 Years Later“ ist definitiv nicht der Film, den viele erwartet haben, und genau das macht ihn spannend. Zwischen Zombie-Horror, Coming-of-Age und politischer Bildsprache polarisiert der Film Kritiker und Publikum.
Achtung, diese Meldung enthält Spoiler!

Mit 28 Years Later kehrt das Kreativduo Danny Boyle und Alex Garland zurück zu jenem dystopischen Universum, das sie mit 28 Days Later (2002) und 28 Weeks Later (2007) entscheidend geprägt haben. Der dritte Teil der Trilogie wird von der Fachpresse als ambitionierter, mutiger Film gefeiert, das Publikum reagiert hingegen deutlich differenzierter. Insbesondere auf Social-Media gibt es viele enttäuschte Stimmen, daher wollen wir die aktuelle Kritik an dem Film etwas einordnen.

Auf Rotten Tomatoes erreicht der Film aktuell beeindruckende 90% beim Kritiker-Score, der höchste Wert der gesamten Trilogie. Auch auf IMDb steht der Film mit 7,2 von 10 Punkten solide da, gestützt von Tausenden Bewertungen. Doch der verifizierte Zuschauerscore auf Rotten Tomatoes liegt mit 67% deutlich darunter – ein klares Zeichen für unterschiedliche Erwartungen und Bewertungen.

Gelobt wird der Film vor allem für seine stilistische Eigenständigkeit und seine emotionale Tiefe. Danny Boyle bleibt seiner Handschrift treu und setzt auf visuelle Experimente, ungewöhnliche Kameraarbeit und eine kompromisslose Ästhetik. Elemente wie Slow-Motion-Szenen, der Einsatz von unscharfen iPhone-Aufnahmen und ein druckvoller Soundtrack inklusive des Gedichtes Boots von Rudyard Kipling verleihen dem Film einen postmodernen Ton. Gleichzeitig verwebt 28 Years Later Horror mit Coming-of-Age-Motiven. Im Zentrum steht der junge Spike, dessen Geschichte vielen Kritikern als emotionaler Anker des Films gilt.

Aber genau diese Mischung sorgt auch für Irritation. Viele Zuschauer tun sich schwer mit den Tonalitätswechseln, der experimentellen Erzählweise und dem sehr offenen Ende. Kritik wird insbesondere an der zweiten Hälfte laut, die als langsamer, künstlerischer und weniger actiongeladen empfunden wird. Gerechnet hätten viele wohl mit eher mit einer anderen Fortführung der ersten Hälfte. Einige vermissen die Intensität der Vorgänger und fühlen sich vom stilistisch und dramaturgisch eigenwilligen Zugang enttäuscht. Viele haben wohl eher damit gerechnet, dass der Film viel mehr raue Action zeigen wird, auch angesichts des Budgets, welches deutlich über dem zweiten Teil liegt.

Gleichzeitig lässt sich nicht leugnen, dass 28 Years Later mit großer Sorgfalt und viel Liebe zum Detail inszeniert wurde. Die visuelle Sprache ist konsequent, die emotionale Komponente stark, und die Idee, die Geschichte mit einer jungen, neu formierten Gruppe zu beenden, ist bei genauerem Hinsehen mehr als ein billiger Cliffhanger: Sie ist ein gezielter Bruch mit konventionellem Denken. Und ja, die Kleidung dieser Gruppe steht wohl in Zusammenhang mit der Teletubbies-Visualisierung der Eröffnungssequenz. Ob das am Ende aufgeht, lässt sich heute allerdings noch nicht sagen.
Ein weiterer Kritikpunkt, der oft genannt wird: Die eingestreuten Kriegsbilder sorgen bei manchen Zuschauern für Irritation, wirken aber im Kontext der Trilogie durchaus folgerichtig. Schon im ersten Teil wurde klar thematisiert: Der wahre Schrecken liegt nicht im Virus, sondern im Menschen selbst. Die visuellen Verweise auf reale menschliche Gewalt verstärken diese Aussage und zeigen, dass das Töten kein Ausnahmezustand der Apokalypse ist.

Unterm Strich bleibt 28 Years Later ein ambitioniertes, mutiges Werk, das sich dem Publikum nicht anbiedert. Wer klassische (oder hochmoderne) Zombie-Action erwartet, wird wahrscheinlich enttäuscht, wer sich aber auf eine kreative und emotional dichte Fortsetzung einlässt, erlebt den wohl konsequentesten und originellsten Teil der Reihe.

