Bewertung: 3.5 / 5
Musste man 2008 beim ersten Teil von Ip Man noch groß die Werbetrommel rühren, dass es sich hierbei um ebenjenen Mann handelt, der Bruce Lee die Kunst des Wing Chun lehrte, so ist die Situation 2016 eine andere. Sicherlich dürfte der Mainstream noch immer nicht so viel mehr mit den Begriffen Ip Man und Wing Chun anfangen können, aber gerade die interessierte Zielgruppe für asiatische Filme dürfte dem Erscheinen von Ip Man 3 entgegenfiebern.
Im Leben des Ip Man (Donnie Yen), welches er weiterhin seiner Familie und den Wing-Chun-Schülern widmet, ist es in den letzten Jahren ruhiger geworden. Er wurde zu einem geachteten Bewohner Hongkongs, doch durch den Gangster Frank (Mike Tyson) droht neues Ungemach, denn dieser will sich große Teile Hongkongs unter den Nagel reißen. Als es Frank auf die örtliche Schule abgesehen hat, kann Ip Man nicht tatenlos zusehen und damit gerät auch seine Familie in die Schusslinie. Aber nicht nur Frank macht Ärger, auch der ambitionierte Wing Chun-Meister Cheung Tin-chi (Jin Zhang) strebt nach Ruhm und Ansehen und will beweisen, dass er das bessere Wing Chun beherrscht...
Trailer zu Ip Man 3
Ip Man 3 Filmkritik
Legten die Vorgänger bereits großen Wert darauf, neben den Kämpfen auch das Privatleben von Ip Man und dessen persönliche Entwicklung zu beleuchten, rückt bei Ip Man 3 dieser Fokus noch mehr in diese Richtung. Die Kampfszenen und dramaturgischen Entwicklungen in Hongkong rund um Frank und Cheung Tin-chi sind alles nur Nebenschauplätze, auch die kurze aber witzige Einführung von Bruce Lee, der unbedingt ein Schüler Meister Ips werden will. Die bedeutende Geschichte dieses Films spielt sich zwischen Ip Man und seiner Ehefrau Cheung Wing-sing ab, die erneut von Lynn Hung gespielt wird. Hier haben wir auch die Szenen vor uns, die noch am ehesten die Beschreibung "Biographie" verdienen.
Denn auch bei Ip Man 3 muss dem geneigten Filmfan klar sein, dass wie auch die vorhergegangenen Filme in erster Linie ein Actionfilm auf einen wartet, der sich reale Menschen als Vorbild nimmt und darauf frei aufbauend eine Geschichte erzählt. Wer sich für den echten Ip Man, sein Leben und sein Schaffen interessiert, ist bei Ip Man 3 völlig falsch, doch wer sich von diesem Wunsch befreit, dem bietet Regisseur Wilson Yip den bisher emotionalsten Teil der Saga. Gerade die starke Betonung der Beziehung zu seiner Frau gibt dem Film eine emotionale Komponente, die einen immer wieder über Unzulänglichkeiten hinwegsehen lässt.
Und dann macht es beim Zuschauer irgendwann auch klick. Ip Man 3 soll gar nicht den Versuch unternehmen authentisch zu sein, es geht darum, ein paar Dinge über das Leben zu lernen, exemplarisch am Beispiel einer Person. Der Vergleich mit Rocky drängt sich geradezu auf und so wie Sylvester Stallone den Boxer verkörpert, lebt Donnie Yen die Rolle des Meisters Ip. Es ist die Geschichte eines Mannes und seines Lebens, mit Höhen und Tiefen. Yen ist es zu wünschen, dass ihm eine größere internationale Bekanntheit vergönnt ist, denn die Leinwandpräsenz und innere Ruhe, die der Schauspieler in Kombination mit einer fantastischen Körperbeherrschung bietet, ist außergewöhnlich.
Abstriche muss man bei Ip Man 3 aber dennoch machen. So wurde der Gewaltgrad dieses Mal deutlich zurückgeschraubt, was sich in der Freigabe manifestiert. Waren Teil 1 und 2 noch eindeutige FSK18-Titel, ist die FSK16 bei Ip Man 3 eigentlich zu hochgegriffen. Außerdem kommen bei den Kampfszenen deutlich mehr Tricks und Seile zum Einsatz, wodurch diese etwas ihre Authentizität verlieren und Ip Man 3 für unseren Geschmack zu sehr in den Eastern-Bereich abdriftet. Auch muss man als Zuschauer leider mit teils hölzernem Schauspiel leben sowie typisch für den asiatischen Kinomarkt streckweise doch ziemlich schlimmem Overacting. Ebenso sind viele Figuren, allen voran Mike Tysons Frank, nur eindimensionale Karikaturen.
Ip Man 3 Bewertung
Die gleiche Qualität wie seine beiden Vorgänger kann Ip Man 3 leider nicht bieten, dafür fehlt es ein wenig an Härte und der Anteil der durch Wire-Tricks erzeugten Kampfszenen ist zu hoch. Doch trotz dieser Abzüge in der B-Note lebt dieser Film erneut von Donnie Yens Darstellung des Meister Ip und da brauchen wir nicht viele Worte verlieren, dass Fans der Reihe schon allein aus diesem Grund nicht an Ip Man 3 vorbeikommen werden. Vor allem dann nicht, wenn sie wissen wollen, wie die Geschichte endet. Weniger Kampf, dafür deutlich emotionaler bildet Ip Man 3 den tollen Abschluss einer großartigen Filmreihe.