Update: Damit Alles Geld der Welt auch alle Aufmerksamkeit der Welt bekommt, wurde kurz vor US-Start noch ein finaler Trailer rausgegeben.
"Alles Geld der Welt" Trailer 3
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Bei Alles Geld der Welt hat Ridley Scott hat das scheinbar Unmögliche gemacht: den in Verruf geratenen Kevin Spacey, der wegen Vorwürfen sexueller Belästigung nicht mehr tragbar war, rausgeschmissen und dessen Szenen auf den letzten Drücker mit Christopher Plummer neu gedreht - um den Film dann trotzdem noch pünktlich im Kino abzuliefern. Dieses Wagnis scheint sich bezahlt zu machen, denn drei Golden-Globe-Nominierungen stehen für Alles Geld der Welt zu Buche, eine für Scott selbst, eine für Michelle Williams und sogar eine für "Notnagel" Plummer.
"Alles Geld der Welt" Trailer 2 (dt.)
Spacey spielte als Milliardär und Öl-Tycoon J. Paul Getty eine kleine, aber entscheidende Rolle - den Mann, der sich stur weigerte, das Lösegeld für seinen entführten Enkel John Paul Getty III (Charlie Plummer, Boardwalk Empire) zu zahlen. Als Spacey unter Beschuss geriet, musste schnellstens eine Entscheidung her, es wurde fieberhaft hin und her überlegt. Scott hingegen fiel sie nicht schwer: Man könne dasitzen und sich abschlachten lassen, oder aber man unternimmt etwas. Es wäre eine Schande gewesen, wenn der Film aufgrund dessen, was vorgefallen ist, missachtet worden wäre, findet Scott. Er wusste sofort, dass er es rechtzeitig reparieren kann, unter der Voraussetzung, dass Spaceys Rolle flott neu besetzt wird und alle Personen und Drehorte verfügbar sind.
Unmöglich in so kurzer Zeit, meinte Sony Pictures-Chef Tom Rothman, doch Scott belehrte ihn eines Besseren. Innerhalb von neun Tagen wurden in Großbritannien und Italien fast 400 neue Einstellungen gedreht, wodurch das 40 Mio. $-Budget noch um 10 Mio. $ anstieg, die Imperative Entertainment beisteuerte. Plummer war gerade auf dem Weg in den Familienurlaub, als sich Scott bei ihm meldete, und sah es als unglaubliche Chance, mit ihm zusammenzuarbeiten. Noch bevor er das Drehbuch gelesen hatte, spürte er, dass er es machen würde, so Plummer. Allerdings wollte er sich Spaceys Performance vorher nicht anschauen, um sich nicht beeinflussen zu lassen. Und trotz der kurzen Drehzeit fühlte er sich nie gehetzt, da sie ihr eigenes Tempo anschlugen und Scott alles im Griff hatte.
Manche Szenen wurden mit Plummer neu gedreht, wofür auch Williams und Mark Wahlberg vor die Kamera zurückkehrten, für andere wurde neues Footage mit Original-Aufnahmen, in denen Plummer nicht vorkam, kombiniert. Ähnlich inszeniert, aber ein wenig an die jeweilige Performance und die Dynamik zwischen den Schauspielern angepasst, erklärt Kameramann Dariusz Wolski. Es sei keine digitale Trickserei vonnöten gewesen - ein bisschen Guten-Morgen-Make-up, etwas Vorderlicht und schon war Plummer startklar, sagt Scott. Musste Spacey (58) für die im Jahr 1973 spielenden Szenen älter geschminkt werden, verhielt es sich mit Plummer (88) genau andersherum. Er wurde per Perücke und Make-up für die 1962 spielenden Szenen um zehn Jahre verjüngt.
Alle beim ersten Mal genutzten Drehorte kamen erneut zum Einsatz, bis auf eine Szene in Rom, die ursprünglich in Jordanien gefilmt wurde. Hier verließ sich Scott ausnahmsweise auf visuelle Effekte und stellte Plummer vor einen Greenscreen, während der Wüstenhintergrund hinter ihm eingefügt wurde, nachdem man Spacey digital daraus entfernt hatte. Sie standen gewaltig unter Zeitdruck, und die beiden Darsteller lieferten sehr unterschiedliche Performances ab, daher konnte man Spacey nicht einfach so durch Plummer ersetzen, erläutert Cutterin Claire Simpson. Der Rhythmus war ein ganz anderer, die Betonung der Dialoge, und das wiederum wirkte sich auf die anderen Performances in der Szene aus. Darum beschloss man, lieber komplette Szenen zu ersetzen.
Ob Alles Geld der Welt trotz allem eine runde Sache geworden, können wir ab dem 15. Februar 2018 herausfinden.