mit Ryan Reynolds, Hugh Jackman, Emma Corrin
Deadpool & Wolverine oder: Die Maul- und Klauenseuche
Gedankenpunkte (Spoiler):
Im dritten Film weiß man vorher schon, was man erwarten kann und was man erhalten wird, es ist so bescheuerter Trash, dass es mir egal war, ich habe es mehr geschehen lassen, abgestumpft über mich hinwegrollen lassen. Warum arbeiten 100 Varianten des anarchistischen Deadpool für die Antagonistin und kämpfen gegen Deadpool und Wolverine? Warum überleben Deadpool und Wolverine selbst die Atomisierung im Finale, wegen der Macht der Zwei? Man hinterfragt das nicht mehr wirklich. So ging ich dann wenigstens noch ausgewogen aus dem Film und komme verwunderlich noch auf 5 von 10 Punkten. Edit: Nach 48 Stunden Sacken Lassen fällt es mir schwer, den Film bei 5 von 10 stehen zu lassen, es fühlt sich falsch an, ich gehe runter auf 4 von 10 Punkten.
Welchen Sinn hat es, dass mit Deadpool und Wolverine zwei unsterbliche Superhelden gegeneinander kämpfen, und das sogar gleich zweimal im Film? Mag vielleicht gut aussehen, ist aber komplett ohne Fallhöhe und von daher langweilig, mindestens den zweiten Kampf hätte man komplett sparen können.
Es ist schon auffällig, wie hier die Geschichte aus "Loki" weitestgehend noch einmal erzählt wird (ohne in meinen Augen dessen Qualität zu ereichen). Mir scheint es so, dass Marvel mit Blick in die Zukunft die Kinozuschauer abholen möchte, die "Loki" nicht gesehen haben und sich dementsprechend nicht mit der TVA und den Regeln des Multiversums auskennen. Wobei das mit den Regeln auch so eine Sache ist, denn "D&W" wirft einige Regeln aus "Loki" direkt wieder über Bord Warum kann man nun im Void mit einfachen Zauberer-Devices Dimensionsportale öffnen? Warum haben Deadpool, Wolverine und Cassandra im TVA-Gebäude weiterhin ihre Superkräfte? Warum greift Loki als Gott der Zeitlinien nicht ein und verhindert die Aktion von Mr. Paradox mit dem Zeitripper? Der Aspekt mit dem Ankerwesen und die Integrierung der Fox-Charaktere zerfallen auch mehr und mehr in Paradoxa, je mehr man darüber nachdenkt bzw. liest, und sollte man mehr auf der real-faktischen Disney-Fox-Metaebene mit den jewewiligen (Miss)Erfolgen der Filme und Charaktere betrachten. Ansonsten müsste man sich zum Beispiel die Frage stellen, warum ein Erdenmensch der Ankerpunkt eines Milliarden Jahre alten, interstellaren Universums ist. Oder warum sich die originalen Charaktere Blade, Electra, Gambit und X23 im Void befinden.
Hugh Jackman mit Spielfreude als Wolverine wiederzusehen, war schon ein Genuss. Zusammen mit Ryan Reynolds harmoniert er als ungleiches Paar auch wunderbar.
Die größte Überraschung stellt Emma Corrin (Diana Spencer in "The Crown") als Antagonistin dar, obwohl körperlich nur ein "Püppchen", strahlt sie eine ungemein dominierende und bedrohliche Aura aus, sobald sie die Leinwand betritt, gehört die Szene ihr.
Am besten und schönsten ist der Film immer dann, wenn er sich vor dem Fox-Universum, seinen Charakteren und Schauspielern mitsamt der Misserfolge und schwarzen Schafe verbeugt (Disney-Fox-Metaebene, diverse Cameos und Nebenrollen) und das Fox-Universum in den Ruhestand verabschiedet, gerade dann auch in der Midcredit-Abspannsequenz.
Witzig ist der Film vor allem dann, wenn er diesen Witz nicht aus Fäkal-, Vulgär- und Gewalthumor oder Comic- und Disney-Metagags zieht, sondern wenn sie tatsächlich auch mal eine Aussage oder besonderen Hintergrund haben. Zum Beispiel der Diss gegen Will Smith bei den Oscars, die Persiflage der Identitätspolitik der "Anti-Woken" oder der Bezug auf Ryan Reynolds Fußballclub AFC Wrexham.
Die Tragik des Kinojahrs 2024: "Deadpool & Wolverine" spielt mit seiner uninspirierten "Mad Max / Furiosa"-Parodie am Startwochenende bereits mehr ein als "Furiosa" insgesamt.