Bewertung: 3 / 5
Wir wissen nicht erst seit Stirb langsam 4.0, dass wir in unserer digitalen Welt verwundbarer sind als wir es uns wünschen. Eine Gefahr, die sich auch durch Blackhat zieht, in dem ein gerissener Hacker sich an der Börse und Kernkraftwerke zu schaffen macht. Um Schlimmeres abzuwenden, erwägt der US-Geheimdienst drastische Maßnahmen: Nicholas Hathaway (Chris Hemsworth) wird aus dem Gefängnis entlassen, um dem ermittelnden Team zur Hand zu gehen. An seiner Seite der chinesische Offizier Dawai (Leehom Wang), der den Angriff auf das chinesische Kernkraftwerk aufklären soll. Die Spur führt beide zu einem alten Code, den beide einst mitentwickelt haben - und schlussendlich nach Asien, wo aus den Jägern plötzlich Gejagte werden...
Michael Manns (Heat, Public Enemies) neuester Film reiht sich ohne Probleme in die Riege bekannter Computer- und Internet-Thriller ein, sei Who Am I - Kein System ist sicher, das erwähnte Stirb Langsam 4 oder das schon etwas betagte Das Netz. Alle haben eins gemein, sie führen uns auf beklemmende Art und Weise die Grenzen unserer heutigen Technik vor Augen. Da macht auch Blackhat keine Ausnahme, in dem abseits aller technischen Detailverliebtheit auch ordentlich was fürs actionverwöhnte Auge geboten wird.
Trailer zu Blackhat
Ja, es ist schon unheimlich sich vorzustellen, wie schnell Schindluder mit einem einzigen digitalen Klick getrieben werden kann, der die Menschheit teilweise vor große Gefahren stellt. Wenn auch etwas verspielt, gefällt der "digitale Zoom" ins Computersystem zu Beginn, der an Tron beziehungsweise seinen Nachfolger Tron - Legacy erinnert. Wenn das Wohl des Einzelnen mal wieder höher angesetzt wird als das Wohl vieler, lässt sich die Konfrontation zwischen Staat und Hacker nur schlecht vermeiden und lässt dementsprechend nicht lange auf sich warten. So temporeich Mann Blackhat dabei inszeniert hat, der offenbar Wert darauf legte, dass nicht alles so auf Hochglanz gebügelt wirkt, so typisch Hollywood-like wirkt der Film aber an anderer Stelle. Hathaway mag der Mann fürs digitale Detail sein, doch nicht so nerdig wie man denken mag, denn neben Nahkampferfahrung ist er überhaupt ziemlich patent und gewieft - was einen einerseits etwas neidisch, aber dann auch wieder etwas ungläubig staunend im Kinosessel zurücklässt. Zwar wird er nicht gleich zu James Bond, aber man darf sich fragen, warum Filme, die einerseits so realistisch sein wollen, um uns die allseits präsente Bedrohung vor Augen zu führen, andererseits immer die Allzweckkeule rausholen müssen.
An Hemsworth' Seite erleben wir unter anderem Viola Davis (The Help) als Agentin, Ritchie Coster (The Dark Knight) als gnadenlosen Conterpart sowie Yorick van Wageningen (47 Ronin) als Drahtzieher. Gerade Coster kann man aufgrund seiner rücksichtslosen Vorgehensweise richtig hassen lernen (wie einst Robert Carlyles Begbie aus Trainspotting), der seine Rolle sehr eindringlich spielt. Nicht zu vergessen Leehom Wang sowie Wei Tang als chinesisches Geschwisterpaar, wobei gerade sie in sentimentalen Szenen eine wunderbare Verletzlichkeit an den Tag legt. Blackhat legt dabei nicht allein über die Darsteller, sondern auch das Setting in China, Malaysia und Indonesien den Fokus auf asiatische Zuschauer, wobei die Geschichte auch nicht konstruiert wirkt, nur um neue Märkte zu erschließen.
So actionreich und mitunter überhaupt nicht blutleer Blackhat inszeniert ist, fehlt etwas zum durchgängig packenden Thriller. Hemsworth kommt selbst stattlich wie immer daher, doch die Rolle nahmen wir ihm in letzter Instanz nicht ganz ab. Wir sprechen von einem soliden Thriller, der seine Momente hat und zeigt, was alles möglich ist, wenn man ein eingespieltes Team und gerissen genug ist - so oder so.