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Brimstone - Erlöse uns von dem Bösen

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Flucht unmöglich

Brimstone Kritik

Brimstone Kritik
4 Kommentare - 03.05.2017 von Moviejones
Wir haben uns "Brimstone - Erlöse uns von dem Bösen" für euch angeschaut und verraten euch in unserer Kritik, ob sich dieser Film lohnt.
Brimstone

Bewertung: 4 / 5

Wenn man Tage oder Wochen später noch an einen Film denkt. Wenn kurze Erinnerungen aufblitzen, Momentaufnahmen, und man sich an bestimmte Szenen oder Personen erinnert. So ging es uns kurz nach dem Besuch von Brimstone, obwohl oder vielleicht sogar gerade weil er wenig überraschend die Kritiker- und Zuschauergemeinde gespalten hat. Ein langer dramatischer Westernritt mit einer tollen Dakota Fanning und einem hassenswerten Guy Pearce fasziniert auf weiter Strecke, so man die unbestritten brutalen Szenen übersteht beziehungsweise das ganze Werk von Regisseur Martin Koolhoven auf sich wirken lässt, ohne jede Regieentscheidung zu hinterfragen.

Brimstone Kritik

Liz (Fanning), eine stumme junge Frau, ist auf der Flucht vor ihrer Vergangenheit. In der Ehe mit dem Witwer Eli (William Houston) sucht sie Geborgenheit, Sicherheit, Vergessen, und als Hebamme im Dorf genießt sie Vertrauen. Eines Tages lässt sich ein Reverend (Pearce) in dem kleinen Ort nieder und all das Böse aus Liz´ Vergangenheit holt sie mit einem Schlag wieder ein: Auf der Flucht vor diesem Mann, der sie erniedrigen will, geht Liz an ihre Grenzen und muss erkennen, dass die Zeit des Versteckens vorbei ist...

Trailer zu Brimstone

Beim Schauen von Brimstone ("Schwefel") wird man unweigerlich an seine Grenzen geführt. Auf der einen Seite der unermessliche psychologische Druck, dem sich Liz aussetzen muss, auf der anderen Seite die ungeschönte Darstellung und brutalen Szenen, die in den USA ein R-Rating nach sich zogen. Brimstone ist tatsächlich äußerst gewalttätig und zudem verschreckend ob der bigotten Weltsicht des Reverends, der sich partout nicht abschütteln lässt. Guy Pearce bringt die kranke Raserei des Mannes derart grauenvoll auf den Punkt, dessen ganzes Gebaren auf religiösem Fundamentalismus beruht und umso hassenswerter ist.

Überhaupt ist die Darstellung der mitunter wirklich gravierenden Todesarten und Kämpfe nichts für Zartbesaitete, doch gerade diese Konsequenz macht Brimstone zu einem kraftvollen Leidensepos, das nichts beschönigt. Auch die interessante Inszenierung mit zeitlichen Sprüngen und Kapiteln lässt das 148 Minuten lange Werk greifbar werden. Die gewählte Endszene ist dabei in Ordnung, jedoch hätte dem Film noch etwas mehr Dramatik verliehen werden können, wenn der Cut ein paar Minuten früher geschehen wäre - etwas, was auch bei Der Herr der Ringe - Die Rückkehr des Königs gern diskutiert wird.

Auf der anderen Seite gefiel uns das Werk gerade deswegen, weil es wirklich Menschen in Ausnahmesituationen zeigt und demgegenüber Menschen, die ausnahmslos barbarisch vorgehen. Für viele zu sadistisch und auch zu lang, mag man die Herangehensweise von Regisseur Martin Koolhoven kritisieren, doch es gab und gibt solche Ungetüme wie den Reverend, warum also beschönigen, was real ist? Brimstone erinnert in seiner unfassbaren Rohheit und eben auch Unabsehbarkeit an Romane wie "Wolfsruf" (Somtow) oder "Das Lied von Eis und Feuer" (Martin), wo ebenfalls nichts und niemand sicher ist, die gerade deswegen so nachklingen und Eindruck hinterlassen. So manche negative Stimme fokussiert sich auch stark auf die Unterdrückung der Frau im Film und übersieht dabei, dass es sich bei Liz um eine absolut starke Persönlichkeit handelt. Fanning spielt schüchtern, neckisch, verzweifelt, kraftvoll, ergriffen ... und ist damit als Gegenpol zu Pearce in seiner Unmenschlichkeit eine der beiden Säulen des Films. Er ist der Inbegriff der Bigotterie und ein Symbol dafür, was bei so manchen Religiösen falsch läuft, wenn die Auslegung von Versen nach persönlichem Gutdünken zu Besessenheit führt.

