Die tollkühnen Stunts des Tom Cruise machen sich bezahlt. Mit 61,5 Mio. $ gelang Mission: Impossible - Fallout der beste US-Start in der Geschichte der Reihe und Cruise das zweitbeste Startwochenende seiner Karriere (hinter Krieg der Welten). Zugleich ist es der beste Start eines Paramount-Films seit Teenage Mutant Ninja Turtles, was irgendwie traurig ist.
Diesmal erleben wir Ethan Hunt nicht nur als Actionhelden, sondern auch als einen Mann, der mit den Konsequenzen seiner Heldentaten und seiner Vergangenheit klarkommen muss. Es wird tiefgründiger, als wir das von den Mission: Impossible-Filmen gewohnt sind, aber die ursprüngliche Idee für Mission: Impossible - Fallout soll noch düsterer gewesen sein, sagt Regisseur und Drehbuchautor Christopher McQuarrie. Damit alle im Bilde sind: Ethan muss die Identität des Terroristen John Lark annehmen und - derart getarnt - einige schwierige Entscheidungen treffen, was McQuarrie zunächst noch viel weiter treiben wollte.
Es sollte die Handlung des ganzen Films sein, erklärt er: Ethan nimmt die Identität des Bösewichts an, sieht jedoch wie er selbst aus, nutzt also keine Maske. Und er muss die Leute davon überzeugen, dass er der Bösewicht ist. Das zwingt ihn dazu, dunklere und schrecklichere Dinge zu tun, um sein Ziel zu verfolgen. Angefangen damit, dass er Solomon Lane (Sean Harris) zum Ausbruch aus dem Gefängnis verhilft. So hätte Ethan schließlich einen sehr finsteren Weg eingeschlagen. Cruise war mit alledem einverstanden, und McQuarrie hielt auch lange Zeit an dieser Idee fest, bis ihm klar wurde, dass der Film sich nicht voranbewegt. Es sei auf Kosten der anderen Charaktere gegangen und der Film dadurch sehr lang geworden, bevor man auf die Dinge zurückgekommen sei, zu denen man in einem Mission: Impossible-Film verpflichtet sei. Also ließ er die Idee fallen, und sobald er das getan habe, so McQuarrie, sei das ganze England-Segment entstanden.
Ob es so weit gegangen wäre, dass Ethan einen Unschuldigen tötet, behält er lieber für sich. Er werde eine detaillierte Antwort darauf verweigern, weil er die Lektion gelernt habe, dass alles, was sie rausschmeißen, wiederkommt. Ein konkretes Beispiel dafür nennt McQuarrie auch: die Szene, in der Lane zu Ethan sagt, "Ihre Mission, für den Fall, dass Sie sie annehmen. Ich frage mich, haben Sie jemals abgelehnt?". Dies war eine Szene, die eigentlich aus Mission: Impossible - Rogue Nation stammt und dort aus verschiedenen Gründen geschnitten wurde. In Mission: Impossible - Fallout passte sie dann viel besser. Zumindest verrät McQuarrie, er habe eine Szene geschrieben, die Ethan an einem sehr dunklen Ort führt, und als er sie Cruise gepitcht habe, habe der sie zu seiner Überraschung noch dunkler gemacht. Ob er mit Ethan wirklich so weit gehen wolle, habe er Cruise gefragt. Dessen Antwort: Wenn, dann richtig, also nichts wie ran!
Ethans Undercover-Handlungsstrang war allerdings nicht die einzige Änderung, so musste etwa auch eine Kussszene zwischen ihm und Ilsa Faust (Rebecca Ferguson) dran glauben. Laut McQuarrie war es eine Szene, die nicht im Drehbuch stand, sondern recht instinktiv passiert ist. Aber er stellte fest, dass sie Ilsa als Charakter schwächte, obwohl sie sie eigentlich zu stärken schien. Sie hätten sehr, sehr lange darüber diskutiert, und dann habe er endlich erkannt, dass die Szene nur aus ästhetischen Gründen existiert und nicht, weil sie aus Ilsa einen stärkeren Charakter macht. Aus Ethan schon, aber auf ihre Kosten, was nicht Sinn der Sache war.
Außerdem kam es seiner emotionalen Beziehung mit Julia (Michelle Monaghan) in die Quere. Ethan sei einfach verwirrend geworden, seine Wünsche, Träume und Ängste seien verwirrend geworden. Er habe ein kleines bisschen egoistisch gewirkt, meint McQuarrie. Deshalb müsse die Ilsa-Story warten, bis die Julia-Story aufgelöst ist, und bis dahin gebe es keine Zeit für sie, diesen Moment zu haben. McQuarrie fühlte sich noch nicht bereit dafür, dass sie ihre Beziehung klar definieren. Ihm gefiel es besser, dass sie noch nicht ganz am Endpunkt angelangt ist. Er wolle mehr von Ilsa sehen, und sobald ihre Beziehung aufgelöst sei, sei die Spannung raus. Wann wohl Mission: Impossible 7 angekündigt wird...?