Noch ein Wort zu der vermeintlichen Logiklücke: Im Film wird kritisiert, dass eine infizierte Frau, offenbar in Verbindung mit einem "Alpha" , ein gesundes, nicht infiziertes Kind zur Welt bringt. Biologisch wirkt das zunächst fragwürdig, doch innerhalb der fiktiven Viruslogik der Reihe ist es nicht völlig abwegig. Die Plazenta dient in der Realität als Schutzbarriere zwischen Mutter und Fötus und kann viele Krankheitserreger abwehren. Einige Viren überwinden diese Schranke, andere nicht. Da das Rage-Virus im Film nicht klassisch über das Blut, sondern meist über Bisse und Speichel übertragen wird, könnte man annehmen, dass es den Fötus im Mutterleib nicht erreicht. Zudem wurden bereits in 28 Years Later Figuren mit teilweiser Immunität eingeführt, eine mögliche Erklärung für die Resistenz des Kindes. Aus medizinischer Sicht ist das Szenario zwar sehr unwahrscheinlich, aber im Rahmen der filmischen Welt und ihrer inneren Logik durchaus vertretbar.

Fazit

28 Years Later ist kein klassischer Zombiefilm, und genau das macht ihn so besonders. Wer eine gradlinige Fortsetzung mit nonstop Action, Horror und klarer Gut-gegen-Böse-Dynamik erwartet, wird vermutlich enttäuscht. Stattdessen inszenieren Danny Boyle und Alex Garland einen visuell kühnen, atmosphärisch dichten Film, der mit Genre-Erwartungen bricht und bewusst neue Wege geht. Die Mischung aus Coming-of-Age, Endzeitdrama und politischer Parabel ist nicht immer leicht verdaulich, aber mit viel Liebe zum Detail umgesetzt. Wer offen ist für erzählerische Experimente, emotionale Tiefe und stilistische Eigenwilligkeiten, wird hier ein ungewöhnliches, mutiges Kinoerlebnis finden. 28 Years Later ist ein Film, den man so nicht erwartet, und gerade deshalb dürfte er lange nachwirken. Im Guten wie im Schlechten.

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4 Kommentare
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GPJ : : Moviejones-Fan
21.06.2025 12:46 Uhr
0
Dabei seit: 26.09.24 | Posts: 700 | Reviews: 4 | Hüte: 38

Es gibt eine Comicreihe, namens "Crossed", da wird das Konzept auch fortgesponnen, wie würden sich die Infizierten evolutionär weiterentwickeln, und das ist auch eine spannende Frage.

Aber ja, dass der Film uns da völlig im Dunkeln lässt und der Arzt außer dem Satz "die Plazenta ist ein Wunder" (sinngemäß) wenig zur Erklärung beiträgt, ist schade.

MJ-Pat
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Raven13 : : Desert Ranger
21.06.2025 12:42 Uhr | Editiert am 21.06.2025 - 12:43 Uhr
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Dabei seit: 13.02.16 | Posts: 8.572 | Reviews: 145 | Hüte: 730

@ GPJ

"Dennoch kann man es vermutlich irgendwie herbei konstruieren, z.B. über die Immunität."

Immunität wäre denkbar, jedoch müssten andere dann immer aufpassen, dass sie mit dem Blut oder Speichel des Kindes nicht in Berührung kommen, da es das Virus in sich trägt.

"Der "Alpha" scheint ja der Vater zu sein und die normale Biologie hat da ja auch ausgesetzt."

Wobei da halt die Frage ist, weshalb das so ist. Das wird nie beantwortet. Vielleicht steckt da kein tieferer Sinn hinter, nur, dass es so ist, weil Alex Garland und Danny Boyle es so wollten.

Ein Zauberer kommt nie zu spät. Ebenso wenig zu früh. Er trifft genau dann ein, wenn er es beabsichtigt.

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GPJ : : Moviejones-Fan
21.06.2025 12:35 Uhr | Editiert am 21.06.2025 - 12:38 Uhr
0
Dabei seit: 26.09.24 | Posts: 700 | Reviews: 4 | Hüte: 38

Stimmt, guter Punkt, im ersten tropft es jemandem in ein Auge und er wird infiziert.

Dennoch kann man es vermutlich irgendwie herbei konstruieren, z.B. über die Immunität.

Der "Alpha" scheint ja der Vater zu sein und die normale Biologie hat da ja auch ausgesetzt.

MJ-Pat
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Raven13 : : Desert Ranger
21.06.2025 12:33 Uhr
0
Dabei seit: 13.02.16 | Posts: 8.572 | Reviews: 145 | Hüte: 730

"Da das Rage-Virus im Film nicht klassisch über das Blut, sondern meist über Bisse und Speichel übertragen wird, könnte man annehmen, dass es den Fötus im Mutterleib nicht erreicht."

Das stimmt so nicht. Im zweiten Teil wird immer wieder darauf hingewiesen, dass man aufpassen soll, das Blut nicht in die Augen oder den Mund zu bekommen. Jeder, der Blutspritzer abbekommt, muss dieses vom Körper wegwischen. Wer das Blut an die Schleimhäute bekommt, infiziert sich.

Ein Zauberer kommt nie zu spät. Ebenso wenig zu früh. Er trifft genau dann ein, wenn er es beabsichtigt.

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