Darren Aronofsky ist nicht gerade das, was man unter einem kommerziellen Filmemacher verstehen würde. Filme wie Requiem for a Dream, The Wrestler und Black Swan sind qualitativ hochwertig, das steht außer Frage, aber Aronofsky ist auch bekannt dafür, gerne seinen eigenen Weg zu gehen, ohne sich groß um Box-Office-Resultate zu scheren.
Und jetzt kommt das 125 Mio. $ schwere Noah, sein bislang größtes Projekt, mit dem auch entsprechend hohe Erwartungen einhergehen. Dort erzählt Aronofsky die gleichnamige Bibelgeschichte neu, mit Noah (Russell Crowe), der Arche und der Flut, aber - und ab hier wird es verzwickt - auch mit mehr oder weniger starken Abweichungen vom Original. Von Anfang an stellte er klar, dass er kein Interesse an einer 1:1-Adaption hat, sondern dem Ganzen seinen eigenen Stempel aufdrücken und einen Fantasy-Touch geben möchte. Dazu passt, dass er auf massig aufwändige visuelle Effekte setzt, um seine ausgefallene Tierwelt zum Leben zu erwecken. All das geht natürlich mächtig ins Geld.
Mittlerweile läuft die Noah-Postproduktion, und quasi auf den letzten Metern sorgt Aronofskys Unabhängigkeitssinn noch mal für richtig Ärger. Test-Screenings von verschiedenen Versionen des Films sollen zu besorgniserregenden Ergebnissen geführt haben, heißt es aus mehreren Quellen. Drei fanden in den letzten Wochen statt, jeweils vor bestimmten Zielgruppen, die sich thematisch angesprochen fühlen müssten: in New York für ein größtenteils jüdisches Publikum, in Arizona für christliche Zuschauer und in Orange County, Kalifornien für die allgemeine Öffentlichkeit. Die Reaktionen sollen beunruhigend gewesen sein, ohne dass gesagt wird, was genau damit gemeint ist.
Daraufhin hat Paramount Pictures wohl einige Änderungen an Noah vorgeschlagen, für die sich Aronofsky bis jetzt unempfänglich gezeigt hat Aus dem Umkreis der Produktion ist zu hören, er sei nicht gemacht für Studiofilme und kümmere sich nicht im Geringsten um die Meinung der Paramount-Offiziellen. Denen scheint plötzlich aufgegangen zu sein, dass sich der Film so, wie er momentan aussieht, vielleicht doch nicht so gut verkaufen lässt. Allerdings muss einem schon vorher klar sein, dass man, wenn man Aronofsky für einen Film über Noah anheuert, auch einen Aronofsky-Film über Noah bekommt - zumal er nie einen Hehl daraus gemacht hat, wie er sich Noah vorstellt.
Hoffen wir, dass beide Seiten einen Mittelweg finden, der Aronofskys Vision nicht zu sehr schadet. Paramount-Vizepräsident Rob Moore wirkt jedenfalls optimistisch: Für ihn ist es ein ganz normaler Preview-Prozess. Man habe immer gewusst, dass der Film kompliziert werden würde, und daher eine extralange Postproduktions-Phase eingerichtet, um ausgiebig testen zu können. Aronofsky wolle zwar ein gewisses Maß an Freiheit, aber auch einen Hit. Deshalb ist sich Moore sicher, dass man zu einem sehr guten Ergebnis kommen wird, und zwar mit Aronofsky.
Seinen deutschen Kinostart hat Noah am 3. April 2014.