Das Leben schuldet einem nichts, bloß weil man nett ist oder ehrfürchtig - und das beweist Brimstone mit erschreckender Deutlichkeit. Das Leben ist wahrlich kein Ponyhof und Menschen stehen auf gruselige Erzählungen: Das Alte Testament ist ein einziger Horrortrip, man denke nur an Abel, Lots Töchter oder Isaak (der grade noch mal Glück hatte) - warum also aufregen, wenn in Filmen Unaussprechliches thematisiert und eben nicht weggeblendet wird? Polarisierende Werke wie Brimstone mögen einen gewissen animalischen Voyeurismus befriedigen, aber sie erzählen auch eine Geschichte, eine Geschichte über Leid, Verlust und absoluten Kampfwillen, die einen am Ende ergriffen zurücklassen.

Brimstone Bewertung
Bewertung des Films
810

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4 Kommentare
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MisfitsFilms : : Marki Mork
21.11.2017 17:23 Uhr
0
Dabei seit: 09.07.13 | Posts: 4.458 | Reviews: 0 | Hüte: 126

Hab ich schon eine Weile auf dem Schirm, und mich eben auf das Lesen der Kritik gefreut.

Und liest sich klasse! Ich mag rauhe, harte Western *timtaylorgrunzen*

Eigentlich jede Art von Western, von episch, über kompromisslos, von Terrence bis Bud, über Felljäger und Kannibalen, bis hin zu Popcorn Unterhaltung a la YOUNG GUNS oder DIE GLORREICHEN SIEBEN.

Außer die von der Stange bei Westworth mit Boygroup Sängern mit glorreichen Dialogen wie "Ich schieße dich so lange tot bis du stirbst, MacDonald! Dann gehört deine Farm mir, hiha hiha hooo!"

Allerdings verwirrt mich das Datum etwas . ist das richtig? Lief der schon, kommt der noch? Oder hat meine VHS Zeitmaschine doch funktioniert, und der elektrische Schlag war in Wahrheit die Reise zurück?

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Moviejones : : Das Original
20.11.2017 17:42 Uhr
0
Dabei seit: 15.10.08 | Posts: 2.358 | Reviews: 1.212 | Hüte: 181

Wer sagt, dass wir nicht darüber Bescheid wissen? Wir sind über die genannten biblischen Personen sehr gut im Bilde. Wir erwähnen nichts, nur um ein paar Zeilen zu schreiben, sondern weil es für uns passte. Und das Alte Testament ist wahrlich grausam in vielen Erzählungen. Deutung hin oder her.

Wir achten deine Meinung, aber wir werden weiterhin auf Dinge Bezug nehmen, ob religiöser Natur oder nicht, wenn es im Kontext erwähnenswert ist.

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pursuyt : : Moviejones-Fan
20.11.2017 17:12 Uhr
0
Dabei seit: 26.03.14 | Posts: 553 | Reviews: 6 | Hüte: 23

Interessante Kritik, interessanter Film, dürfte mal geschaut werden! smile

Aber bitte, @MJ, haltet euch ein bisschen zurück mit Urteilen über die Bibel, wer sie nicht gelesen hat, für den wird es schwierig, sie zu beurteilen. Ich bin grad dabei - und, ja, manchmal ist es echt anstrengend! laughing - und ich finde, dass es genau im Gegenteil, total die krasse Story darüber ist, wie Gott den Menschen beschützt bzw. nicht allein lässt! smile

Quentin Tarantino ist so wie eine Kartoffel - nur anders.

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Kothoga : : Moviejones-Fan
20.11.2017 17:01 Uhr
0
Dabei seit: 05.03.17 | Posts: 823 | Reviews: 0 | Hüte: 22

Die Kritik habt ihr ja schon vor langer Zeit geschrieben, seitdem wart ich auf den Film und jetzt kommt er ja endlich ins Kino - Ticket ist sicher!

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