Bewertung: 3 / 5
Schwarzer Humor und persönliches Drama - das ist The Voices, der neue Film von Marjane Satrapi (Persepolis) mit Ryan Reynolds in der Hauptrolle. Dass der Darsteller reihenweise Frauen um den Verstand bringt, trauen wir dem Hollywood-Beau zu. Doch als Killer, der sich an den Mädels vergeht? Trauen wir ihm das zu? Um es vorwegzunehmen - ja, tun wir. Jetzt.
Jerry (Ryan Reynolds) ist ein eher schüchterner Zeitgenosse, der in einer Badewannenfabrik arbeitet. Obwohl er nett aussieht, wird er den Ruf eines etwas schrägen Typen nicht los. Kein Wunder für den Zuschauer - spricht er doch daheim mit seiner Katze Mr. Whiskers und seinem Hund Bosco! Als sich Jerry eines Tages in die hübsche Kollegin Fiona (Gemma Arterton) verliebt, scheint er endlich ein bisschen Glück zu finden. Doch eines Abends kommt es zu einem schrecklichen Vorfall, als beide mit dem Auto unterwegs sind - und plötzlich heißt es für Jerry, wohin mit dem hübschen Unfallopfer, das ganz ohne Absicht mit Messerstichen durchbohrt ist...?
Trailer zu The Voices
Bei The Voices ertappt man sich während des Schauens immer wieder bei dem Gedanken, was der Film eigentlich sein will - Komödie oder doch eher Drama? Wechselt doch die Stimmung im Film mitunter derart drastisch, dass man sich ein bisschen verloren fühlen kann. Jedoch, lässt man sich drauf ein und kann auch einer Prise Schwarzen Humors etwas abgewinnen, so ist die Klamotte mit Ryan Reynolds gar kein schlechter Film.
Apropos Ryan Reynolds: Ein Darsteller, dem wir bisher nicht viel zugetraut haben, trotz seiner Ambitionen in Buried - Lebend begraben, Green Lantern oder Safe House - Niemand ist sicher. Alles Filme, die mal mehr, mal minder ok waren, aber auch deutlich zeigten, dass der Mime nur gefühlt fünf Gesichtsausdrücke kennt. Dagegen überraschte es uns regelrecht, dass er die Rolle des Jerry wirklich gut umgesetzt hat. In nicht wenigen Szenen wirkt Reynolds derart durchgeknallt am Rande des Ausflippens, dass der Film durch ihn wirklich an Substanz gewinnt. Dabei ist die Story gar nicht mal so blöde und fühlt sich vor allem recht frisch an. Typen, die mit Tieren reden, haben wir nicht erst einmal im Kino erlebt, aber Typen, die doch irgendwie irre sind und meinen, einem Toten etwas Gutes tun zu müssen, ist nicht alltäglich. Unterstützt wird der ganze Schlamassel von der mitunter bunten, dann wieder äußerst tristen Inszenierung - und Szenen, die vor allem im Kopf des Zuschauers ablaufen, besonders wenn Sägen eine Rolle spielen.
Den weiblichen Esprit versprühen Gemma Arterton (Hänsel & Gretel - Hexenjäger) und Anna Kendrick (Pitch Perfect - Die Bühne gehört uns), wobei Ella Smith (Womb) leider ein bisschen wenig Screentime erhascht. Arterton, die im Vergleich zu früheren Filmen etwas kräftiger scheint, wirkt mit ihrer Statur unglaublich weiblich und voller Lebensfreude - kein Wunder, dass sich Jerry in die hübsche Engländerin verknallt, die ihm später deutlich sagt, was Sache ist.
Tja, ein Mörder zu sein ist nicht leicht und stellt einen auch vor logistische Herausforderungen. All dies und die Gedanken, die Jerry hat, werden gern mit süßen, kleinen Schmetterlingen unterlegt, kein Wunder, dass der Wechsel aus der Traumwelt in die Realität schwer fällt. Besonders sympathisch wirkt auch der Abspann von The Voices, in dem alle zeigen können, welches Stimmwunder in ihren steckt und der über das bloße Runterleiern von Regie & Staff richtig Spaß macht.
Kurzum, The Voices ist ein sympathischer Film, aber mit Abstrichen. Wir vergeben 3 von 5 Hüten mit einer Tendenz zur 3,5, weil der Wechsel zwischen den Stimmungen des Films mitunter recht unausgegoren wirkt. Andererseits werfen vor allem die Szenen mit den Tieren wieder einiges an Witz in die Runde. Positiv sei auch anzumerken, dass die Tricks gut gemacht sind man sich als Hunde- bzw. Katzennarr gar nicht entscheiden mag, ob einem nun Whiskers oder Bosco lieber ist. Kommt halt drauf an, ob man eher auf zynische oder empathische Mitbewohner steht.