1993 als Imprint von DC Comics gegründet, steht Vertigo für die erwachseneren, härteren und riskanteren Titel, die mit Themen wie Gewalt oder Sex fürs familienfreundlichere Hauptlabel ungeeignet sind. Eine ganz ähnliche Aufteilung bahnt sich auch innerhalb des DC-Filmuniversums an.
Während die Blockbuster und sicheren Kassenknüller wie Batman v Superman - Dawn of Justice, Wonder Woman oder Aquaman bei Warner Bros. bleiben, werden sämtliche Vertigo-Adaptionen, allen voran Joseph Gordon-Levitts Sandman (nach dem Comic von Neil Gaiman), zum Tochterstudio New Line Cinema abgeschoben. Wobei "abgeschoben" vielleicht zu negativ klingt. Sagen wir, sie alle fallen nun unter die Schirmherrschaft von New Line. COO Toby Emmerich und Produktionspräsident Richard Brener etwa sollen Sandman betreuen.
Für uns als "Konsumenten" macht es auf den ersten Blick keinen großen Unterschied. Für diese kleineren Filme könnte es aber eine Chance sein, um aus dem Schatten der alles überstrahlenden DC-Superhelden herauszutreten und ihre eigene Nische zu finden - nah an der Comicvorlage, ohne von Warner Bros. weichgespült zu werden. Etwas Verwirrung stiftet nur der Hollywood Reporter mit der Information, dass es zwei Ausnahmen geben soll. Die eine ist Shazam mit Dwayne "The Rock" Johnson als Black Adam. Bisher entwickelte New Line den Film, was auch so beibehalten wird.
Die andere Ausnahme: Dark Universe oder Justice League Dark, mit Charakteren wie Constantine, Zatanna, Deadman und dem Ding aus dem Sumpf. Hier hält Warner Bros. weiter den Finger drauf, weil man versuchen will, einige der Figuren ins DC-Universum zu integrieren, genau wie in den Comics. Allerdings ohne Guillermo del Toro, der sich den Film jahrelang vorgenommen hatte, aber nicht mehr daran beteiligt sein soll.
Kommen wir noch mal auf Sandman zurück. Bei einer Reddit-Fragerunde erklärte Gordon-Levitt, warum er einen Kinofilm für sinnvoller hält als eine TV-Serie. Wenn man den episodischen Weg ginge, glaubt er, könnte es als eine weniger gute Version dessen, was in den Comics schon brillant umgesetzt ist, enden. Wenn man den Stoff aber für einen großen Film aufbereitet, können Gaimans großartige Figuren und Ideen auf eine Weise Gestalt annehmen wie noch nie zuvor. Allein auf visueller Ebene verdiene es Sandman außerdem, absolut umwerfend auszusehen. So cineastisch einige Serien heutzutage auch sind, können sie für Gordon-Levitt doch immer noch nicht mit Kinofilmen mithalten, weil einfach das Geld fehlt.
Natürlich ist es unmöglich, all die kleinen genialen Momente aus den Comics im Film unterzubringen. Manches wird direkt übernommen, manches erst erfunden und sehr vieles angepasst, in einen anderen Kontext gebracht, kombiniert oder zusammengefasst. Dem Grundgedanken von Sandman will Gordon-Levitt aber gänzlich treu bleiben: dass Träume, Geschichten und Magie eigentlich alles dasselbe, dass sie real und mächtig sind.