Sylvester Stallone, untrennbar mit der Rolle des John Rambo verbunden, hat in einem exklusiven Interview kürzlich eine faszinierende, aber letztlich gescheiterte Idee enthüllt: Ein Prequel zum Action-Franchise, das mithilfe künstlicher Intelligenz Rambos frühe Jahre beleuchten sollte.
Statt des harten, gebrochenen Helden, den das Publikum kennt, wollte Stallone Rambo als charmanten jungen Mann darstellen, der vor dem Einsatz in Vietnam das Leben in vollen Zügen genießt. Diese Idee zeigt die kreativen Ambitionen des mittlerweile 79-jährigen Stars.
Die Rambo-Saga, basierend auf David Morrells Roman First Blood von 1972, schrieb Filmgeschichte. Der Name „Rambo“ wurde zum Synonym für den kompromisslosen Einzelkämpfer und fand sogar umgangssprachlich Eingang als Bezeichnung für Draufgänger oder Rowdys. Stallone schlüpfte in die Rolle des traumatisierten Vietnam-Veterans, der in den Filmen gegen korrupte Polizisten, feindliche Armeen und Kartelle antritt.
Die Serie umfasst fünf Filme: Rambo (1982), Rambo 2 - Der Auftrag (1985), Rambo 3 (1988), John Rambo (2008) und Rambo - Last Blood (2019). Stallone ist nicht nur in allen Hauptrollen zu sehen, sondern schrieb auch mit an allen Drehbüchern und inszenierte den vierten Teil selbst. Im ersten Teil stand noch die Auseinandersetzung mit Kriegstraumata und der schwierige Umgang mit Vietnam-Rückkehrern im Mittelpunkt, während die späteren Filme zunehmend auf groß angelegte Action setzten. Weltweit spielte die Reihe über 850 Millionen US-Dollar ein und prägte das Action-Genre nachhaltig.
In seinem Gespräch mit ScreenRant, das kürzlich veröffentlicht wurde, schildert Stallone detailliert seine ursprüngliche Idee für ein Prequel. „Ich wollte die Vorgeschichte von Rambo neu erzählen, weil ich ihn an der Schule als den nettesten Typen zeigen wollte… als Klassenbester, Schulschwarm und all das Zeug“, so der Schauspieler und Regisseur.
Er hatte ein Bild von einem Rambo im Kopf, der als Musterschüler und beliebter Highschool-Star durchs Leben tanzt: „Und als er nach Vietnam geht, denkt er, es würde nur ein dreiwöchiger Einsatz werden…“. Die dramatische Wende sollte dann eintreten, sobald der Protagonist in die Dschungelkriege Asiens gerät. „Man sieht, wie er gefoltert und gefangen genommen wird, seine Freunde getötet werden, eine Katastrophe folgt der nächsten - und so wurde ich zu dem, was ich bin. Ursprünglich war ich aber ein lebensfroher Typ, so etwas in der Art.“, ergänzt Stallone.
Diese kontrastreiche Erzählung - vom unbeschwerten Jugendlichen zum gebrochenen Kämpfer - sollte die Wurzeln des Charakters vertiefen und erklären, warum Rambo zu dem schweigsamen Einsiedler wird, den die Zuschauer aus den Filmen kennen. Der Clou an der Konzeption: Die Umsetzung mit KI. „Und ich dachte: ‚Das könnten wir mit KI umsetzen.’“, gesteht Stallone ein. Die Technologie hätte es ermöglicht, eine jüngere Version von Rambo digital zu generieren, ohne dass der alternde Stallone sich physisch einsetzen muß.
Solche Ansätze gewinnen in Hollywood zunehmend an Fahrt, etwa bei Deepfake-Effekten oder der Nachbearbeitung von Stars in der Post-Production. Doch der Plan blieb auf dem Papier. „Aber wir haben zu lange gezögert, und sie haben das Projekt übernommen.“, bedauert der Oscar-prämierte Künstler (für das Drehbuch von Rocky, 1976).
Die Verzögerungen führten schließlich dazu, dass die Produktionsfirma Millennium Media die Zügel übernahm und nun eine konventionellere Variante in Angriff nimmt. Die neue Rambo-Prequel-Produktion weicht bewusst von der KI-Idee ab. Im August kündigte Millennium Media an, Noah Centineo - u.a. bekannt aus der Rom-Com To All the Boys I’ve Loved Before (2018) - als jungen John Rambo zu casten. Der finnische Regisseur Jalmari Helander übernimmt die Inszenierung, während Rory Haines und Sohrab Noshirvani das Skript verfasst haben.
Der Fokus liegt auf Rambos Ursprüngen als Elite-Soldat der Green Berets während des Vietnamkriegs: Seine Ausbildung, erste Einsätze und die Grausamkeiten, die ihn formen. Die Dreharbeiten sollen im Januar 2026 starten.
Stallone selbst äußert sich zurückhaltend-positiv: „Ich wünsche ihnen einfach viel Erfolg“. Bisherige Aussagen deuten auf eine beratende Rolle hin.
Auch wenn Stallones KI-Projekt nicht umgesetzt wurde, zeigt es einmal mehr die ungebrochene Kreativität des Stars. Gleichzeitig zeigt das Centineo-Prequel, dass Rambo noch längst nicht am Ende seiner filmischen Reise angekommen ist.
